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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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zu überlegen und ihn skandieren, bevor sie ihn überhaupt erst aussprechen… Und wenn Sie sich einmal vergessen und spontan in ihrer Sprache reden, wird Sie jeder als Analphabeten verachten.«
    »Sie übertreiben«, sagte Addyer. »Ich wette darauf, daß es Zeitalter gibt, in denen ich sehr glücklich sein könnte. Seit Jahren habe ich schon darüber nachgedacht, und ich…«
    »Jaaa«, schnaubte Jelling, »die große Illusion. Nennen Sie eines dieser Zeitalter.«
    »Die amerikanische Revolution.«
    »Pfui! Keine sanitären Anlagen, keine Medikamente. Cholera in Philadelphia. Malaria in New York. Keine Betäubungsmittel. Todesstrafe auf Hunderte kleinster Vergehen. Sie würden an der winzigsten Verletzung sterben. Keine Bücher und keine Musik, die Sie mögen würden. Die Berufe, für die Sie ausgebildet worden sind, gibt es dort noch nicht. Versuchen Sie es noch einmal!«
    »Das Viktorianische Zeitalter.«
    »Haben Sie gute Augen und Zähne? Die müssen Sie schon haben. Wir können Ihre Plomben und Ihre Brille nicht mit in die Vergangenheit schicken. Wie ist es um Ihre Ethik bestellt? Schlecht? Das muß sie auch sein, sonst würden Sie in dieser Epoche verhungern, wo niemand sich darum kümmert, ob man Ihnen die Kehle durchschneidet oder nicht. Was halten Sie von Klassenunterschieden? Die waren damals überaus stark. Welcher Religion gehören Sie an? Sie wären besser nicht jüdisch, katholisch, ein Quäker oder Moravianer und dürften auch keiner religiösen Minderheit angehören. Wie ist Ihre politische Einstellung? Wenn Sie heutzutage ein Reaktionär sind, wären Sie mit der gleichen Meinung vor hundert Jahren ein gefährlicher Radikaler. Ich glaube nicht, daß Sie dort glücklich sein könnten.«
    »Ich würde zumindest aber in Sicherheit leben.«
    »Nur, wenn Sie reich sind – und wir können kein Geld mitschicken. Nur Ihren Körper. Nein, Addyer, die Armen starben in jenen Tagen im Durchschnittsalter von vierzig Jahren, totgearbeitet, ausgebrannt. Nur die Privilegierten lebten länger, und Sie gehören nicht zu ihnen.«
    »Auch nicht mit meinem überlegenen Wissen?« Jelling nickte müde. »Ich wußte, daß dies früher oder später kommen würde. Welches überlegene Wissen? Ihre wissenschaftliche Halbbildung, Ihr Wissen um spätere Erfindungen? Seien Sie doch kein Narr, Addyer, Sie genießen die Technologie Ihres Zeitalters, ohne die geringste Ahnung zu haben, wie Sie wirklich funktioniert.«
    »Wieso Halbwissen? Ich könnte mich doch darauf vorbereiten.«
    »Worauf, zum Beispiel?«
    »Nun, sagen wir, darauf, das Radio zu erfinden.« Jelling lächelte. »Sie könnten das Radio erst erfinden, wenn Sie jene hundert verschiedenen technischen Entwicklungen erfunden haben, die darin aufgegangen sind. Sie müßten eine völlig neue Industrie schaffen, die zum Beispiel die von Ihnen entdeckte Vakuumröhre produzieren kann, den Wechselstromkreis, den nicht überlagernden, rauschfreien Empfänger und so weiter. Sie müßten Strom produzieren, Generatoren und alles, was dazugehört. Sie müßten… aber warum sollen wir uns Gedanken über das Offensichtliche machen? Würden Sie den Verbrennungsmotor erfinden wollen, bevor es Benzin gibt?«
    »O Gott!« stöhnte Addyer.
    »Und noch etwas«, fuhr Jelling grimmig fort. »Ich habe von technischen Werkzeugen gesprochen, aber auch die Sprache ist ein Werkzeug – das der Kommunikation. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, daß ein noch so umfassendes Sprachstudium Ihnen niemals vermitteln kann, wie eine Sprache wirklich vor Jahrhunderten benutzt wurde? Wissen Sie, wie die Römer Latein ausgesprochen haben? Könnten Sie lernen, in Gälisch zu sprechen und zu denken, in dem Flämisch des siebzehnten Jahrhunderts, in Altniederdeutsch? Niemals! Sie wären ein Taubstummer.«
    »Darüber habe ich noch niemals nachgedacht«, sagte Addyer langsam. »Flüchtlinge denken nie daran. Sie suchen einzig und allein nach einer vagen Entschuldigung, um fortlaufen zu können.«
    »Was ist mit Büchern? Ich könnte mir einen bedeutenden Roman einprägen und…«
    »Und was? Weit genug in die Vergangenheit zurückgehen, um dem wirklichen Autor zuvorzukommen? Sie würden dann auch dem Lesepublikum zuvorkommen. Ein Roman wird erst dann bedeutend, wenn die Leserschaft auch bereit ist, ihn zu verstehen. Dieses Geschäft wird erst profitabel, sobald die Öffentlichkeit zu kaufen beginnt.«
    »Und was ist, wenn ich in die Zukunft ginge?« fragte Addyer. »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Das

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