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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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Geheimagent, der jeden Zug Lees voraussah, Jackson, Johnston und Beauregard austrickste, John Wilkes Booth narrte und im Jahre 1868 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde.
    Am nächsten Tag fuhr der OK-Bus eine neue Ladung glücklicher Menschen fort.
    Und am nächsten wieder. Und am nächsten wieder.
    »Vierhundert Touristen in fünf Tagen«, errechnete Addyer. »Das Land ist von Spionen überschwemmt worden.«
    Er begann, durch die Straßen zu streifen, um diese fröhlichen Reisenden auszuhorchen. Das erwies sich jedoch als schwierig. Bevor der Bus kam, waren sie einfach nicht zu fassen. Sie hatten eine freundliche Art, den anderen auszuweichen. Die örtlichen Behörden wußten nichts von ihnen und waren auch nicht interessiert. In diesen Tagen war jedermann nur daran interessiert, mehr schlecht als recht zu überleben. Und das ließ den Gesang auch so obszön erscheinen.
    Nach sieben Tagen Katz-und-Maus-Spiel und einer Woche von Berechnungen zog Addyer plötzlich den großen Schlußstrich. »Das haut hin«, sagte er. »Jeden Tag verlassen achtzig Menschen Lyonesse. Fünfhundert pro Woche. Fünfundzwanzigtausend pro Jahr. Vielleicht erklärt das den Bevölkerungszuwachs.« Obwohl er nur eine winzige Hoffnung hatte, daß es auch ankommen würde, gab er fünfundfünfzig Dollar für ein Telegramm an Grande aus. In dem Telegramm stand: HEUREKA! ICH HABE ES GEFUNDEN.
     
    Haben Sie nicht vielleicht das Geld für eine Tasse Kaffee für mich übrig, ehrenwerte Dame? Ich bin kein gewöhnlicher Tramp, sondern ein mittelloses Geschöpf.
     
    Addyers große Chance kam am nächsten Tag. Der OK-Bus trudelte wie gewöhnlich ein. Wieder versammelte sich eine Menschenmenge, um ihn zu besteigen, aber diesmal waren es zu viele. Drei Leuten wurde die Mitnahme verwehrt. Sie waren überhaupt nicht verärgert, traten zurück, winkten eifrig, als der Bus losfuhr, vereinbarten noch schnell Treffpunkte für die Zukunft, drehten sich dann schweigend um und gingen die Straße hinab.
    Addyer kam wie der Blitz aus seinem Hotelzimmer geschossen. Er folgte dem Trio die Hauptstraße entlang, folgte ihm nach links auf die Fourth Avenue, ging an einem in Ruinen liegenden Schulgebäude vorbei, dann an der demolierten Telefonzentrale, der zerfallenen Bibliothek, dem Bahnhof, der evangelischen und schließlich der katholischen Kirche. Er erreichte die Vororte von Lyonesse und endlich das offene County. Hier mußte er mehr Vorsicht walten lassen. Es war schwierig, den Spionen auf der staubigen, von Warnlichtern hell erleuchteten Straße zu folgen. Er war schließlich kein Selbstmörder und konnte sich somit auch nicht in den Strahlenkratern verstecken. So blieb er äußerst unentschlossen zurück und war schließlich genauso erleichtert, als sie von der zerstörten Straße abbogen und die alte Baker-Farm erreichten. »Aha«, sagte Addyer.
    Er setzte sich auf das Überbleibsel eines Raketengeschosses, das im Straßengraben lag und fragte sich: »Aha – was?« Die Antwort darauf kannte er nicht, aber er wußte, wo sie zu finden war. Er wartete, bis die Dämmerung zur Dunkelheit wurde und kroch dann langsam auf das Farmgebäude zu.
    Während er sich an den tödlichen Strahlenquellen vorbeischlängelte und sich gelegentlich den Kopf an Grabsteinen stieß, wurde er auf zwei Gestalten in der Nacht aufmerksam. Sie hielten sich im Scheunenhof der Baker-Farm auf und benahmen sich überaus seltsam. Einer war groß und dünn. Ein Mann. Er stand so stocksteif wie ein Leuchtturm da. Dann und wann tat er mit äußerster Vorsicht einen Schritt oder winkte langsam der anderen Gestalt zu. Das war ebenfalls ein Mann. Er war untersetzt und tänzelte nervös auf und ab.
    Als Addyer näher herankam, hörte er den großen Mann sagen: »Ruuu buuu fuuu muuu wooo luuu fooo.«
    Darauf antwortete der Tänzelnde: »Wd-nk-kd-ik-md-pd-ld-nk.«
    Dann lachten beide, der Große wie eine Lokomotive, der Tänzelnde wie ein Eichhörnchen. Sie drehten sich um. Der zweite Mann schoß ins Haus. Der Große folgte ihm langsam. Und das war erstaunlich, wirklich erstaunlich.
    »Oho«, sagte Addyer.
    In diesem Moment packten ihn von hinten ein paar Hände und hoben ihn in die Luft. Addyers Herz zog sich zusammen. Ihm blieb noch die Zeit für eine unkontrollierte Zuckung, dann wurde etwas Weiches gegen sein Gesicht gedrückt. Als er die Bewußtlosigkeit verlor, galt sein letzter idiotischer Gedanke einem Teleskop.
     
    Geben Sie einem keineswegs herumlungernden Menschen einen

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