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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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Pickel auf seiner Stirn entdeckt und hält sich nun für ein Monster. Ich nicke verständnisvoll. Die Pubertät verdirbt einem jeden Spaß.
    „Sind Sie verheiratet?“, fragt sie schüchtern und ich erspähe eine spitze Nase und ein einzelnes Auge in dem Kleiderberg.
    „Gott bewahre!“
    „Sehen Sie! Oma glaubt auch, dass es ein Fehler war!“
    Moment. Mir schwant Übles.
    „Das habe ich nicht gesagt!“ Ich kreuze rasch zwei Finger hinter dem Rücken. „So eine Heirat kann durchaus eine richtig tolle Sache sein ...“
    „Sie lügen.“
    „Okay. Fangen wir noch mal von vorn an. Sie sind ... die Braut?“
    „Ich war die Braut“, antwortet der Kleiderberg mit Grabesstimme.
    „Gut, Sie waren die Braut. Und weshalb sind sie nicht die Braut?“
    „Was ist denn das für eine komische Frage?“
    „Entschuldigung. Meine Freundin Britta ist wahrscheinlich besser in so was.“
    Ich überlege krampfhaft.
    „Eigentlich ist die Frage doch nicht so blöd“, sagt der Kleiderberg leise.
    Ich atme erleichtert aus.
    „Ich habe Angst, dass ich einen Fehler gemacht habe.“
    „Menschen machen andauernd Fehler, dafür bin ich ein Paradebeispiel.“
    „Aber doch nicht solche!“
    „Lieben Sie ihn? Denjenigen, dem Sie ihr Jawort gegeben haben, meine ich.“
    Der Kleiderberg schweigt.
    „Ich glaube, schon.“
    „Dann ist ja alles klar.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Sehen Sie, vielleicht ist das tatsächlich der Tag, an dem Sie den größten Fehler ihres Lebens gemacht haben. Aber hey, was soll´s? Die Trauung ist überstanden, es ist Ihre Party! Und da unten wartet ein Mann darauf, Sie für eine ganze Weile glücklich zu machen. Manche Menschen erleben diesen Moment nie. Ich würde jetzt ganz schnell aus diesem Bett kriechen, um so richtig Spaß an diesem Fehler zu haben. Und für morgen gebe ich Ihnen die Adresse eines beinharten Scheidungsanwalts.“
    Der Kleiderberg kichert. „Sie sind witzig. Das wusste ich.“
    „Sie wussten das?“
    „Ich ... hab Sie vorhin gesehen. Sie sahen nett aus, deshalb ... dachte ich mir einfach, dass Sie bestimmt auch irgendwie ... witzig sind.“
    Teenager sind merkwürdige Wesen. 
    „Danke für das Kompliment“, antworte ich trocken und erhebe mich. „Ich muss los. Ich würde mich aber freuen, wenn Sie nach den ganzen langweiligen Reden einen Sekt mit mir trinken.“
    „Versprechen Sie das? Ich meine, dass Sie bleiben?“
    „Ich habe keine Wahl. Ich arbeite hier. Sie finden mich am Buffet.“
    „Sie sind ... ich ... Danke.“
    „Ich habe zu danken. Sie haben mir gerade etwas Wichtiges klargemacht.“
     
    „Lieber Felix, ich würde gerne mit dir essen gehen.
    Morgen um sieben? Im Fährhaus? Katta.“
     
    *
     
    „Mensch Katta, wir haben überall nach dir gesucht! Der Sektempfang ist durch und der Brautvater hält jeden Moment die Eröffnungsrede. Ich hab noch nicht mal einen Blick auf das Brautkleid geworfen!“ Julias Gesicht ist hochrot.
    Habe ich so lange gebraucht, um die SMS an Felix zu schreiben? Ich schicke die Nachricht ab und klappe befriedigt mein Telefon zu. Der Rest liegt jetzt in den Händen des Schicksals, das es vielleicht ausnahmsweise mal gut mit mir meint.
    „Ich hatte ein wichtiges Gespräch.“
    „Aha“, sagt Julia einfältig.
    „Du kannst ruhig gucken gehen, ich halte die Stellung. Husch, ab mit dir!“
    Das lässt Schneckenvögelchen sich nicht zweimal sagen. Flink bindet sie ihre Schürze ab, legt sie ordentlich gefaltet auf die Anrichte und schlüpft selig lächelnd in den Festsaal. Ich schaue eine Weile auf die Milchglas-Türflügel, die zu den letzten Akkorden von „I will always love you“ von Whitney Houston auf und ab schwingen. Hochzeiten sind schon eine komische Sache. Was einige Menschen kreuzunglücklich macht, rührt andere zu Tränen.
    „Vielleicht ist das alles ja doch nicht so albern, wie ich dachte.“ Fröhlich fische ich eine Sektflasche aus der Kühlschale. Merkt schon keiner, wenn ich mir einen Schluck genehmige. Nur so zum Anwärmen.
    „Katta?“
    Fast hätte ich den Sekt ausgespuckt. „Himmel, Britta! Musst du dich so anschleichen?!“
    „Felix ist hier! Und er ist ...“
    „Weiß ich. Bestimmt schießt er ein paar hübsche Bilder von dem Brautpaar.“ Verträumt betrachte ich die Blubberbläschen in meinem Glas. Das Gesicht meiner Freundin ist aschfahl. Wahrscheinlich ist ihr ein Absatz abgebrochen. „Was ist los, Britta? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen. Dabei habe ich Louise gar nicht

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