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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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mitgebracht.“ Ich amüsiere mich königlich über meinen eigenen Scherz.
    Brittas Augenbraue schnellt in die Höhe. Sie öffnet den Mund und ... im Türrahmen erscheint ein junger Mann mit Igelfrisur und sieht sich ratlos um.
    „Kann ich Ihnen einen Drink anbieten? Campari Orange, Aperol Sprizz oder lieber ein Kölsch? Ich könnte Ihnen auch einen ‚Hugo‘ mixen, der ist köstlich – trotz des albernen Namens. Prosecco mit Holundersirup und frischer Minze, das Ganze garniert mit einer Limettenscheibe“, flöte ich dienstbeflissen. Er lächelt schüchtern und schwenkt seine Kamera.
    „Ich nehme gern ein Bier, wenn ich vorher ein Foto von der hinreißenden Cateringcrew schießen darf. Ich bin nämlich auf Motivsuche.“
    Ich lache auf. Britta wird noch eine Spur blasser, sofern möglich.
    „Wie viele Hochzeitsfotografen hat Frau Lohrisch denn angeheuert? Will sie auf Nummer sicher gehen?“ Ich genehmige mir einen kräftigen Schluck von meiner Prickelbrause. Ich liebe diesen Hugo-Drink!
    „Ich verstehe nicht, was sie damit meinen. Soweit ich weiß, bin ich der einzige, bezahlte Fotograf auf dieser Veranstaltung.“
    „Nein, das kann nicht sein. Felix Sander ist auch wegen der Fotos hier.“
    „Felix Sander? Sie meinen den ...“ Der Fotograf verstummt, als Britta resolut ihr Dekolleté zwischen uns schiebt. Meine Freundin würdigt den sichtlich verwirrten Mann keines Blickes.
    „Ich muss dir was zeigen!“ Sie umfasst mein Handgelenk, der Hugo spritzt auf ihr Seidenkleid. Sie schaut nicht mal hin.
    „Mensch Britta! Das teure ...“
    „SOFORT!“
     
    Obwohl der Festsaal gerammelt voll ist und etliche Gäste stehen müssen, ist es mäuschenstill. Britta und ich zwängen uns in ein Grüppchen taftröckiger Frauen, garantiert Freundinnen der Braut, die an Sektgläsern nippen und andächtig lauschen. Die Servicemädels sind weiß Gott nicht zu beneiden. In dem Gewühl findet ja die rechte Hand nicht die Linke!
    „Liebes Brautpaar, liebe Familie, liebe Gäste. Obwohl mich nur wenige von Ihnen kennen, habe ich die Aufgabe, heute die erste Ansprache zu halten.“
    Die blecherne Stimme stammt aus einem völlig übersteuerten Lautsprecher. Ich recke den Hals und stelle mich auf die Zehenspitzen, erspähe aber bloß einen reizvollen Schwanennacken, auf dem ein Turm von Locken sitzt. Zahllose andere gekämmte, lockige und wellige Hinterköpfe versperren die Sicht auf das Hochzeitspaar, und die Luft ist derart parfümvernebelt, dass ich durch den Mund atmen muss.
    „Wie sollen wir Felix hier nur finden?“, wispere ich Britta zu. Meine Freundin bleibt abrupt stehen, sodass ich fast in sie hineinremple.
    „Wir haben ihn schon gefunden, Katta.“
    Sie fährt ihren Ellbogen aus und zieht mich hinter sich her. Endlich entsteht eine protestierende Lücke zwischen den schlanken Mädchenleibern und ich erkenne das Kopfende der u-förmigen Hochzeitstafel. Mir fällt die Kinnlade herab.
    Ich halluziniere. Oder bin dermaßen beschwipst, dass ich Realität und Wunschdenken verdrehe. Etwas Nasses läuft an meiner Wade herunter, ungläubig betrachte ich das leere Glas in meiner Hand, das ich plötzlich falsch herum halte. Ich ringe nach Luft, bis meine Lunge sich wie ein überdimensionaler Blasebalg anfühlt. Dann kneife ich die Augen zusammen und hoffe, diesmal das zu sehen, was ich erwarte. Leider werde ich enttäuscht.
    Die Braut, der Kleiderberg ... ist Felix´ neue Freundin höchstpersönlich! Und der junge Mann neben ihr, der sie gerade verliebt anlächelt ...
    „Das ist ja gar nicht Felix!“
    Ich weiß nicht, ob ich schockiert oder erleichtert sein soll. Vielleicht entscheide ich mich für beides.
    „Was du nicht sagst.“ Britta deutet mit dem Finger zu der hochgewachsenen Gestalt am Rednerpult.
    „Meine Tochter Carolina verzeiht mir bestimmt, wenn das hier keine gewöhnliche Brautvater-Rede wird. Ich finde mich in meiner neuen Rolle noch zurecht und möchte diesen Anlass zunächst nutzen, um mich bei einem Menschen, der mir sehr viel bedeutet, zu entschuldigen.“
    Tochter?! Hat Felix gerade eben tatsächlich „Tochter“ gesagt?!
    Sämtliche Frisuren wackeln hin und her, die dazugehörigen Gesichter neigen sich einander zu und beginnen, zu tuscheln. Wie ein Lauffeuer breitet sich das Geflüster im Saal aus, als ob Felix Worte den ersten Stein einer Dominolaufbahn angetippt hätte. Carolina lächelt selig und wirkt reichlich beschwipst. Frau Lohrisch neben ihr faltet mit engelsgleicher Miene die Hände im

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