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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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Delikatessen aus dem Cook & Kill gespannt!“
    Legendär? Cook & Kill? Ich nicke erneut und erspare mir die Berichtigung. Wahrscheinlich kennt sie uns vom Fernsehen. Komisch, denn ich hätte ihr nicht zugetraut, dass sie banale Kochsendungen sieht.
    „Ich freue mich auch, Frau Lohrisch.“
    „Nennen Sie mich Margarete, Liebes“, sagt sie warm, woraufhin ich Britta einen warnenden Blick zuwerfe. Die ringt verzweifelt nach Luft und hustet los.
    „Und das ist mein Enkel Timon. Ich habe noch drei davon, aber die anderen beiden hindern Nummer vier gerade daran, im Nachhinein die Flucht zu ergreifen. Diese jungen Leute wissen heutzutage nicht mehr, dass ein Jawort länger währt, als ein Abend in der Disko ...“
    Britta schnäuzt in ihr Taschentuch und versucht, ihre Lachtränen als Erkältungssymptom zu verkaufen. Mich kostet meine ernste Miene ebenfalls enorme Beherrschung. Margarete plappert indes ungerührt weiter.
    „Wie auch immer, die Hormone meiner frisch vermählten Enkeltochter sollen nicht ihre Sorge sein. Schließlich sind sie für unser leibliches Wohl zuständig, abgesehen von ...“, sie unterbricht sich abrupt und linst in den Wagenfond. „Was haben Sie uns denn Schönes mitgebracht?“
    „Oh, eine Menge köstliche Kleinigkeiten in großen Kisten. Hoffen wir, dass Timon genügend Muskelkraft mitbringt!“ Britta schluckt das letzte Kichern herunter und mustert Frau Lohrischs Enkel anzüglich. Leider zieht sie den Ellbogen von der Armlehne, ehe ich hineinzwicken kann.
    „Genau. Eine Ladung hübscher, bunter Häppchen, überraschend wie das Leben selbst“, murmele ich in Margaretes verdutztes Gesicht und setze ein strahlendes Lächeln auf.
     
    Zu meiner Enttäuschung übertrifft Schloss Warndorf von innen alles, was es von außen verspricht. Wahrlich ein Märchenschloss. Mit Goldkandelabern, Barockmöbeln und Marmorfreitreppe. Passend zu einer Märchenhochzeit.
    „Manchen Leuten wird der Popo mit Feenstaub gepudert. Als ob es nicht genügen würde, die Nadel im Stroh gefunden zu haben, die einen heiraten will.“
    „Heuhaufen“, berichtigt Britta und mustert den himbeerfarbenen Teppich.
    „Was?“
    „Es heißt `die Nadel im Heuhaufen finden´. Die du übrigens weggeworfen hast, weil sie dich an der falschen Stelle gepiekst hat.“
    „Ich hätte deiner Meinung nach also Felix´ Seitensprung tolerieren sollen?!“
    „Katta, du weißt gar nicht, ob er eine Affäre hatte!“
    „Dann habe ich mir Püppi bloß eingebildet?! So wie den lila Lippenstift, das Blitzerfoto und ... ähm, ...“ Das ist typisch für mich. Im ungünstigsten Moment verlässt mich mein Gedächtnis und mein Sprachzentrum hat einen Totalausfall.
    „Alles Dinge, für die es eine harmlose Erklärung geben könnte. Aber du plauderst eher mit Geistern, bevor du den Mann, den du liebst, um eine Aussprache bittest. Wenn du mich fragst, hast du einfach nur Schiss vor dem Leben“, sagt Britta sanft, beäugt noch einmal den Läufer und marschiert los.
    „Spinnst du? Du kannst mir doch nicht so was um die Ohren hauen und mich dann stehen lassen!“
    „Aus fachlicher Sicht ist es sogar das Beste für dich, wenn ich dich alleine lasse, Katta. Du denkst nach und ich besichtige derweil den Tanzsaal“, lacht sie über die Schulter und tippt mit zwei Fingern an ihre Schläfe, ehe sie um die Ecke verschwindet.
    „Na prima. Wer solche Freunde hat, der braucht keine ...“ Ich verstumme, als ich Frau Lohrischs Enkel bemerke, der feixend an der Brüstung lehnt. Er muss jedes Wort von unserem Streit mitbekommen haben.
    „Zeigen Sie mir, wo das Büffet hinsoll oder wollen Sie noch länger hier rumhängen und fremde Leute belauschen?!“
    „Kein Problem“, grinst Timon und nimmt mir galant die Olivengläserkiste ab, die garantiert einen blauen Fleck auf meiner Hüfte hinterlassen hat. Er macht keinerlei Anstalten, seine Sonnenbrille abzunehmen, was mich unbändig ärgert.
    „Ganz schön sonnig hier drin, hm?“
    Der Anzugrücken bremst abrupt, sodass ich beinahe gegen ihn geprallt wäre.
    „Passen Sie doch auf!“
    „Wissen Sie was?“ Er dreht sich um, und ich begegne meinem eigenen, angriffslustigen Gesicht, das sich in Timons Brillengläsern spiegelt.
    „Was?“
    Er lupft die Brille, ich zucke zusammen. Timons Augen sind rot. Jetzt fallen mir auch seine blasse Haut und das blaue Adergeäst auf seinen Handrücken auf. Frau Lohrischs Enkel ist ein Albino.
    „Ich finde, Ihre Freundin ist eine kluge Frau“, bemerkt er mit einem

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