Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
Vom Netzwerk:
zu lösen. Jonas nahm ihn mir ab.
    Dann schob er sich durch die wogende und beleidigt zur Seite tretende Menge bis zum  DJ -Pult.
    Was hatte er denn vor? Der  DJ  hörte sich Jonas’ Geschrei an – normales Reden war ja hier unmöglich –, nickte, sah zu mir herüber und lachte. Dann hörte die Musik auf. Was zum …? Die Menge buhte und beschwerte sich. Ich war schwer irritiert. Der  DJ  nahm sein Mikro und sprach: »So, Leute, sorry, wir machen mal ’ne kurze Unterbrechung, und lasst doch bitte mal diesen jungen Mann durch, der möchte etwas sagen.«
    Oh Gott. Oh Gott, oh Gott. Nein, bitte nicht. Fremdschämfaktor hoch zehn! Ich wollte nichts weniger, als dass er uns jetzt hier völlig blamierte, indem er mir öffentlich eine Liebeserklärung machte oder was auch immer.
    Aber es kam noch schlimmer. Jonas nahm das kabellose Mikro und schritt auf mich zu. Alle wichen lachend, lächelnd oder grinsend zur Seite, als er zu mir ging.
    »Hey, Süße!«, sagte er mit seiner schönen Stimme, die mir durchs Mikro verstärkt die Knie weich werden ließ. Es herrschte gespannte Erwartung. Wären wir nicht schon verheiratet, hätte ich angenommen, dass er mir einen Heiratsantrag machen würde. Das wäre jetzt so eine klassische Situation dafür.
    Und er wusste ja, wie sehr ich auf so was stand. Feuerwerk, Leuchtfontänen und Liebesschwüre in der Öffentlichkeit konnten absolut mein Herz erweichen. Dann schrie ich »süüüüß!« und »guck mal!« und fand das alles so rührend und schön – aber  nicht,  wenn ich völlig unvorbereitet selbst im Mittelpunkt stand! Wie peinlich war  das  denn?
    Er ließ sich vor mir auf die Knie sinken. Die Umstehenden johlten. »Meine Sophie!«, sagte Jonas ins Mikro, und die Menge hörte und sah gespannt zu.  Meine Sophie,  das sagte Jonas nur, wenn er etwas sehr ernst meinte. Wenn er mit mir schimpfte, weil ich etwas ausgefressen hatte, oder wenn er meine volle Aufmerksamkeit haben wollte. Na, deren konnte er sich wohl sicher sein.
    »Ich möchte mich in aller Öffentlichkeit bei dir entschuldigen.« Ein Raunen ging durch die Menge. Aha, seht an, er hat Scheiße gebaut. Augenbrauen wurden hochgezogen. Was hatte der sympathische junge Mann denn gemacht?, fragten sich alle. Und dachten sich sofort ihren Teil. Jonas merkte wohl auch, dass er in keinem guten Licht dastand, beziehungsweise da kniete, und erklärte sich.
    »Ich habe die Liebe meines Lebens vernachlässigt und als selbstverständlich angesehen. Das tut mir von Herzen leid. Sophie, bitte verzeih mir!«
    Er sah mich mit seinen blauen Augen ganz herzerweichend an. Natürlich hatte ich ihm längst verziehen. Aber es rührte mich unendlich, dass er sogar auf Knien um Verzeihung bat. Es ging nicht nur um seine Fast-Affäre. Es ging um uns, darum, wie wir miteinander umgingen, dass wir uns wieder wichtig sein wollten und uns um unsere Liebe kümmerten.
    »Ich liebe dich mehr als mein Leben. Du bist meine Sonne, ohne dich würde ich jämmerlich eingehen.«
    Ich sah ihn an und konnte mein Glück nicht fassen.
    Frauen seufzten und hielten ihre Freunde und Männer fest am Arm. Ihre vorwurfsvollen Augen sagten: »Warum machst du so was nicht für mich?«, und ihr anschließendes Lächeln besagte: »Ach egal, ich lieb dich trotzdem.«
    Jonas zog die Ringe, die er uns eben abgenommen hatte, aus seiner Tasche und hielt sie mir entgegen. »Ich möchte dich fragen, ob du mit mir ein neues Leben beginnen möchtest. Eins, in dem wir wieder glücklich werden. Möchtest du mich noch einmal, also sozusagen symbolisch, heiraten, mein Herz?«
    »Ja, ich will!«, schrie ich und stürzte mich auf ihn. Wie blöd, dass wir jetzt beide knieten. Trotzdem bemerkte ich das nur am Rande. Wir küssten uns in der Mitte der Disco und rappelten uns dann umständlich auf. Die Anwesenden klatschten und johlten.
    Jonas nahm meinen Ring, hielt ihn hoch, damit ihn alle sehen konnten (manchmal liebte auch er theatralische Gesten), klemmte sich das Mikro unter den Arm, das daraufhin furchtbar quietschte, und steckte mir meinen Ehering wieder an den Finger. Dann gab er mir seinen Ring, und ich tat das Gleiche bei ihm. Ich sah ihm tief in die Augen.
    »Ich hoffe, du meinst das wirklich ernst. Das ist kein Spaß mehr.« Er nickte. Wir würden das schaffen, ich war mir ganz sicher. Als der  DJ  zum Applaus der Leute »Lovesong« von The Cure einspielte, tanzten Jonas und ich langsam und eng umschlungen. Und wir sangen »I will always love you … I will

Weitere Kostenlose Bücher