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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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always love you.«
    Als ich nach gefühlten Stunden wieder aufblickte, sah ich Lilly und Henning ein paar Meter weiter an der Theke stehen. Wir strahlten uns an. Kurz darauf drängten sich die beiden zu uns durch die Menge und brachten weitere Getränke mit. Ohne Worte feierten wir zu viert: das Leben, die Liebe und uns.

Sonntag,   24.10.
    Schläfrig drehte ich mich im Bett um. Noch mal einschlafen, noch mal dösen, ach, wäre das schön. Mit Sicherheit würde aber gleich mein Wecker klingeln oder Maja am Bett stehen. Wie spät war es?
    Ich öffnete ein Auge, sah auf den Wecker und erschrak: 9.38 Uhr! Wie konnte das passieren? Wo war Maja? Warum war sie nicht wach? Panik durchfuhr mich und gleichzeitig rasende Kopfschmerzen. Ich musste mich schnell wieder hinlegen, so übel war mir. Und wer war dieser Mann neben mir? Ach so, das war Jonas, mein Ehemann.
    Ungewohnt, dass er morgens neben mir lag. Langsam dämmerte mir, dass Maja bei meinen Schwiegereltern war und dass Jonas und ich gemeinsam ausschlafen konnten. Er hatte gestern versprochen, heute nicht zu arbeiten, das wusste ich auch noch.
    Sonst wusste ich nicht mehr viel. Nur das Gefühl, dass ich noch etwas mehr wissen müsste, klopfte an mein Bewusstsein. Dann fiel es mir ein: Wir waren frisch verheiratet! Zwar zum zweiten Mal und nicht wirklich, aber ich hatte vor allen Leuten zugestimmt, ein neues Leben mit ihm zu beginnen.
    Bis um halb sechs waren wir dann noch zu viert über den Kiez gezogen. Ich erinnerte mich dunkel daran, dass Jonas für mich und Henning für Lilly eine rote Rose gekauft hatte. Wir hatten viel getanzt und getrunken, und die beiden Männer hatten ihre Frauen gegen den Rest der Welt, die drängelnden Kiezmassen und grabende Singles verteidigt. Als ich es gewagt hatte, einem großen, dunkelhaarigen Schönling länger als eine Sekunde in die Augen zu sehen, und dieser sich daraufhin ermutigt fühlte, mit mir auf Tuchfühlung zu gehen, schritt Jonas sofort ein.
    »Finger weg! Wir sind frisch verheiratet!«, teilte er dem anderen Mann mit und zog mich mit sich. Um halb fünf fuhren wir mit dem Taxi nach Ottensen und quetschten uns im Insbeth zu viert auf eine Couch. Lilly und Henning schliefen Arm in Arm ein. Jonas und ich knutschten noch eine Weile, dann weckten wir die beiden anderen. Wir wollten doch lieber nach Hause, ins Bett.
    Jonas schmiegte sich an mich. Er war wohl vorher schon aufgestanden, hatte sich die Zähne geputzt, und auf meinem Nachttisch stand ein Becher Kaffee. Mein Handy lag daneben. Eine   SMS   von Lilly:   »Bin bei Henning. Er ist Bulgarien. Ich front noch nie so glücklich. Bammel sehen. Türk!«
    Das kannte ich schon. Sie hatte vermutlich beim Handy ihre Worterkennung eingeschaltet und mit besoffenem Kopf nicht mehr darauf achten können, was sie schrieb. Aber der Tenor klang doch ganz gut.
    Hatte das also mit den beiden geklappt? Ich lachte und erzählte es Jonas. Dann setzte ich mich vorsichtig hin – aber meine Kopfschmerzen waren gar nicht so schlimm, wie ich gedacht hätte – und trank einen Schluck von meinem Kaffee. Jonas streckte sich im Bett aus und sang ein Lied von Westernhagen:   »Freiiiiiheit, Freiheit! – Das ist so unglaublich, was das ausmacht, wenn Maja nicht da ist.«
    Ich stimmte ihm zu.   »Da hast du recht. Ich weiß gar nicht, was wir mit der ganzen Zeit anfangen sollen.«
    Er lächelte.   »Och. Ich wüsste da was.« Er griff nach mir.
    Ich stöhnte.   »Nein, nicht schon wieder! Ich kann nicht mehr!« Er lachte.
    »Wie, das soll schon alles gewesen sein? Du weißt doch, unser neues Leben hat gerade erst angefangen!«
    Ich wurde ernst:   »Nein, wirklich, wir müssen uns noch unterhalten. Und wenn nicht jetzt, wann dann? Dir ist wohl klar, dass wir vielleicht ein Baby gemacht haben? Ich meine, du weißt, dass ich die Pille nicht mehr nehme.«
    Er nickte. Das hätte er wohl nie vergessen.
    »Ja, Süße, dann ist das so. Ich wünsche es mir ja auch. Meine Familie ist mir das Wichtigste! Und ich werde mich wirklich ändern und ein besserer Vater werden, ich schwör’s dir. Ich versuche, einen Teil meiner Arbeit zu Hause zu erledigen, okay? Das hatte ich auch schon am Dienstag beim Vorstand ansprechen wollen, als du leider in unsere Konferenz geplatzt bist.«
    Oh. Das hatte ich ja nun nicht ahnen können.
    »Kennst du noch Jürgen?« Ich nickte, ja, sein Kollege aus einem anderen Theater, der den gleichen Job machte wie er. Sie hatten zusammen studiert.   »Der lässt um 15 Uhr alles

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