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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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das Kind ab, siegte und ging wieder. Hier hatten alle so spektakuläre Namen wie  Mama von Oskar,   Mama von Jytte,  und die  Mama von Annika  nicht zu vergessen. Ich war natürlich die  Mama von Maja.  Zusammen mit den Regenhosen und Stiefeln mit Klettverschluss gaben wir alle unsere Namen, unsere Individualität und unsere Vergangenheit an der Kindergartengarderobe ab. Ob die Mama von Oskar vielleicht bei Vodafone im Vorstand arbeitete? Oder war sie vielleicht Schauspielerin oder Klavierlehrerin? Zahnärztin oder Gärtnerin? Niemand wusste das. Hier waren wir lediglich Mütter und keine Menschen mehr. Leider hatte ich es extrem eilig, deshalb konnte ich ihr auch nicht helfen. Aber morgen vielleicht.
    »Oskar, du darfst auch den ganzen Tag fernsehen, bitte, bitte, geh jetzt in die Gruppe!«
    Ich hörte nur noch mit halbem Ohr zu, was Frau Fischer über die Veranstaltung  Steineschleppen für den Gemüsegarten  erzählte, und versuchte Maja zu überreden, ihre Stiefel wieder einzusammeln, die sie schon wieder durch den Flur geworfen hatte.
    »Wir ehren damit die Pinneberger Landfrauen!«, erklärte Frau Fischer. Was, bitte schön, hatte ich mit den Pinneberger Landfrauen zu tun? Sollten die ihre Steine doch bitte schön selber schleppen!
    Mit zusammengekniffenen Augen suchte ich die drei entsprechenden Listen auf dem unübersichtlichen Brett, nahm der Ober-Erzieherin den Stift aus der Hand und strich meinen Namen überall wieder durch.
    »Da kann ich nicht«, sagte ich lediglich als Erklärung.
    So weit kommt das noch, dass ich hier Steine schleppe und Tücher seidenbemale. Irgendwo hört’s ja auch auf.
    »Aha. Und warum nicht?«
    Jetzt sollte ich mich auch noch rechtfertigen?
    Ich sagte: »Aus verschiedenen persönlichen Gründen.«
    Das musste reichen. Sollte sie mich doch verklagen!
    Ich konnte doch nicht jeden unsinnigen Quatsch mitmachen! Frau Fischer, die mit ihrer grauen Dauerwelle immer sehr gepflegt aussah, geriet vor Wut fast außer sich. Ihre lustigen Löckchen wackelten. Sie schnaufte regelrecht. »Also wirklich, Sie könnten sich …«
    Ohne auf ihre Tiraden zu achten, drückte ich Maja an mich, gab ihr einen Kuss, flüsterte ihr ins Ohr, dass ich sie wahnsinnig liebte, schob sie in den Gruppenraum und machte mich vom Acker.
    Hinter mir hörte ich, wie Frau Fischer übergangslos anfing, mit der Mama von Jytte zu schimpfen. Die wiederum guckte beschämt auf den Boden und ließ es über sich ergehen. Vor Renate Fischer wurden wir alle wieder zu Kleinkindern.
    »Und wenn ich das noch einmal erlebe, dass Sie keine frischen Unterhosen für Jette einpacken, dann setzen Sie sich erst mal fünf Minuten auf den stillen Stuhl! Ist das klar?«
    »Sie heißt Jytte«, murmelte die Mama von Jytte gequält.
    Und ich floh.
    »Von allen Idioten bist du der blödeste, den ich je kennengelernt habe!«, schrie die Frau am Telefon. »Ich hab’s immer gewusst! Du  piiiep!  Ich hasse dich!  piiiep  dich! Gib mir gefälligst mal die dumme  piiiep,  bei der du gerade bist, mit der hab ich auch noch ein Wörtchen zu reden!«
    Ohne abzuwarten, schrie die aufgebrachte Frau aber gleich weiter: »Mir meinen Freund wegzunehmen, du dummes Miststück, sei froh, dass ich nicht weiß, wie du aussiehst, sonst würd ich dir die Augen auskratzen!«
    Die Moderatorin des Radiosenders schaltete sich mit ihrer weichen Stimme gelassen dazu. »Andrea, ich denke, das ist keine gute Idee, wenn du der Berit die Augen auskratzt. Die ist sicher selber ganz geschockt. Ihr tut mir jetzt beide total leid. Fabian, was sagst du denn eigentlich zu der ganzen Sache?«
    Fabian war nicht nur ein Mann der Tat, immerhin hatte er seine Freundin Andrea mit einer gewissen Berit betrogen, sondern auch der großen Worte. Er sagte: »Ööööhm.«
    Aus dem Hintergrund rief eine andere Frau, vermutlich Berit: »Was ist denn los, Schatz? Ich versteh hier gar nichts mehr. Wer ist denn das?«
    Der  Treuetest  von Megaradio war so spannend, dass ich kaum auf den Verkehr achtete und automatisch bremste, schaltete und lenkte. Ich war sicher, mein Auto würde den Weg zur Redaktion von  Mütter  auch allein finden, unterbewusst wie ein treues Pferd oder Lassie. Mit offenem Mund wartete ich gierig, wie es jetzt bei Fabian, Berit und Andrea weiterging.
    Ich weiß, voll schlimm, und der Fremdschämfaktor war bestechend hoch, aber ich konnte einfach nicht umschalten oder ausmachen. Dieser Treuetest war bestimmt nicht gestellt, dafür klangen die drei

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