Häschen in der Grube: Roman (German Edition)
es sah aus wie eine E-Gitarre.
Emma lachte, sie war erleichtert, die Stimme der alten Julia zu hören. Gleichzeitig brannten ihre Augen, ein rotes, tränendes Brennen.
»Komm, wir nehmen sie mit!«
Sie machte die Tür auf, Julia stolperte wegen des Gewichts aus dem Schuppen.
»Wohin sollen wir gehen?«
Julia schaute Emma fragend an, auf einmal wusste sie, wohin.
»Zum Baum, klar. Warte, ich helfe dir!«
Zusammen schleppten sie die schwere Motorsäge, stolperten durch den tiefen Schnee, sie lachten und schrien, wenn sie immer wieder fast hinfielen.
Mit großer Mühe und schweißgebadet erreichten sie schließlich den Baum. Das letzte Stück hatten sie die Säge über den Boden gezogen, die Muskeln wollten nicht mehr, waren die Anstrengung nicht gewohnt.
Sie schauten in den Baum und warteten, bis die Atmung sich normalisierte. Es wurde schon dämmrig, die Konturen des Baums zeichneten sich grau gegen den Himmel ab. Beunruhigend und bedrohlich, sie konnten kaum das Gefühl hervorrufen, dass er einmal ein sicheres Nest gewesen war, ihr Versteck. Als Emma so neben Julia stand und mit zurückgelegtem Kopf hinaufschaute, wurde ihr klar, dass der Baum nur ein Kuckucksnest gewesen war. Ein Versteck, das sie vorübergehend hatten nutzen dürfen. Emma nahm die Säge, drückte den Startknopf. Julia schaute sie lächelnd an, überhaupt nicht erstaunt, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Der glänzende Stahl berührte den Baum, die Sägespäne flogen. Julia lächelte immer noch unergründlich.
Die Wirkung, mit der die Säge durch den Stamm schnitt, war stärker als alles, was sie bisher erlebt hatte. Sie zitterte am ganzen Leib und musste all ihre Kraft aufbringen, um die Säge am Baum halten zu können. Als es ihr gelang und sie sah, dass es tatsächlich einen Schnitt gab, der sich immer tiefer in den Baumstamm grub, wurde sie von einem berauschenden Glück erfüllt. Sie brüllte laut heraus, was ihr in den Sinn kam: Rhabarbermänner, Papahälften und alle gottverlassenen Nebelwälder. Ein Brüllen voller unaussprechlicher Wörter.
Sie brüllte, was ihr dreizehnjähriger Körper nur hergab.
Als sie fertig war, sank sie auf dem Boden zusammen, die Kette der Säge lief langsam aus. Erschöpft und keuchend lag sie da und sah, wie Julia mit tränenvollen Augen die Säge aufnahm. Sie drehte den Startknopf und berührte mit dem gezackten Sägeblatt den Baum. Erst leicht, dann immer fester. Als die Wucht ihren Körper übernahm und er sich unkontrolliert schüttelte, bog sie den Kopf nach hinten und jaulte in den Himmel hinauf. Es war ein trauriges und kraftvolles Jaulen.
Was passiert ist, ist passiert, ist passiert.
Der nach hinten gebogene Hals, das zum Himmel gewandte Gesicht, hatte etwas Triumphales. Reine Kraft, die durch das Brummen der Motorsäge schnitt und das Traurige in Julias Jaulen übertönte. Sie wechselten sich ab wie programmierte Roboter, während das Blatt sich immer tiefer in den Stamm des Baumes grub. Schließlich war der Schnitt so tief, dass der Baum sich langsam zur Seite neigte, und als hätten sie nie etwas anderes getan, als Bäume abzusägen, wussten sie beide, dass es reichte. Ein paar Sekunden Stille, der ganze Wald hielt den Atem an, wartete auf den Fall. Dann drückten sie mit den Händen gegen den Stamm, bis der Baum nachgab.
Es war ein durchdringendes, unfassbares Krachen. Dass ein Baum so laut sein konnte! Es knackte und dröhnte ohrenbetäubend in dem kleinen Nebelwald, andere kleine Bäume und Büsche wurden mitgerissen. Emma rollte sich auf den Rücken und schaute in die Baumwipfel. Ein bisschen Schnee drängte sich in den Schlitz zwischen Jacke und Schal, kitzelte kühl und brachte sie zum Lachen, ein Lachen, das immer größer wurde und nicht aufhören wollte. Es blubberte hervor und steckte Julia an, deren Lächeln immer größer wurde, bis es keinen Platz mehr in ihrem schmalen Gesicht hatte.
Danksagung
Herzlichen Dank allen, die mir im Verlauf der Reise nahe waren, mit Wärme, Liebe, Unterstützung und handgreiflicher Hilfe.
Leo und Max – meine geliebten Jungs.
Olof – für die gemeinsamen Jahre, Freundschaft und Liebe.
Allen wunderbaren Freundinnen und Freunden, Karolina Pontén, Bella Gustafsson, Sonja Holmquist, Katja Sohlmann, Jonna Alfredsson, Kattis Hellström, Anna Emgård, Johanna Langhorst, Annis Hanson, Linda Zachrison, Lo Kauppi, Inga Onn, Claes Åström, Sara Giese, und viele, viele andere!
Fanny Ambjörnsson und Ingeborg Svensson – für die
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