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Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Titel: Hafen der Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Seth.« Sie ließ die Hände sinken, und ihre Augen blickten tragisch. »Ich habe solche Sehnsucht nach meinem kleinen Jungen.«
    »Wolltest du nach St. Christopher?«
    Gloria senkte den Blick. »Ich wollte ihn doch nur sehen.«
    »Hat dir der Rechtsanwalt diesen Vorschlag gemacht?«
    »Der – ehm …« Ihr Zögern war nur kurz, doch in Sybills Kopf schrillten Alarmglocken. »Nein. Aber Anwälte haben doch kein Verständnis. Denen geht es nur um Geld.«
    »Wie heißt dein Anwalt? Ich rufe ihn an. Vielleicht kann er dir helfen, die Sache zu bereinigen.«
    »Er ist nicht aus der Gegend. Hör mal, Sybill, ich will hier raus. Du kannst dir nicht vorstellen, wie furchtbar das ist. Hast du den Bullen gesehen?« Sie nickte Richtung Tür. »Er hat mich begrapscht.«
    Sybills Magen krampfte sich noch mehr zusammen. »Was meinst du damit?«
    »Du weißt genau, was ich damit meine.« Gereiztheit trat an die Stelle ihres jammernden Tonfalls. »Er hat mich betatscht und gesagt, später will er mehr. Er will mich vergewaltigen.«
    Sybill schloss die Augen, legte die Fingerkuppen an die Schläfen. Als sie Teenager waren, hatte Gloria mehr als ein Dutzend junge Burschen und erwachsene Männer beschuldigt, sie sexuell belästigt zu haben, darunter auch ihren Klassenlehrer und Schulrektor. Und sogar den eigenen Vater.
    »Gloria, hör auf damit. Ich sage doch, dass ich dir helfe.«
    »Und ich sage dir, der Mistkerl hat mich überall begrapscht. Sobald ich hier raus bin, erstatte ich Anzeige gegen das Schwein.« Sie zerknüllte den Pappbecher. »Es ist mir scheißegal, ob du mir glaubst oder nicht. Ich weiß, was passiert ist.«
    »Reg dich nicht auf. Wie hast du mich gefunden?«
    »Was?« Die Wut war ihr dunkel in den Kopf geschossen, sie hatte Mühe, sich an ihre Rolle zu erinnern. »Was meinst du?«
    »Ich habe dir nicht gesagt, wo ich zu erreichen bin. Ich habe gesagt, ich melde mich bei dir. Woher hattest du die Nummer des Hotels in St. Christopher?«
    Es war ein Fehler, das war Gloria gleich nach dem Anruf klar geworden. Aber sie hatte getrunken und war wütend. Und, verdammt noch mal, sie hatte nicht genug Geld, um die Kaution zu hinterlegen. Das, was übrig war, hatte sie gebunkert. Bis Nachschub von den Quinns kam.
    Sybill anzurufen war unüberlegt und kopflos gewesen. Aber mittlerweile hatte sie Zeit zum Nachdenken gehabt. Um Schwester Sybill aus der Reserve zu locken, musste sie nur die Knöpfe Schuldgefühl und Verantwortung drücken.
    »Ich kenne dich doch.« Sie schenkte ihr ein wässriges Lächeln. »Ich wusste, dass du mir hilfst, wenn ich dir erzähle, was mit Seth passiert ist. Ich habe deine Nummer in New York angerufen.« Das stimmte auch, vor über einer Woche. »Und als dein Auftragsdienst sagte, du seist verreist, habe ich gesagt, dass ich deine Schwester bin und es sich um einen Notfall handelt. Da haben sie mir die Nummer deines Hotels gegeben.«
    »Verstehe.« Das klang plausibel. »Ich kümmere mich um die Kaution, Gloria. Aber ich stelle Bedingungen.«
    »Ach ja.« Gloria lachte trocken. »Das kommt mir bekannt vor.«
    »Ich brauche den Namen deines Anwalts, um mich mit ihm in Verbindung zu setzen. Und Fakten, was die Situation mit Seth betrifft. Ich will mit dir darüber sprechen. Wir gehen essen, und ich erzähle dir, was ich über die Quinns in Erfahrung gebracht habe. Und du erklärst mir, warum die Quinns behaupten, Ray habe dir Geld für Seth gegeben.«
    »Die Schweine lügen.«
    »Ich habe sie kennen gelernt«, versetzte Sybill ruhig. »Und ihre Ehefrauen. Ich habe Seth gesehen. Es fällt mir schwer, das, was du mir erzählt hast, mit dem, was ich gesehen habe, auf einen Nenner zu bringen.«
    »Du kannst nicht einfach alles fein säuberlich auflisten, und damit hat sich dann der Fall. Du bist genau wie der Alte.« Gloria wollte aufstehen und fauchte wütend, wurde jedoch vom Ruck der Handschellen daran gehindert. »Die beiden berühmten Dr. Griffins.«
    »Das hier hat nichts mit meinem Vater zu tun«, entgegnete Sybill gelassen. »Aber ich fürchte, es hat viel mit deinem Vater zu tun.«
    »Darauf scheiße ich.« Glorias Lippen verzerrten sich zu einem hässlichen Grinsen. »Und ich scheiße auf dich. Die perfekte Tochter, die perfekte Studentin, die ehrgeizige, erfolgreiche Karrierefrau. Zahl einfach diese beschissene Kaution. Ich hab’ Geld angelegt. Du bekommst es also wieder. Ich hol mir mein Kind auch ohne deine Hilfe zurück, Schwesterherz. Mein Kind. Aber du glaubst ja irgendwelchen

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