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Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Titel: Hafen der Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mit dem Gesicht am Boden.«
    »Sag uns einfach, woran du dich erinnerst.« Der gute Polizist legte eine Hand auf Phillips Schulter. »Lass dir Zeit.«
    »Es ging alles so schnell. Ich hörte Schüsse … wenigstens glaube ich, dass es Schüsse waren. Jemand schrie, und mir war, als würde mein Brustkorb explodieren.« Das kam der Wahrheit ziemlich nahe.
    »Hast du den Wagen gesehen? Konntest du erkennen, wer geschossen hat?«
    Beide Fragen bohrten sich in sein Gehirn, so als träfe Säure auf Stahl. »Ich glaub’, ein Auto hab’ ich gesehen … dunkle Farbe. Ganz kurz.«
    »Du gehörst zu den Flames?«
    Phillips Blick wanderte zu dem bösen Bullen. »Ich hänge manchmal mit ihnen rum, ja.«
    »Drei der Leichen, die von der Straße gekratzt wurden, waren Leute von den Tribes. Sie hatten weniger Glück als du. Zwischen den Flames und den Tribes gibt es eine Menge böses Blut.«
    »Kann sein.«
    »Du hast zwei Kugeln abgekriegt, Phil.« Der gute Bulle legte sein Gesicht in Betroffenheitsfalten. »Ein paar Zentimeter weiter, und du wärst auf der Stelle tot gewesen. Du siehst aus, als hättest du Verstand. Ein gewitzter
Bursche wie du wird doch nicht glauben, er müsste Arschlöchern die Treue halten.«
    »Ich habe nichts gesehen.« Es war keine Frage der Treue. Hier ging es ums nackte Überleben. Wenn er sich weich kochen ließ, war er tot.
    »Du hattest über zweihundert Dollar in der Tasche.«
    Phillip zuckte mit den Achseln. Er bereute die Bewegung prompt, denn seine Schmerzgeister regten sich wieder. »Na und? Damit könnte ich immerhin die Rechnung in diesem Luxushotel bezahlen.«
    »Werd’ bloß nicht frech, kleine Ratte.« Der böse Polizist beugte sich über das Bett. »Typen von deiner Sorte kriege ich jeden Tag zu sehen. Ihr seid keine vierundzwanzig Stunden draußen, und schon liegt ihr in der Gosse und verblutet.«
    Phillip zeigte keine Regung. »Ist es ein Verstoß gegen die Bewährungsauflagen, niedergeschossen zu werden?«
    »Woher hast du das Geld?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Du warst im Drogenbezirk, um dir Stoff zu besorgen.«
    »Haben Sie Drogen bei mir gefunden?«
    »Vielleicht. Du würdest dich ja doch nicht daran erinnern, oder?«
    Gut gekontert, dachte Phillip. »Zum Henker, im Augenblick könnte ich was von dem Zeug gebrauchen.«
    »Jetzt entspann dich erst mal.« Der gute Bulle verlagerte das Gewicht auf den anderen Fuß. »Hör zu, mein Junge. Wenn du mit uns zusammenarbeitest, schließen wir einen ehrlichen Handel mit dir. Du warst oft genug Kunde bei den Behörden und weißt Bescheid, wie das System funktioniert.«
    »Wenn das System wirklich funktionieren würde, wäre ich jetzt nicht hier, klar? Ich habe alles durchgemacht. Mir könnt ihr nichts mehr bieten. Lieber Gott,
wenn ich gewusst hätte, dass da etwas lief, wär ich doch nie an der Ecke aufgekreuzt.«
    Ein plötzlicher Aufruhr im Vorraum lenkte die Aufmerksamkeit der Polizisten ab. Phillip schloss lediglich die Augen. Er erkannte die bittere, zornig erhobene Stimme sofort.
    Stinkbesoffen, war sein einziger Gedanke. Als die Frau ins Zimmer torkelte, machte Phillip die Augen wieder auf und stellte fest, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
    Sie hatte sich für den Besuch fein gemacht. Ihr gelbblondes Haar war toupiert und mit Haarspray gefestigt, außerdem hatte sie reichlich Make-up aufgelegt. Unter der dicken Farbschicht mochte sie eine hübsche Frau sein, aber die Schminke ließ ihre Züge hart und maskenhaft erscheinen. Ihre Figur war noch immer gut. Brauchte sie fürs Geschäft, diesen Körper. Und für Stripperinnen, die sich auf dem Strich etwas dazuverdienen wollten, war eine gute Verpackung wichtig. In ein knappes Oberteil und enge Jeans gezwängt, kam sie mit zehn Zentimeter hohen Absätzen ans Bett gestöckelt.
    »Was glaubst du, wer das hier bezahlen soll, zum Teufel? Mit dir habe ich nichts als Ärger.«
    »Hallo, Mam. Freut mich auch, dich zu sehen.«
    »Werd’ bloß nicht frech. Wegen dir hatte ich die Bullen vor der Tür. Mir steht’s bis hier.« Seine Mutter warf einen kurzen Blick auf die beiden Männer, die rechts und links neben dem Bett standen. Wie ihr Sohn Phil, erkannte auch sie Polizisten sofort. »Er ist fast vierzehn. Ich bin fertig mit ihm. Dieses Mal wird er nicht zurückkommen. Ich habe keine Lust mehr. Dauernd die Polizei auf der Matte und das Jugendamt im Nacken.«
    Phils Mutter schüttelte die Krankenschwester ab, die hinter ihr ins Zimmer geeilt war und sie beim Arm

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