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Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Titel: Hafen der Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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fasste. Dann beugte sie sich über das Bett. »Warum bist du nicht einfach abgekratzt?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Phillip ruhig. »Versucht hab’ ich’s.«
    »Du hast noch nie zu was getaugt.« Phils Mutter zischte den guten Bullen an, der sie vom Bett zurückzog. »Verdammt, das ist die Wahrheit. Untersteh dich, bei mir aufzukreuzen, wenn sie dich hier rauslassen und du eine Bleibe suchst«, schrie sie, während man sie aus dem Zimmer zerrte. »Mit dir bin ich fertig.«
    Phillip lag da und hörte, wie seine Mutter fluchte, schrie und Dokumente verlangte, die sie unterzeichnen konnte, um ihn aus ihrem Leben zu verbannen. Dann blickte er zu dem guten Bullen auf. »Und Sie meinen, Sie können mir Angst machen? So geht das, seit ich denken kann. Schlimmer kann’s für mich nicht mehr werden.«
    Zwei Tage später betraten zwei Fremde das Krankenzimmer. Der Mann war ein Hüne mit leuchtend blauen Augen und einem breiten Gesicht. Die Frau hatte wirres rotes Haar, das aus ihrem unordentlichen Nackenknoten quoll, und ihr Gesicht war voller Sommersprossen. Sie nahm die am Fußende hängende Krankenkarte, überflog die Daten und tippte mit der Karte gegen ihre Handfläche.
    »Hallo, Phillip. Ich bin Dr. Stella Quinn. Das hier ist mein Mann Ray.«
    »Ja, und?«
    Ray zog einen Stuhl an die Bettkante und nahm behaglich seufzend Platz. Den Kopf zur Seite geneigt, warf er Phillip einen kurzen prüfenden Blick zu. »Du hast dich ganz schön reingeritten, was? Willst du raus aus dem Schlamassel?«

KAPITEL 1
    Phillip löste den Windsorknoten seiner Fendi-Krawatte. Es war jedes Mal eine lange Fahrt von Baltimore an die Küste von Maryland, und er hatte sein CD-Gerät entsprechend programmiert, zuerst ein paar sanfte Klänge mit Stücken von Tom Petty und den Heartbreakers.
    Der dichte Verkehr am Donnerstagabend war so zähflüssig wie im Radio gemeldet. Der Nieselregen tat sein Übriges, ebenso die Schaulustigen, die mit gereckten Hälsen aus den Seitenfenstern spähten, um sich den Unfall auf dem Baltimore Beltway, in den drei Fahrzeuge verwickelt waren, nicht entgehen zu lassen.
    Endlich befand sich Phillip auf der Route 50 nach Süden, doch selbst die wilden Beats der guten alten Stones konnten seine Stimmung nicht heben.
    Phillip hatte Arbeit mitgenommen und musste über das Wochenende irgendwie Zeit für seinen Kunden Myerstone Tire herausschinden. Die Reifenfirma verlangte ein völlig neues Werbekonzept von ihm. Angenehme Fahrt auf sicheren Reifen, dachte Phillip und trommelte auf dem Lenkrad den Rhythmus von Keith Richards fetzigem Gitarrensolo mit.
    War natürlich Blödsinn, dieser Spruch. Niemand würde behaupten, bei Nieselregen und im dichten Feierabendverkehr eine angenehme Fahrt zu haben, ganz gleich, auf welchen Reifen er über die Straße rollte.
    Aber Phillip musste ein Slogan einfallen, der den Verbrauchern das Gefühl gab, Myerstone-Reifen machten glücklich, sicher und sexy. Werbetexte erfinden war sein Beruf, und er gehörte zur Spitze.
    Wenigstens reichte es, um bei Innovations, einer noblen und erfolgreichen Werbefirma, vier wichtige Kunden
zu betreuen, sechs kleinere Projekte zu überwachen und sich scheinbar mühelos um alles gleichzeitig zu kümmern. Die Firma erwartete von ihren Angestellten Kompetenz, Leistung und Kreativität.
    Er wurde dafür bezahlt, dass er die Dinge im Griff behielt.
    Wenn er allein war, geriet er manchmal ins Schwitzen.
    Seit Monaten lud Phillip sich mehr auf, als er tragen konnte. Ein harter Schicksalsschlag hatte genügt, um ihn aus seiner selbstzufriedenen Existenz zu reißen, in der sich alles um das Wohlergehen von Phillip Quinn gedreht hatte. Jetzt fragte er sich des Öfteren, was aus seinem unbeschwerten Yuppieleben in der City geworden war.
    Der Tod seines Vaters vor sechs Monaten hatte Phillips Leben völlig auf den Kopf gestellt. Ein Leben, das Ray und Stella Quinn vor siebzehn Jahren in Ordnung gebracht hatten. Die beiden waren in das trostlose Krankenhauszimmer gekommen und hatten ihm eine Chance geboten und eine Wahl. Phillip hatte gewählt, denn er war klug genug gewesen zu begreifen, dass es für ihn eigentlich keine Wahl gab.
    Wieder auf der Straße zu leben lockte ihn nicht mehr, seit die Kugeln seinen Brustkorb durchsiebt hatten. Zu seiner Mutter konnte er auch nicht gehen. Selbst wenn sie ihre Meinung änderte und ihm gnädig erlaubte, in die enge, schäbige Wohnung zurückzukehren – die Behörden würden ihn unter strenger Kontrolle halten, und kaum

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