Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason

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Straße säumten. Es herrschte noch kaum Verkehr. In der Alison Road wichen die Grünflächen Wohnblöcken aus roten Klinkersteinen und Motels mit hippologischen Namen wie Black Beauty oder Zum Steigbügelhalter, ein untrügliches Zeichen dafür, daß die Rennbahn nun nicht mehr weit war. Ein Ladenschild pries ALLES FÜR DAS VOLLBLUT an.
    Auf dem Turf war das Training in vollem Gange. Ich erkundigte mich bei einem gnomartigen Jockey mit einer Fistelstimme nach dem Weg und fand die Stallungen von Matt Simmons. Die frühmorgendliche Luft roch stechend nach Pferdemist. Ein etwas zu kurz geratenes Mädchen mit rosigen Backen und einem gelben Pferdeschwanz, das gerade dabei war, einen enormen Rappen abzureiben, blickte von ihrer Arbeit auf und fragte mich, was ich wolle. Ich fragte sie, ob sie Selwyn Dixon kenne.
    »Yeah, ich kenne Selwyn. Wo ist er?«
    »Ich hatte gehofft, daß Sie mir das sagen könnten.«
    »Ich habe ihn seit letzten Dienstag nicht gesehen. Ich heiße übrigens Sally.«
    »Syd Fish«, erwiderte ich, und sie reichte mir die Hand. Ich schüttelte sie: »Ich bin Privatdetektiv, komme aber als Freund von Selwyn her. Ein paar von uns machen sich Sorgen. Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Hat er irgend etwas von Wegfahren gesagt?«
    »Nö, hat bloß von Pferden geredet.«
    Eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die mir zuteil wurde, bäumte sich der riesige Rappe mit rollenden Augen auf und jagte mir einen höllischen Schrecken ein. Als ein Cowboy der urbanen Sorte bin ich in der Gegenwart von Pferden, gelinde gesagt, etwas verkrampft. Ich machte einen Satz nach hinten und kam mir dann ziemlich blöde vor. Sally ließ sich von dem Wutausbruch des Wallachs nicht aus der Fassung bringen; sie tätschelte ihn und sagte ihm, daß sie ihn liebe und nie verlassen würde. Er glaubte ihr und beruhigte sich.
    »Hat Selwyn einen irgendwie veränderten Eindruck gemacht?« fragte ich, als die Gefahr vorüber war.
    Das Mädchen runzelte die Stirn und überlegte, ob sie sich mir anvertrauen solle oder nicht. »Tja, um ehrlich zu sein, glaube ich, daß er gefeuert worden ist...«
    »Wieso?«
    »Ich habe gehört, wie er sich am Dienstag mit dem Boss gestritten hat, und Leute, die mit Matt streiten, werden in ihrem Job nicht alt.«
    »Sagte er, worum es bei der Auseinandersetzung ging?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Glauben Sie wirklich, daß irgend etwas mit ihm ist? Waren Sie in seiner Wohnung?«
    »Ja, und seine ganzen Sachen sind dort.«
    Die Augen des Mädchens drückten Besorgnis aus. »Ich fühle mich jetzt direkt schuldig. Ich war sauer, weil ich dachte, daß er uns mir nichts, dir nichts im Stich gelassen hat, und jetzt sagen Sie, er ist verschwunden.«
    »Ich glaube nicht, daß Sie sich Gewissensbisse machen sollten«, warf ich beschwichtigend ein.
    Sie lächelte. »Vielleicht hat er sich ja bloß irgendwo in den Schmollwinkel zurückgezogen. Der Alte war gar kein so übler Kerl, selbst wenn er ununterbrochen von berühmten Rennpferden geredet hat. Vielleicht sollten Sie sich mal mit dem Boss unterhalten.«
    Sie streckte den Finger aus. »Er ist dort drüben.«
    Während sie am Sprechen war, hatte sich der Rappe vorgeneigt und begonnen, an ihrem Nacken zu knabbern. Sie schenkte ihm keine Beachtung.
    »Dieses Pferd ist in Sie verliebt«, sagte ich.
    »Berufsrisiko«, antwortete sie lachend und säuselte dann im Singsangton: »Du bist doch bloß ’n oller Schnüffelmaxe, nicht?« Wobei sie das Pferd meinte, hoffe ich.
    Ich dankte ihr und ging zu Matt Simmons hinüber, der mit einem anderen Mann neben der Bahn kauerte und einem der Pferde die Zeit nahm. Er blickte ungeduldig auf und bedeutete mir, still zu sein, als ich versuchte, ihn anzusprechen. Ich mußte wohl oder übel warten, bis die Zeitnahme beendet war. Das wurmte mich gewaltig: Ich hasse es, früh aufzustehen, und ich hasse es, wenn man mir das Maul verbietet. Vielleicht würde etwas Kräutertee meiner Gemütslage förderlich sein.
    Wie viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens war Simmons kleiner, als er auf den Fotos aussah. Das verschaffte mir einen leichten Vorteil, den ich noch vergrößerte, indem ich ihm ganz dicht auf den Pelz rückte. Er wich automatisch zurück. Ich hatte diesen primitiven Kniff auf dem Spielplatz im Kindergarten gelernt, und er schlägt selten fehl.
    Der Trainer, der eins dieser unvorteilhaften irischen Tweedhütchen in der Form einer Blätterteigpastete trug, war um die fünfzig, untersetzt, mit kurzgeschnittenem dunklen