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Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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Haar, das langsam grau wurde, und einem ungesunden rötlichen Teint, der auf zuviel Alkohol oder einen überhöhten Blutdruck oder beides schließen ließ. Er hatte stechende, argwöhnische graue Augen und einen kleinen, verkniffenen Mund, der — geöffnet — den Blick auf kostspielig instand gesetzte Zähne freigab. Es war das Gesicht von jemandem, der sich aus der Gosse die soziale Stufenleiter hochgekämpft hat. Sein Begleiter war der typische frettchengesichtige Renn- und Wettberater und verbarg sein Mienenspiel mit Hilfe einer verspiegelten Sonnenbrille.
    Ich stellte mich vor und nannte Simmons den Grund meines Kommens. Nach anfänglichem Zögern signalisierte er seinem Freund, er solle uns allein lassen. Der Typ entfernte sich betont langsam, wobei sein Mißfallen durch die Haltung seines Rückens beredt zum Ausdruck kam.
    Simmons erzählte, daß er Selwyn seit letzten Dienstag nicht mehr gesehen oder gesprochen habe — da sei er wie gewohnt zur Arbeit erschienen.
    »War irgend etwas nicht in Ordnung mit ihm? Hatten Sie den Eindruck, daß er in irgendwelchen Schwierigkeiten steckt?« fragte ich.
    »Mir ist nichts dergleichen aufgefallen, aber ich habe zu dem alten Knaben keine sehr enge Beziehung gehabt. Wenn wir miteinander gesprochen haben, haben wir über Pferde gesprochen.« Er zuckte die Schultern. »Sie wissen ja, wie es so läuft...«
    »Sie sind nicht auf den Gedanken gekommen, einmal nach ihm zu sehen und sich zu erkundigen, ob ihm etwas fehlt?« bohrte ich weiter.
    Er bekam einen hochroten Kopf. »Ich habe eine Menge Angestellte, Mr. Fish. Ich habe nicht die Zeit, ihnen nachzulaufen, wenn sie beschließen, meine Dienste zu verlassen.«
    »Aber er war doch schon seit zig Jahren bei Ihnen, oder?«
    Die Züge des Trainers verhärteten sich.« Wenn Sie die Zeitung gelesen haben, wird Ihnen nicht entgangen sein, daß ich in letzter Zeit ziemlich unter Druck gestanden habe. Es täte mir leid, wenn dem alten Burschen etwas passiert sein sollte, aber ich habe weder die Zeit noch die Energie, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen.«
    »Es ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, die Polizei zu verständigen?«
    Genau da kam ein Jockey dahergaloppiert, der sich wie ein Affe an ein kastanienbraunes Pferd klammerte. Das Pferd warf den Kopf auf und nieder und schnaubte, und ich sprang ein Stück zurück. Simmons drehte sich um, um mit dem Jockey zu reden, und der Berater, der seine Chance gekommen sah, kehrte zurück und stellte sich zwischen uns. Das Gespräch war beendet.
    Es hinterließ bei mir einen bitteren Nachgeschmack. Warum hatte sich Simmons nicht an die Polizei gewandt, als Selwyn nicht mehr zur Arbeit erschienen war? Die meisten Leute hätten die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß der alte Mann einen Herzinfarkt gehabt hatte oder gestürzt oder von einem Bus überfahren worden war. Aber Simmons hatte sich nicht einmal mit dem Hausmeister des Saratoga in Verbindung gesetzt, um in Erfahrung zu bringen, ob Selwyn wegen einer Erkrankung ans Bett gefesselt war. Eine Unterlassungssünde, wie es die Katholiken nennen würden.
    Ich holte den Valiant und fuhr um die Rennbahn nach Kingsford, wobei ich an ebenso trostlosen wie schlampig gebauten dreistöckigen Backsteinwohnblöcken aus den Sechzigern vorbeikam. Hier wurde das eintönige, von graubraunen Geschäften dominierte Straßenbild nur von den Parkplätzen der Gebrauchtwagenhändler mit ihren schreiend bunten Wimpeln belebt, die in der Seebrise knatternd hin und her schlugen. Es bedurfte schon einer ganz besonderen Art von Genialität, um etwas so Nutzloses, Häßliches und Profitables wie Plastikwimpel zu erfinden, überlegte ich, aber so ist der Kapitalismus nun mal. Wir würden die Dinger wahrscheinlich in Kürze nach Rußland exportieren.
    Da ich mittlerweile einen Bärenhunger hatte, suchte ich mir in einer Reihe gemächlich dem Ruin entgegengehender Läden ein sauberes, einigermaßen freundliches Café und stärkte mich mit getoasteten Rosinenbrötchen und einem Schoko-Shake. Dann machte ich mich auf den Rückweg in die Stadt. Vor den Toren der Universität spien Busse Horden verängstigt dreinblickender Studenten aus, und der Verkehr hatte sich vervielfacht. Der australische Rundfunk teilte mir mit, daß es Zeit für die Acht-Uhr-Morgennachrichten war.
    Die wohltönende Stimme der Nachrichtensprecherin verkündete, daß die Polizei die Leiche eines gewissen Wallace Greely, 52, gefunden hatte, und zwar im Crash Through, einer Autolackiererei in

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