Hai Fisch Futter

sagte ich dem wachhabenden Beamten im Präsidium, ich wolle Detective Superintendent Col Patterson sprechen. Als er erwiderte, daß das unmöglich sei, klärte ich ihn kurz darüber auf, was ich bisher so alles mit seinem Boss erlebt hatte.
    Das interessierte ihn zwar, doch nicht zur Genüge, um den großen Mann nachts aus seinem Lehnsessel zu scheuchen. Erst als ich ihm mitteilte, daß eine bekannte Persönlichkeit aus dem Turfgeschäft nach meinem Wissen bei einem Treffen einen Mann zu ermorden gedenke, der vor der Polizei auf der Flucht sei, schenkte er mir seine volle Aufmerksamkeit.
    Er legte mich auf die Warteschlange, während er sich mit Patterson unterhielt, und kam dann wieder an den Hörer, um nach meiner Nummer zu fragen. Ich gab ihm die des Fernsprechers und hängte auf. Ein nicht sehr hell aussehender Teenager kam mit großen Schritten dahergelatscht und stellte sich vor der Telefonzelle an. Ich lehnte mich hinaus und sagte ihm, ich müsse an der Leitung bleiben, da meine Frau ein Baby erwarte. Es ergab für ihn wahrscheinlich auch keinen Sinn, doch er nickte altklug und schlenderte davon. Wenigstens erbot er sich nicht, Wasser abzukochen.
    Patterson rief mich schon nach kurzem zurück. Er hatte im Verlauf mindestens zweier Fälle gelernt, meinen Namen mit der schlimmstmöglichen aller Unannehmlichkeiten gleichzusetzen — nämlich mieser Publicity für die Polizeikräfte und das Innenministerium. Er kam sofort zur Sache: »Was soll diese Scheiße von wegen Mord, und wer ist diese Persönlichkeit aus dem Turfgeschäft?«
    »Es handelt sich um Matt Simmons, und wie ich glaube, steckt er bis über den Hals in der Ermordung von Selwyn Dixon mit drin...«
    Patterson hatte ein notorisch schlechtes Namensgedächtnis: »Sagen Sie mir erst mal, wer Selwyn Dixon gleich wieder ist, ja?«
    »Der alte Kerl, dessen Leiche im Kofferraum eines gestohlenen Wagens spazierengefahren ist.«
    »Großer Gott, wie konnte ich den vergessen? Fahren Sie fort.«
    »Und ich glaube, daß er auch Wally Greely umgebracht hat, den Säufer, der als Betriebsleiter der Autolackiererei Crash Through eingestellt war.«
    »Sie können das doch sicher beweisen?«
    »Nicht hundertprozentig. Ich habe da etwas an der Hand« — ich hütete mich, ihm zu sagen, wie unbedeutend es war — »das eine Verbindung zwischen Selwyn Dixon, Matt Simmons und dem Crash Through herstellt. Dixon hat für Simmons gearbeitet, das ist Fakt. Und ich kann belegen, daß Simmons vor ein paar Wochen mit einem Pferd namens Silk Banner ein Betrugsmanöver ausgeführt hat, um seine angeschlagenen Finanzen zu sanieren.«
    Obwohl mir feindliches und argwöhnisches Schweigen entgegenschlug, machte ich unverdrossen weiter: »Ich weiß, daß sich Selwyn Dixon über den Ausgang des Rennens so sicher war, daß er einer Bekannten geraten hat, ihr letztes Hemd auf Silk Banner zu setzen. Außerdem hätte ich da noch einen Biker, der vor Simmons auf der Flucht ist und von seiner Frau verdächtig aussehende Päckchen annimmt. Das kann ich bezeugen.«
    »Welcher Biker wäre das denn, mein Junge?«
    »Leo Mulcahy, der Boss der Hunnen.«
    »Welche Rolle spielt Mulcahy bei der ganzen Sache?«
    »Er und seine Kumpel haben sich im Crash Through rumgetrieben und den Laden zum Umfrisieren gestohlener Autos benutzt.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen, Superintendent.«
    »Aber was hat das alles mit dem Mord an Selwyn Dixon zu tun?«
    »Ich glaube, sie haben seine Leiche in einem Wagen weggeschafft, den Leo geklaut hat. Es könnte sogar sein, daß er das Auto mit dem Toten gefahren und dann irgendwo stehengelassen hat. Jedenfalls weiß er genug, um Matt Simmons um den Schlaf zu bringen.«
    »Sie waren ja sehr aktiv, Sydney. Ich will doch hoffen, daß Sie der Polizei ausführlich über alles Bericht erstattet haben.«
    Ich räusperte mich.
    »Das hätte mich auch gewundert. Was ist das für eine Geschichte mit einer Verabredung?«
    »Mir ist zu Ohren gekommen, daß sich Simmons und Mulcahy um zwei Uhr morgens bei dem Yacht Club in Darling Point treffen.« Ich nannte ihm die genaue Position.
    »Woher haben Sie die Informationen über dieses Treffen, wenn die Frage nicht zu unhöflich ist?«
    »Von jemandem, der Mulcahy sehr nahe steht.«
    Ich konnte sein Gehirn praktisch surren hören. »Das ist ein sehr kompliziertes kleines Szenario, das Sie da für mich entworfen haben, Sydney. Wenn wir auch nur eine Minute zu spät kommen, wird einer von ihnen vielleicht