Halb verliebt ist voll daneben - Roman
stehen unter WER TREIBT’S MIT WEM?«
Sie klickte auf das Icon, und ich wandte mich ab, um Tee zu kochen.
»Oh, hier steht, um die Kolumne zu lesen, muss man die Zeitschrift kaufen.«
Als der Tee fertig war und ich mich umdrehte, sprach ich etwas aus, worüber ich die ganze Zeit nachgedacht hatte, seit Rachel bei mir war.
»Ich werde an deiner Stelle mit Eamonn darüber sprechen, Rachel. Ich werde ihm alles erklären, dann brauchst du das nicht zu tun. Das bedeutet nicht, dass du zu ihm zurückmusst. Er soll es nur verstehen können.«
Sie sah mich an. Ich wusste nicht, wie sie reagieren würde. Ich rechnete mit einem »Lass das sein, Sare, das geht dich nichts an«. Aber sie sah mich an und nickte.
»Danke«, sagte sie.
Und legte sich wieder hin und schloss die Augen.
75
Wie ein Profischnüffler spürte ich Eamonn über ein engmaschiges Netz von persönlichen Assistenten auf und erfuhr, dass er sich im Chateau Marmont aufhielt. Nun ist dieses Hotel dafür berühmt, dass hier Hollywoods ausschweifende Randalierer absteigen, und so nahm ich mir vor, mein Taxigeld zurückzuverlangen, wenn ich dort nicht auf Mickey Rourke und Courtney Love stieß, die sich an der Rezeption Koks vom Hintern des jeweils anderen reinzogen. Und es lag am Sunset Boulevard.
Der Sunset Boulevard kommt in dem Musical vor, das wir auf der Schauspielschule einstudiert hatten. Na ja, das Musical, das der restliche Jahrgang außer mir einstudierte, da es ja ein Musical war. Dieses Eintauchen in die Geschichte Hollywoods war ganz nützlich, weil es mich von der Aufgabe ablenkte, die vor mir lag. Während ich unterwegs war, rief Leo an.
Ich humpelte ins Hotel. Es war sehr düster. Ich blinzelte. Hätten sie doch nur ein paar Lampen angemacht, damit ich die Randalierer sehen konnte. Während ich mich langsam durch die Lounge bewegte, hielt ich Ausschau nach einem von ihnen. Aber ich sah niemanden von Bedeutung und stolperte über einen Teppich. Mit mehr Achtsamkeit setzte ich meinen Weg fort, hinaus auf einen von einer Pergola beschatteten weitläufigen Patio. Der Patio war mit Sofas und Teppichen ausgestattet.
Als erste Person sah ich Dolph Wax, der die Mitte eines großen Sofas belegte. Offenbar wusste er gar nicht, was man auf einem derart komfortablen Sitzmöbel machte. Er wirkte unsicher, ob er sich zurücklehnen oder vorbeugen sollte, und hatte sich deshalb für eine aufrechte Sitzhaltung entschieden, die nach Quälerei aussah. Flankiert wurde er auf der einen Seite von einer Dame mittleren Alters, neben der ein Griesgram wie ein Spaßvogel ausgesehen hätte. Ich fragte mich, wer sie wohl sein mochte, vielleicht seine Anwältin oder die Bongospielerin. Zu seiner anderen Seite saß ein großer Mann im Anzug mit einem Walkie-Talkie in der Hand. Das, so vermutete ich, war sein Bodyguard. Mir fiel auf, dass sich bei Dolph, als er meiner ansichtig wurde, die Nackenmuskeln verhärteten, als hätte er wieder Probleme mit dem Klavier. Dann
entdeckte ich Eamonn. Er bemerkte Dolphs Gesichtsausdruck und drehte seinen Kopf, um das Objekt seines Missfallens ausfindig zu machen. Neben ihm stand noch ein anderer Mann, aber ich konnte nur dessen Hinterkopf sehen. Eamonn machte einen sehr müden Eindruck. Aber er lächelte mir zu und winkte mich herbei.
»Sarah, du machst wohl einen drauf heute?«
»O nein, ich bin eigentlich deinetwegen hier.«
»Oh, natürlich, ja, wir sind hier fertig. Dolph wollte mit mir die Vorteile einer Szene besprechen, in der Dolph Leo verhört«, teilte Eamonn mir mit. »Aber ich denke, wir sind gerade zu dem Schluss gekommen, dass wir uns damit nur wiederholen würden, wegen der anderen Szene, die wir bereits gedreht haben, wo Leo von den Polizeibeamten vernommen wird«, erläuterte Eamonn und gab sich dabei keine Mühe zu verbergen, wie genervt er war.
Der andere Mann, dessen Gesicht ich nicht sehen konnte, nickte zustimmend.
»Hast du Joel schon mal richtig kennengelernt, Sarah? Das ist Joel. Der Drehbuchautor.«
Ich sah den Mann an, der dafür verantwortlich war, dass ich vor der Kamera strippte. Ich versuchte, sein Lächeln zu erwidern – es gelang mir. Dann wandte ich mich an Dolph.
»Hallo, Dolph, herzlichen Dank noch mal für die Party vom letzten Abend. Die war toll«, sagte ich, weil meine Mum das so gewollt hätte und auch weil es die Wahrheit war. Diese Party rangierte ganz oben unter meinen besten fünf.
»Hm«, erwiderte Dolph darauf. Seine Mutter hatte ihm offenbar keine Manieren
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