Halb verliebt ist voll daneben - Roman
beigebracht.
»Tut mir leid, wegen … äh … Sie wissen schon, wegen des Endes«, ergänzte ich, um das Schweigen zu füllen.
»Also, wenn das alles war«, sagte Eamonn, dem die Spannung offenbar nicht entging, »dann habe ich jetzt eine Besprechung mit Sarah. Danke, dass du vorbeigeschaut hast, Dolph, ich finde es immer toll, wenn Schauspieler sich so leidenschaftlich in ihre Rollen einbringen.«
Alle erhoben sich. Dolph brauchte drei Versuche, bis er hochkam. Der Walkie-Talkie-Mann ging voraus.
»Ich begleite dich nach draußen, Dolph«, sagte Eamonn.
Bis auf Joel verschwanden alle. Ich hatte mir den Drehbuchautor schrecklich fettleibig mit Herzschrittmacher und einem Hang zur Pornografie vorgestellt. Und hätte nie gedacht, dass er jung und schlank war und gut aussah. Ich starrte ihn an.
»Möchten Sie einen Drink?«, fragte er.
»Äh … nein, danke.«
»Keinen Champagner?«
»Ich hoffe, Sie feiern eine neue lesbische Szene, die Sie für Taylor geschrieben haben.«
»Nein, ich feiere, Sie endlich persönlich kennenzulernen. «
»O danke. Mich freut es auch, Sie kennenzulernen. Ich hatte eigentlich schon die ganze Zeit damit gerechnet, Ihnen zu begegnen.«
»O ja?«
»Ja. Normalerweise habe ich für diesen Fall immer einen spitzen Gegenstand dabei«, sagte ich schadenfroh. Und lachte dann.
Im darauffolgenden Schweigen wurde mir klar, dass
ich nicht nur einem erfolgreichen Drehbuchautor Hollywoods Gewalt angedroht, sondern mich auch noch wie eine trampelige Cartoon-Figur aufgeführt hatte. Deshalb überraschte es mich nicht, dass Joel sein Jackett nahm, kurz ein paar Abschiedsworte murmelte und dann binnen weniger Sekunden verschwunden war. Ich schaute ihm nach und gelobte mir, mich in Zukunft Menschen gegenüber, die für meine Karriere nützlich sein könnten, besser zu benehmen.
»Das hat mir heute wirklich noch gefehlt«, seufzte Eamonn, als er zu mir kam. »Sollen wir was trinken gehen? «
»Meinetwegen nicht, danke.«
»Du hast Recht, ich sollte mich nicht wegen Dolph Wax oder Rachel an die Bar treiben lassen.« Wir nahmen auf zwei Sesseln, die im Foyer des Hotels standen, Platz. Eamonn seufzte und sah mich an. »Ich weiß, dass ich sie wegen der Dreharbeiten für einen Film wie diesen vernachlässigt habe. Aber …«, er hielt inne und vergrub seinen Kopf in seinen Händen, »… so schlimm war es nun auch wieder nicht. Dass sie einfach geht. Und nur eine kleine Notiz zurücklässt. Ich möchte dich was fragen, Sarah. Und ich möchte, dass du ehrlich zu mir bist.«
»Okay.«
»Hat sie einen anderen kennengelernt?«
»Nein, Eamonn, es ist nichts dergleichen. Es hat in Wirklichkeit mit all dem nichts zu tun.«
»Warum dann? Was ist mit ihr?«
»Eamonn, es tut mir sehr leid, dir das sagen zu müssen, aber sie hat Brustkrebs.«
»Wie bitte?« Eamonn wurde kreidebleich.
»Es ist wohl ziemlich ernst, denke ich. Der Arzt hat eine Mastektomie geplant, und danach wird sie Behandlung benötigen. Sie hat dich verlassen, weil sie nicht wollte, dass du dir Sorgen machst. Sie möchte, dass du dich ganz auf deinen Film konzentrieren kannst. Sie weiß, wie viel er dir bedeutet. Sie möchte nicht krank und eine Last für dich sein.«
Eamonn sagte eine Weile nichts. »Sie wird… sie… wird keine Last sein …«, brachte er dann heraus, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. »Sie wird …« Er versuchte es noch mal, musste aber innehalten, weil er nicht über die Lippen brachte, was er sagen wollte. Ich stand auf und ging auf ihn zu. »Ich kann nicht glauben, dass sie denkt, sie sei eine …«
»Hey«, flüsterte ich, hockte mich vor ihn hin und legte meine Arme um ihn, während er auf dem Sessel in seine Hände weinte.
»Ich muss später nach New York. Soll ich absagen und mit dir kommen, um sie zu besuchen?«
»Das liegt bei dir. Aber Rachel möchte wirklich, dass du den Film machst. Deshalb hat sie das getan. Sie wird es nicht gut finden, wenn du ihretwegen deine Pläne änderst. Fahr nach New York und triff dich mit ihr, wenn du zurückkommst. Ich werde mich um sie kümmern, während du weg bist.«
76
Ich gab mir alle Mühe, mich um Rachel zu kümmern. Eigentlich wusste ich nicht, was ich tun oder wie ich mich verhalten oder was ich zu ihr sagen sollte. Aber ich wusste, dass ich sie füttern, mit Martini abfüllen und auf ziemlich regelmäßiger Basis mit wirklich groben Scherzen aufheitern musste. So lautete der Lehrplan, und ich hielt mich dran. Damit wäre ich natürlich bei
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