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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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ich einen Abfalleimer. Ich hätte ihn küssen können. Tat es aber nicht.
    »Du bist ein wunderbares Ding«, sagte ich und ließ die Tüte hineinfallen.
    »Was machst du da, Sarah?«
    Es war Rachel Bird. Sie lehnte an der Tür zu meinem Hotelzimmer. Sie trug eine Baseballkappe und Shorts und saß auf einer sehr großen Tasche. Ich starrte sie an. Ihre Augen waren rot und verheult.
    »O nein, du hast es getan«, sagte ich leise.
    »Hab ich«, erwiderte sie.
    »O Rachel.«
    »Kann ich bei dir bleiben?«
    »Natürlich.«
    »Können wir Burger und Martinis bestellen?«
    »Also, ich wollte eigentlich…«, begann ich, schaute dann aber in ihr trauriges kleines Gesicht und überlegte es mir anders. »Gut, wir lassen uns bringen, was du willst.«

73
    Also kam ich nie zum Flughafen. Nicht dass ich nicht gewollt hätte. Aber Rachel war in einer der schwersten Stunden ihres Lebens zu mir gekommen, und ich konnte nicht einfach abhauen, wenn sie mich brauchte.
    Wir aßen einen Burger und tranken einen Martini und redeten. Dann duschte ich mich, ausgenommen meinen bandagierten Knöchel, und als ich damit fertig war, schlief Rachel tief und fest. Auf der Grundlage vorangegangener Erfahrungen hätte ich mich eigentlich neben sie aufs Bett setzen und über die Simon-Situation grübeln sollen, bevor ich mit Julia skypte. Ich tat jedoch nichts dergleichen. Ich ließ Rachel eine Nachricht, ein Glas Wasser und einen Schlüssel auf dem Nachttisch zurück und humpelte aus dem Zimmer. Ich ging nach nebenan und klopfte.
    Erin machte auf.
    »Sarah, hey.«
    »Hallo, Erin, du hast nicht zufällig Zeit? Ich habe dich nie zu diesem Milchshake eingeladen und ein schlechtes Gewissen deswegen.«
    »O nein, ich habe keine Zeit, wir müssen jetzt gleich los zu einem Gebetstreffen.«
    »Oh.«
    »Komm doch mit.«
    Und ich wollte erwidern »O nein, das ist nicht das Richtige für mich«, sagte stattdessen aber: »Na gut, aber ich werde humpeln müssen.«
    Es mag seltsam klingen, dass ich mich dafür entschied,
zu einem Gebetstreffen zu humpeln, anstatt dem Mann hinterherzujagen, den ich liebte. Die Wahrheit war: Ich hatte Angst. Ich wollte für Rachel das Beste. Aber ich wusste nicht, was das Beste war. Ich wusste nur, dass dazu bestimmt keine große dramatische Szene mit Simon gehörte.
    Also humpelte ich die zwei Häuserblocks neben Erin und ihrem Vater zu dem an ein Gemeindezentrum erinnernden Ort, wo sie eine ihrer zahlreichen Andachten abhielten. Und dort blieb mir nichts anderes übrig, als Stühle im Kreis aufzustellen und einen Strauß Tulpen in einer von Erin mitgebrachten Vase in die Mitte zu stellen.
    Ein Paar Ende dreißig traf als Erste ein. Er war ein Hüne von einem Mann mit großem Kinn, das ihm eselsartige Züge verlieh, sie war rundlich und sah sehr nett aus. Sie lächelten mich an und gaben mir die Hand, bevor sie Platz nahmen. Erin und ihr Vater begrüßten sie überaus warmherzig. Dann kam eine ältere Frau, die am Stock ging. Sie sah nicht gut aus und ließ sich auf den ersten Stuhl fallen, an dem sie vorbeikam. Als Mr. Schneider begann, waren wir insgesamt zu siebt.
    »Einen schönen Nachmittag und herzlich willkommen. Wir haben uns heute versammelt, um mit – und füreinander zu beten. Wir bringen unsere Gebete Gott in dem Wissen dar, dass der große Mann immer zuhört. Und wir bekommen Kraft und Freude voneinander. Nun wollen wir mit euch beiden beginnen«, sagte er und deutete dabei auf das Paar.
    Die beiden erklärten, dass sie seit Jahren versuchten, ein Kind zu bekommen, dann sprach Mr. Schneider ein
Gebet. Danach erzählte die ältere Dame, sie hieße Flo, sie habe Krebs und wünsche sich, dass wir darum beteten, sie möge noch sechs Monate durchhalten, um an der Hochzeit ihres Lieblingsenkelsohns teilnehmen zu können. Ich bat die Anwesenden, für meine Freundin zu beten, bei der man gerade Krebs diagnostiziert hatte. Und ich bat sie darum zu beten, dass ich ihr in dieser Zeit die beste Freundin sein konnte.
    Alles in allem war es vermutlich der deprimierendste Nachmittag meines Lebens. Am Ende der Andacht stand ich auf und bedankte mich bei Mr. Schneider.
    »Das mit Ihrer Freundin tut mir leid.«
    »Ja, das ist wirklich zu dumm, aber ich bin mir sicher, dass sie den Krebs besiegen wird«, erwiderte ich.
    Flo hatte sich zu uns gesellt und ging sofort auf meine Bemerkung ein.
    »Reden Sie bloß nicht ständig positiv auf sie ein, das wird ihr nicht gefallen.«
    »Wie bitte?«
    »Es ist wirklich ärgerlich, wenn man

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