Halb verliebt ist voll daneben - Roman
Sarah Sargeant. Nur ein Fall von ein wenig zu viel Kommunikation, glaube ich«, sagte er und ließ mich los. »Bis später. Und pass auf meine Braut auf.«
Nie wieder würde ich Arbeit bekommen, weil ich einem Schauspielerkollegen zu Recht übel nachgeredet hatte. Mir war ein lukrativer Werbespot durch die Lappen gegangen. Das musste erst mal verdaut werden. Ich konnte jetzt nicht weiterschlafen. Ich schlüpfte in Rachels Stiefel und eine Jacke und brach zu einem Spaziergang auf.
Ich hatte gehofft, mir erst noch eine Tasse Tee sichern zu können. Aber es befanden sich bereits Gäste im Frühstückszimmer, und ich hielt es für klüger, Menschen aus dem Weg zu gehen. Also schlich ich mich durch die Vordertür hinaus und lief einen Pfad entlang, der in einen
Wald führte. Die Luft war frisch und kein Vergleich zu Camden oder L.A. Ich folgte dem Pfad, bis ich zu einer Bank an einer Lichtung kam, von wo aus man das Meer sah. Es war wunderschön.
Ich hätte gern »Devon, ich bin in Devon« gesungen, war aber etwas durcheinander. Gleich würde ich Leo auf der Hochzeit sehen, aber ich hatte ihn in einem Klatschmagazin einen Schwachkopf genannt. Deshalb musste er eigentlich auf die Liste der Menschen gesetzt werden, von denen ich mich am besten fernhielt. Wenn die noch länger wird, dachte ich, ist es vermutlich ratsam, auf meinem Zimmer zu essen. Und ich hatte meinen lukrativen Werbefilm wegen eines Potenzmittels verloren. Das war nicht einfach nur Müll. Das war vier Wochen alter Müll während eines Streiks der Müllabfuhr. Aber obwohl er stank und ekelhaft war, brachte er mich auf eine Idee. Ich holte rasch mein Handy aus meiner Tasche und wählte die Nummer des Hotels, in dem ich während meines L.-A.-Aufenthalts gewohnt hatte.
»Hallo, könnten Sie mich bitte ins Strandrestaurant durchstellen? … Danke. … Hallo, bei Ihnen arbeitet eine hübsche Kellnerin. Sie hat dunkle Haare und hat eine Diät … o ja … das ist sie … sie ist nicht zufällig da? Hervorragend! Könnte ich sie sprechen? … Hallo, hier ist Sarah Sargeant, Sie haben mir Ihr Buch The Secret geliehen … O nein, er ist noch immer mit ihr zusammen. Aber hören Sie, ich bin raus aus diesem Werbefilm. Sie könnten also den Regisseur kontaktieren.… Wieso nicht? Sie haben doch nichts zu verlieren.… Cool.«
Wir tauschten unsere Telefonnummern, und ich wollte ihr gerade die Informationen durchgeben, die sie brauchte,
als ich etwas hörte. Es war das Knirschen von Kies und eine vertraute Stimme in meiner Nähe. Ich musste mich verstecken. Ich verließ im Laufschritt den Pfad und hetzte den bewaldeten Hang hinauf. Hinter einem Baum versteckt, versuchte ich meinen Atem zu beruhigen und lauschte.
»Jay! Kumpel! Beruhige dich. Erzähl es mir langsam … Wie viele? Wie viele? … Jay, Kumpel, so beruhige dich doch. Nein, nein, nein … Hab nichts geraucht! … Ja.« Es war Simon. »Zeig mir das Geld!«, jubelte er. Ich musste lächeln. »Was ist denn passiert? Hast du irgendwo eine Anzeige geschaltet? … The national was? Oh. National Enquirer! Was, meine Sarah? Wie eine Vogelscheuche? … Gott segne sie … äh … meine Sarah Sargeant.« Ich wartete darauf, dass er meinem Namen noch hinterherschob »so eine Irre«, aber es kam nichts. Er beließ es dabei. Er sagte meinen Namen voller Wärme. Er sagte bloß meinen Namen voller Wärme und das bedeutete mir so viel.
Wieder Kiesknirschen, als er weiterging. Ich begann den Abstieg zurück zum Weg. Aber ich blieb erneut wie angewurzelt stehen.
»Hey, Kumpel!«, schrie Simon. »Hey, du!« Offenbar rannte er.
»Hey.«
Es war nur Leo Clement.
»Du weißt nicht zufällig, wo ich hier einen Zeitungsladen finde?«
»O nein. Aber du könntest an der Rezeption fragen, die können dir bestimmt weiterhelfen.«
»Danke.«
»Wonach suchst du denn?«
»Nach dem … wie hieß der noch mal? The National Enquirer .«
»Komm mit.« Leo lachte. »Ich habe einen ganzen Stapel. «
Ich beugte mich vor und sah sie den Pfad entlangjoggen.
»Hebst du Gewichte?«, hörte ich Simon fragen.
»Nein. Ich surfe«, antwortete er, bevor sie außer Hörweite waren.
Ich musste an Leo Clement in seinem halb hochgezogenen Neoprenanzug denken und daran, wie er mein Gesicht mit seinen rauen Händen gehalten hatte, bevor er mich küsste. Und da wurde mir etwas klar.
Leo Clement! Wenn er eigentlich gar kein Frauenheld war, was war das dann mit mir? Könnte es vielleicht echt gewesen sein? Hatte er mich womöglich wirklich gern?
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