Halb verliebt ist voll daneben - Roman
fürs Dinner fertig …«
»Er ist nicht glücklich, Sarah.«
»Was?«
»Simon ist nicht glücklich.«
»Oh …«
»Ich meine, er hat geschäftliche Sorgen. Diese Viagra-Dinger
haben sich so gut wie gar nicht verkauft. Aber mit mir ist er auch nicht glücklich. Glaub ich jedenfalls. Wir möchten zusammenbleiben, aber die große Liebe ist es nicht.«
Ich spürte, wie meine Hand sich verkrampfte. Nicht, weil ich ihr eine Ohrfeige geben wollte, sondern weil ich nicht hören wollte, warum Simon nicht der perfekte Mann war. Mein Atem ging etwas schneller. Ich musste etwas sagen.
»Ruth … ich glaube nicht, dass wir dieses Gespräch führen sollten, deshalb werde ich jetzt auch nur eins sagen und dann gehen.« Sie sah mich erstaunt an, als rechne sie damit, von mir verhauen zu werden. »Simon ist einer der freundlichsten, lustigsten, positivsten, hübschesten und besonders toll aussehenden Menschen auf diesem Planeten mit ganz viel sozialer Intelligenz. Verlier ihn nicht. Ich darf das sagen, weil ich ihn verloren habe. Aber ich habe ihn an Gewinner verloren, die ihn verdient haben.« Ich sah dabei Ruth und Anna an. »Verlier ihn nicht, Ruth, denn du wirst es bedauern. Seit Simon und ich uns getrennt haben, ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht in den Spiegel geschaut und gesagt habe: Sarah, du Dummkopf! Was hast du getan? Aber es ist gut, dass ihr eine Familie seid. Lern du aus meinen Fehlern, Ruth. Sorg dafür, dass es funktioniert, denn du wirst keinen besseren Kerl finden als Simon.«
Ruths Mund stand offen, als ich sie verließ. Und sie machte während der kurzen Zeit, die sie am Junggesellinnendinner teilnahm, einen recht aufgewühlten Eindruck. Ich wusste, dass sie mit mir reden wollte, und ich schäme mich, zugeben zu müssen, dass ich ihr den ganzen Abend
aus dem Weg ging. Aber ein Gespräch mit ihr über die Probleme, die sie mit Simon hatte, stand nicht auf meiner Liste der Prioritäten für diesen Abend. Ich wollte mich nicht in den Problemsumpf von Simon und Ruth hineinziehen lassen. Also tat ich es auch nicht. Ich saß neben Rachel. Ich lernte ihre Familie kennen und Eamonns Familie und jede Menge attraktiver Frauen, die mit Filmregisseuren verheiratet waren. Und nach dem Abendessen veranstaltete ich eine Briten-gegen-Yankees-Scharade im Salon, wo wir Kaffee und Likör zu uns nahmen.
Als ich an diesem Abend in Rachels und meinem gemeinsamen Zimmer zu Bett ging, wandte sie sich, bevor sie die Lampe ausknipste, an mich und sagte: »Ich danke dir, Sarah, es war perfekt.«
Und ich wusste, dass sie das nicht gesagt hätte, wenn ich den halben Abend heulend in einer Ecke mit Ruth zugebracht hätte. Also nahm ich mir vor, auch am nächsten Tag an meiner Simon-und-Ruth-Vermeidungstaktik festzuhalten. Obwohl ich hoffte, noch mal mit der kleinen Anna schmusen zu können. Und an sie dachte ich, als ich einschlummerte.
84
»SARAH!!!«
Das war Eamonns Stimme. Er klopfte laut an die Tür. Ich riskierte ein Auge und konzentrierte mich auf die Nachttischuhr. Es war 7:14 morgens.
»Er darf mich vor der Hochzeit nicht sehen«, zischte Rachel.
»Mein Gott, Eamonn«, flüsterte ich, als ich zur Tür kam. »Du kannst mich doch nicht am Abend mit der verrückten irischen Seite deiner Familie bekannt machen und mich dann am folgenden Morgen anschreien. Das ist Missbrauch. Ich werde die Gewerkschaft einschalten.«
»Sieh dir das erst mal an«, sagte er und warf mir etwas hin.
Es war ein billig gemachtes Blatt für Promiklatsch.
»Der National Enquirer . Cool. Danke«, sagte ich.
Ich starrte auf das Titelbild, das Angelina Jolie, deren Schweißflecken in der Achselhöhle mit einem Kreis hervorgehoben waren, zeigte, und fragte mich, warum Eamonn ausgerechnet an diesem Tag den Zeitungsjungen spielte. Offenbar hatte er Muffensausen vor der Hochzeit.
»Schau rein.«
Ich begann zu blättern.
»Ich brauche dringend eine Tasse Tee«, stöhnte ich.
»Es steht auf der nächsten Seite.«
»Was?«, fragte ich, hob meinen Kopf von einem Artikel mit der Überschrift SCHOCKIERENDE BEISPIELE PLASTISCHER CHIRURGIE und sah Eamonn an. Sein Ausdruck sagte mir, dass ich das, was auf der nächsten Seite stand, lieber nicht sehen wollte. »Was … was … was steht auf der nächsten Seite, Eamonn?«
»Sieh sie dir an.«
»Nein«, schrie ich.
Aber dann beruhigte ich mich. Das einzig Peinliche, was mir seit einer Ewigkeit passiert war, hatte mit einem
unglücklichen Vorfall auf einer Toilette und in einer Hecke zu tun, aber
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