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Halbmast

Halbmast

Titel: Halbmast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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mehr weit, das Sperrwerk ist schon in Sicht! Gleich machen wir ’ne Pause, um den Durchlass der Hauptschifffahrtsöffnung abzuwarten.»
    Bernstein nickte. «Dann sind wir gut in der Zeit?»
    «Gott sei Dank, ja. Kapitän Pasternak hat alles gegeben. Wir hinken nur noch eine halbe Stunde hinter dem Zeitplan, trotz der Vorfälle. Der Sturm wird allerdings immer heftiger.»
    «Na dann, alles Gute weiterhin!» Bernstein ging weiter die Treppe hinab.
    «Aber kommen Sie denn nicht nach oben?», fragte der Lotse.
    «In einer halben Stunde bin ich da. Richten Sie das Schmidt-Katter aus.»
    «Gibt es ein Problem?»
    «Nein, alles in Ordnung. Wir wollen nur noch eine Runde machen. Lieber einmal zu viel als zu wenig!»
    «Und dann gleich mit drei Mann, na, da kann ja nichts mehr schief gehen.»
    Der Lotse lachte und ging weiter die Stufen nach oben.
    Bernstein lockerte den Griff, mit dem er unauffällig Martens Arm fixiert hatte. «Schneller», raunte er.
    Als sie unten ankamen, standen die beiden Männer, die bereits einmal unten nachgeschaut hatten, mit verschränkten Armen neben der geöffneten Luke des Ballasttanks. Der eine hatte noch immer die tropfnasse Kleidung am Leib. «Ich weiß nicht, warum Sie nun noch einmal persönlich hierher kommen, Chef, wir haben wirklich alles abgesucht da unten. Bis auf drei abgebrannte Leuchtstäbe haben wir nichts gefunden. Und diese Dinger könnten sonst wie dort reingekommen sein. Vielleicht hat Grees ja mal wieder eine Party geschmissen   …»
    «Jens! Was soll das?»
    «Oh, Entschuldigung, Chef. Ich hab’s vergessen. Er ist ja tot.» Verlegen setzte sich der Junge die Kappe ab und strich sich über den feuchten Bürstenschnitt. «Eine widerliche Brühe ist das jedenfalls, das kann ich Ihnen sagen!»
    «Danke, Jens. Gehen Sie schon nach oben und ziehen Sie sich etwas Trockenes an. Falls wir noch einmal nach unten müssen, so kann das unser neuer Kollege hier erledigen.» Bernstein klopfte einmal heftig auf Martens Rücken, sodass dieser einen Schritt nach vorn machen musste. «Und? Wo ist der Herr Doktor?» Bernstein drückte ihm eine Taschenlampe in die Hand und machte eine Geste, die klar machte, dass Marten sich unverzüglich auf alle viere zu begeben hätte.
    Marten blieb nichts anderes übrig, er gehorchte und legte sich bäuchlings vor das Loch. Im Strahl der Taschenlampe sah man nichts außer Wasser. «Vielleicht hat bereits jemand Doktor Perl gerettet? Vielleicht waren Mechaniker da, die den Tank kontrolliert haben?» Er blickte auf Bernsteins Schuhspitzen.
    «Wenn hier irgendwer irgendjemanden gerettet hat, so wäre ich als einer der Ersten darüber in Kenntnis gesetzt worden.»
    «Und wenn es einen weiteren blinden Passagier gibt, und der hat   …»
    «Schnauze jetzt! Ich kann deine Storys nicht mehr hören. Du hast nicht mehr viel Zeit, deine Geschichte zu beweisen, also streng dich an!»
    Marten resignierte. Es hatte keinen Zweck. Auch als er sich weiter in die Öffnung schob, war keine Spur von Perl auszumachen. Er konnte nicht dort unten sein. Selbst wenn er inzwischen ertrunken sein sollte, würde man ihn sehen, irgendwas schwimmt immer oben. Doch hier schwamm nichts. Er hob den Kopf und wollte gerade aufstehen, da sah er ein kleines Gerät hinter zwei Metallrohren. Auf den ersten Blick sah es aus, als gehöre es hierhin, in diesem Raum waren unzählige Gerätschaften untergebracht. Doch Marten kannte sich aus. Er wusste, dieses Ding hatte hier nichts zu suchen. Er griff danach. «Schauen Sie mal!»
    Bernstein beugte sich herunter. «Ein Diktiergerät», sagte er nur und nahm ihm den silbernen Kasten ab. Marten richtete sich wieder auf.
    «Leute, ich glaube, wir haben endlich das Diktiergerät gefunden», sagte Bernstein. «Kennt sich jemand damit aus?»
    Einer der beiden noch anwesenden Jungs nickte. «Lassen Sie mich mal sehen, Chef!» Der sicherlich erst gerade mal volljährig gewordene Typ in Uniform drückte auf Anhieb die richtigen Tasten. Man hörte ziemlich leise eine unbekannte Männerstimme, die ein Gespräch mit Schmidt-Katter führte, ein Interview. «Der Journalist!», sagte Bernstein, und schlagartig veränderte sich die Stimmung. Marten hatte den Eindruck, dass man ihm etwas mehr Glauben schenkte. Bernstein hatte gesagt: «Wir haben endlich das Diktiergerät gefunden», also mussten seine Leute bereits danach gesucht haben. Die Chancen standen gut, dass sie ihm jetzt Glauben schenkten. Obwohl er sich selbst dieses versteckteDiktiergerät nicht

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