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Halbmast

Halbmast

Titel: Halbmast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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war nicht so dämlich, wie sie dachten. Er verstand, dass die Security bei der Überprüfung und Bewachung der
Poseidonna
geschlampt hatte. Er hätte nie an Bord sein dürfen, die Sabotageakte hätten verhindert werden müssen, vom Mord ganz zu schweigen. Nun wollte Bernstein seine Fehler wieder wettmachen, indem er hier den Inspector Columbo markierte und seinem Auftraggeber den Schuldigen präsentierte.
    Doch Marten hatte nichts damit zu tun. Keines der Verbrechen, die Bernstein eben aufgezählt hatte, ging auf seine Kappe. Und das Einzige, was er sich wirklich zuschulden hatte kommen lassen, wollte man ihm nicht abnehmen.
    «Ich mache Ihnen ein Angebot», sagte er leise.
    Bernstein lachte und zündete sich bereits die nächste Zigarette an. «
Sie
machen
mir
ein Angebot?» Er schaute sich im Kreise seiner Kaffee trinkenden Kollegen um. «Habt ihr das gehört? Dieser Volltrottel macht mir ein Angebot!» Dann kam er dicht mit seinem an Martens Gesicht heran. Neben dem Tabakqualm war ein wenig Schweiß zu riechen. «Na, dann schießen Sie mal los, Marten!»
    «Wir gehen gemeinsam nach unten zum Ballasttank, damit ich Ihnen beweisen kann, dass ich die Wahrheit gesagt habe   …»
    «Und?»
    «Und ich werde mir eine Geschichte ausdenken, die Sie und Ihre Männer nicht wie einen Haufen unfähiger Möchtegernsecurity aussehen lässt!»
    Nun kam der Rauch auch aus Bernsteins geweiteten Nasenlöchern. «Wie bitte?»
    «Sie wissen, was ich meine! Mir wird schon etwas einfallen. Es kann doch nicht in Ihrem Interesse sein, dass Schmidt-Katter erfährt, dass ich so mir nichts, dir nichts in einem geklauten Schweißeranzug an Bord gegangen bin, und vor allem, dort unentdeckt blieb!»
    Bernstein wandte sich in einer schnellen Bewegung von ihm ab und ging zu seinen Kollegen. Marten hörte nicht, was sie untereinander besprachen. Er schaute dem aufsteigenden Zigarettenqualm hinterher, der immer höher stieg und sich unter der Glaskuppel sammelte. Den Nikotingeruch heute Morgen bei den Rettungsbooten hatte er nicht vergessen. Er ahnte, er war nicht der einzige blinde Passagier an Bord. Es konnte auch sein, dass dieser andere etwas mit Doktor Perls Verschwinden zu tun hatte. Das war möglich.
    «Okay, Marten. Wir gehen nach unten. Sie geben unsnicht nur einen Beweis für Ihr Märchen vom Mann im Ballasttank, sondern auch einen Beweis, dass Sie nichts mit dem Tod von Wolfgang Grees zu tun haben. Dann lassen wir Sie aus dem Spiel. Dann können Sie sich in Eemshaven verpissen, und unsere Begegnung hier wird für immer ein gut gehütetes Geheimnis bleiben.»
    Marten nickte.
    «Wenn wir jetzt aber umsonst die ganzen Treppenstufen nach unten steigen, dann gibt es gewaltigen Ärger, verstanden?»
    Einer der Sicherheitsmänner stand auf und holte eine Uniform. Er warf Marten die dunkelblaue Kleidung in den Arm. «Anziehen!», befahl er. «Bauch einziehen, dann müsste es passen.»
    Marten schob sich aus dem Schweißeranzug. Er hatte nichts dagegen, endlich etwas Bequemeres zu tragen, aber er konnte diese Aktion nicht so ganz nachvollziehen.
    Bernstein schaute ihm beim Umkleiden zu. «Wir werden Sie als einen von uns tarnen. Aber ich warne Sie: Wenn Sie uns Mist erzählt haben oder irgendwelche Anstalten machen, abzuhauen, dann werden wir alle gemeinschaftlich aussagen, dass Sie uns mit einer Waffe bedroht haben.»
    «Und den toten Journalisten werden Sie mir auch in die Schuhe schieben?», fragte Marten, während er die Knöpfe der viel zu engen Uniform zu schließen versuchte.
    «Woher weiß der Kerl vom Journalisten?», fragte einer der Männer.
    Doch Bernstein ließ sich nicht beirren. Er musste sich sehr sicher fühlen. Er hatte ja auch allen Anlass dazu. Gegen eine Truppe von mehr als zehn Leuten hatte Marten im Grunde keine Chance. «Machen Sie sich nicht lächerlich», sagte er lediglich.
    Marten schnürte sich die schweren Stiefel zu und setztedie rote Baskenmütze auf den Kopf. Bernstein rückte, Zigarette im Mundwinkel, die Kappe zurecht. «Normalerweise würde ich nie einen solchen Hohlkopf in diese Uniform stecken. Es sieht aus, als trägt ein Ochse einen Smoking.»
    Die anderen lachten. Dann liefen sie los. Marten wurde links und rechts von Bernstein und einem anderen Kerl eskortiert.
    Die Männer unterhielten sich darüber, was sie am Abend in Eemshaven unternehmen würden. Als ihnen einer der Lotsen auf der Zwischentreppe begegnete, lachte Marten mit, so als gehöre er wirklich zur Truppe. Der Mann grüßte kurz. «Ist nicht

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