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Halbmast

Halbmast

Titel: Halbmast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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Gleich würdeer Pieter in seinem notdürftigen Versteck entdecken. Es war sinnlos, weiter dort zu kauern. Pieter stand auf.
    Sinclair Bess machte große Augen. «Wer sind Sie? Ich kenne Sie nicht!»
    Pieter überlegte kurz, sich als Sanitäter oder Steward oder sonst etwas auszugeben. Doch er sah den Blick des Millionärs, der abschätzig an seinen Rastazöpfen, seinem karierten Hemd und seiner inzwischen sehr in Mitleidenschaft gezogenen Hose entlangglitt. Es hatte wenig Zweck, sich als jemand anderes auszugeben. Dieser Mann war nicht dumm.
    «Ich bin Pieter John. Der Neffe von Ebba John. Bitte verraten Sie nichts von meiner Anwesenheit, meine Tante wird sich nicht gerade freuen, mich zu sehen.»
    «Und was wollen Sie hier?»
    «Haben Sie zufällig einen Generalschlüssel?»
    «Wie bitte?»
    «Ich bin auf der Suche nach Frau Spinnaker und ihrem Kollegen, dem Journalisten.»
    «Was wollen Sie von Frau Spinnaker?»
    «Ich bin ein Freund von ihr. Und ich mache mir Sorgen, weil sie schon so lange fort ist.»
    «Frau Spinnaker war hier. Bevor ich eingeschlafen bin. Ich habe keine Ahnung, wie lange das her ist.»
    «Jetzt ist es halb vier.»
    «Dann habe ich fünf Stunden geschlafen.»
    «Warum sind Sie hier, Mr.   Bess?»
    «Ich habe mich wohl zu sehr aufgeregt wegen dieser Sache. Es gab einen Toten. Bei einem Mann mit meinem Format kann ein Schock gefährlich werden. Frau John hat mir was zur Beruhigung gegeben.»
    Pieter ahnte, dass seine Tante auch bei diesem Mann vielleicht lieber ein wenig zu viel als zu wenig verabreicht hatte. «Und was war mit Carolin   … Spinnaker?»
    «Sie ist tough. Sie steckt solche Sachen wohl besser weg als ich. Eine professionelle Frau, ich mag so etwas. Nachdem Ihre Tante sie versorgt hat, ist sie auf die Suche nach ihrer Kamera gegangen. Und nach ihrem Kollegen. Ist sie nun auch verschwunden?»
    Pieter zuckte die Schultern. «Ich weiß es nicht. Ich mache mir aber Sorgen um sie.»
    Bess schien sich den nächsten Satz genauestens zurechtzulegen. «Sagen Sie, kann es sein, dass hier auf dem Schiff etwas nicht stimmt? Außer dem Toten, meine ich jetzt. Es gab so viele Pannen. Mir kommt es so vor, als sollte ich nicht alles mitbekommen. Kann das sein?»
    «Das kann sein», antwortete Pieter.
    «Ich mag es aber nicht, wenn ich nicht alles unter Kontrolle habe. Ich mag das absolut nicht. Meine Firma gibt viel Geld für ihren guten Ruf aus. Deswegen haben wir uns auch für die Schmidt-Katter-Werft entschieden, weil sie zu unserem Image passt. Unsere ganze Businesspolitik funktioniert über absolute
political and social correctness
. Wenn jetzt aber   …»
    «Wenn jetzt aber herauskommt, dass Schmidt-Katter ein unkorrektes Geheimnis hat, dann leidet Ihre Reederei auch darunter   …», ergänzte Pieter.
    «Ich will das wissen, verstehen Sie?»
    «Ich verstehe es. Mir geht es genauso. Deswegen brauche ich auch   …»
    «…   den Generalschlüssel. Okay! Aber ich habe leider keinen. Noch nicht. Wenn wir in Eemshaven angekommen sind, wird mir offiziell der Schlüssel übergeben. Soweit ich weiß, ist dieser Akt für nächste Woche geplant. Mit viel Presse und TV, na ja, so ist es immer.»
    Pieter sagte nichts. Er ließ sich ein paar Minuten von dem Amerikaner begutachten. Es machte ihm nichts aus, taxiertzu werden. Sinclair Bess war kein unangenehmer Typ, im Gegenteil. Er hatte einen dekadenten und aufgeblasenen Snob erwartet und keinen Mann mit verschlafenem Blick und Stirnrunzeln, welches verriet, dass er sich seinetwegen den Kopf zerbrach.
    «Aber ich könnte den Schlüssel schon jetzt bekommen. Die
Poseidonna
gehört mir. Ich habe schließlich den ganzen Kram hier bezahlt. Also, ich kann das Ding besorgen. Allerdings   …»
    «Allerdings?»
    «Nehmen Sie mich mit. Ich weiß, ich bin ein Koloss und Sie sind um einiges schneller. Aber Sie verstehen, dass ich den Generalschlüssel nicht unbedingt jedem Mann in die Hand gebe. Vor allem nicht, wenn er sich hinter einem Schrank versteckt und aussieht wie ein   … wie heißt euer deutscher Clown noch   … wie ein Kasperl.»
    «Warum helfen Sie mir dann überhaupt?»
    «Weil ich gern wissen möchte, was auf meinem Schiff passiert. Und weil ich die Fotografin mag.»
    «Ich verstehe Sie.»
    «Das ist gut. Dann kommen Sie mit.»

Marten
    «Niemand ist da unten, verstehen Sie? Kein Doktor Perl und erst recht keine Carolin Spinnaker. Sie haben mich verarscht. Und das ist etwas, was ich absolut nicht ausstehen kann. Wenn ein Spinner wie Sie

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