Hallo Engel!
Sie, Miss …”
“Gaby”, sagte sie, ohne sich umzuwenden. “Gestern Abend hattest du keine Probleme, mich zu duzen.”
Er spannte die Kinnmuskeln an. “Gaby. Ich weiß, das ist alles ein bisschen peinlich.”
“Was?”
“Die ganze Situation. Sie, äh, du, ich, gestern Abend.” Sie drehte sich um und sah ihn an. Er musterte ihr Gesicht, um einen Hinweis darauf zu finden, was in der Nacht wirklich passiert war. Ihre Miene verriet rein gar nichts. Er knirschte verhalten mit den Zähnen. “Schau, vielleicht solltest du lieber gehen …”
“Das habe ich vor. Aber erst, wenn mein Job erledigt ist.”
“Ach so, natürlich, du willst Geld …”
“Ich brauche kein Geld.” Sie füllte Wasser in die Kaffeemaschine.
Er runzelte die Stirn. “Warum machst du das dann?”
“Aus reiner Herzensgüte.” Sie zuckte mit den Schultern. “Und weil ich quasi dazu gezwungen wurde”, fügte sie ehrlicherweise hinzu.
Die Falte zwischen seinen Brauen wurde steiler. Hämmerchen klopften hinter seinen Schläfen direkt auf die Nerven. “
Gezwungen?
Willst du damit sagen, ich hätte …”
“Nicht du. Der Priester und die nette alte Dame.”
Dev starrte sie verdutzt an. “Du meinst, du hast mit mir geschlafen, weil ein Priester dich dazu gezwungen hat?”
Die Kaffeekanne in der Hand fuhr sie herum. “Ich habe nicht mit dir geschlafen! Erinnerst du dich nicht?” Mit einem Knall setzte sie die Kanne ab, und die Hämmerchen in Devs Kopf wurden zu Hämmern. “Weißt du denn nichts mehr?”
“Einiges. Nicht alles.” Er drückte die Hände an die Schläfen.
“Verstehe.” Gaby kreuzte die Arme vor der Brust und betrachtete ihn aus schmalen Augen. “Ist dir klar, wie beleidigend das ist?”
Er strich sich durch die Haare und entgegnete steif: “Natürlich ist mir das klar. Und ich entschuldige mich dafür. Meine Erinnerung ist nur etwas verschwommen.”
“Du unterliegst einem gewaltigen Missverständnis”, sagte sie. Ihre klare Stimme schnitt seine vagen Ausreden ab. “Nicht dein mangelndes Erinnerungsvermögen ist beleidigend, sondern deine Unterstellung, ich hätte mit dir geschlafen.”
Devs Züge verhärteten sich, und ein spöttisches Glitzern trat in seine Augen. Er lehnte sich zurück. “Mach doch kein Theater. Du bist sehr bereitwillig mit zu mir gekommen. Heute Morgen finde ich dich in meiner Wohnung, in meinem Hemd. Du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, wir hätten nicht …”
“Doch, will ich! Ich bin nicht mitgekommen, um mit dir zu schlafen. Ich war und bin hier, um dir zu helfen.”
Dev zog die Brauen hoch. “Du wolltest mir helfen? Wobei?”
“Erstens, dich aus dieser Bar zu holen. Zweitens, dich nach Hause zu fahren. Wie hättest du das ohne mich schaffen wollen?” Kopfschüttelnd wandte sie sich ab und schaltete die Kaffeemaschine an. “Ich habe dir schon gestern gesagt, dass ich zu deiner Hilfe abgesandt bin. Ich habe dir alles genau erklärt. Hast du überhaupt nicht zugehört?”
Nein, hatte er nicht. Gestern Abend hatte er – sein Blick glitt über ihre Figur – anderes im Kopf gehabt. “Du behauptest also, du hättest mich nur angesprochen, weil du dachtest, ich brauchte Hilfe?”
“Ich
wusste
, du brauchtest Hilfe.”
Sie wirkte vollkommen aufrichtig, er sah keinen Grund, ihr zu misstrauen. Sie hatte ihn nach Hause gefahren. Wer weiß, was alles hätte passieren können, wenn er sich in seinem Zustand hinters Steuer gesetzt hätte. Und wenn sie ihn ausrauben wollte, hätte sie dazu reichlich Gelegenheit gehabt, nachdem er einfach so eingeschlafen war. Etwas besänftigt murmelte er: “Es tut mir leid, aber …”
“Es sollte dir wahrhaftig leidtun. Nicht jede Frau ist scharf darauf, mit dir zu schlafen. Hast du wirklich gedacht, dass ich darauf aus war?”
Verärgert wollte Dev anfangen zu erklären, was er wirklich von ihr gedacht hatte, doch dann hielt er lieber den Mund. Der Kopfschmerz mochte ihm das Hirn vernebeln, trotzdem war er nicht so dumm zuzugeben, dass er sie für eine Prostituierte gehalten hatte. Sie wirkte, als würde sie jeden Moment vor Empörung explodieren – ihre blauen Augen blitzten, ihre weichen Lippen bildeten eine schmale Linie. Wenn sie erfahren würde, was er von ihr gedacht hatte, würde sie ihm vermutlich den Kopf abreißen.
Als er sie jetzt so anschaute, fragte er sich, wie er sich dermaßen in ihr hatte täuschen können. Gabriella hatte nichts von einem leichten willigen Mädchen, dafür viel von einer eigensinnigen
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