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Hallo Engel!

Hallo Engel!

Titel: Hallo Engel! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Paul
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hatte nur die halbe Wahrheit gesagt. Hinter Helen Adamson stapften ihre zwei nicht mehr ganz taufrischen Töchter in den Raum, Helens kahlköpfigen blässlichen Schwiegersohn im Schlepptau.
    Dev kam hinter dem Schreibtisch hervor und ergriff behutsam Mrs Adamsons Hand. Sie schien sich fast an ihn klammern zu wollen und sah ihn beinah flehentlich an, als wäre er ihre letzte Rettung. Wie sie da zwischen ihren großen robusten Töchtern stand, wirkte sie auf Dev wie eine arme reuige Sünderin, die man aufs Schafott führen wollte.
    Er begleitete sie zu seinem bequemsten Sessel und blickte lächelnd in ihre sanften braunen Augen. “Ich freue mich, Sie zu sehen, Mrs Adamson.” Dann wandte er sich an die restlichen drei. “Nehmen Sie bitte Platz. Wir können gleich anfangen.”
    Die Töchter rangelten verhalten um den Sessel neben ihrer Mutter. Clara, die ältere von den beiden, setzte sich durch. Mit einem triumphierenden Lächeln brachte sie ihr ausladendes Gesäß in dem Sessel unter, während ihre Schwester Lisa Ann den anderen Sessel ignorierte und beleidigt stehen blieb. Walter, der Schwiegersohn, hüstelte unbehaglich und lehnte Devs Aufforderung, sich zu ihnen zu gesellen, ab. Stattdessen schlurfte er zu einem Stuhl neben der Tür.
    Dev nahm seinen Platz hinter dem Schreibtisch wieder ein und musterte die Versammlung. Die Schwestern glichen einander sehr in ihren Chanel-Kostümen – eins beige, das andere anthrazit – mit ihrem brünetten, kurz geschnittenen Haar und dem entschlossenen Ausdruck auf den sorgfältig geschminkten Gesichtern. Keine von beiden hatte erkennbare Ähnlichkeit mit ihrer zarten grauhaarigen Mutter. Walter schaute lediglich befremdet drein – offenbar seine gewohnte Haltung, befand Dev. Ob Walter wohl vor der Heirat mit Lisa Ann auch schon so ausgesehen hat?, fragte Dev sich kurz und wandte sich dann seiner Aufgabe zu.
    “Nun, Mrs Adamson, was kann ich für Sie tun?”
    “Also”, begann sie, aber Clara unterbrach sie sofort. Die schneidende Stimme übertönte die ihrer Mutter.
    “Es ist eine hässliche Geschichte, Mr Hunt – eine ganz hässliche. Ich fürchte, meine Mutter ist einem üblen Betrüger zum Opfer gefallen.”
    Dev zog eine Augenbraue hoch, seine Aufmerksamkeit war geschärft. Betrug? Davon hatte Cecilia nichts gesagt. Er zog einen Notizblock heran und griff nach einem Kugelschreiber. “Von welcher Art ist der Betrug? Gefälschte Antiquitäten? Geplatzte Investmentfonds?”
    “Nein, nein.” Lisa Ann trat vor, mit ihrer fleischigen Hand wischte sie solche albernen Dinge beiseite. “Es ist viel schlimmer. Etwas Privates. Unsere Mutter …” Sie sah Helen mit einer Mischung aus Mitleid und Ekel an. “Mutter hat sich mit einem
Mann
eingelassen.”
    Dev sah bis jetzt noch nicht, was das einen Juristen angehen sollte. Er wollte gerade vorschlagen, dass dies eher ein Fall für gute Freundinnen sei, als Clara sich einmischte. “Sie hat ihn beim Bingo-Spielen kennengelernt”, rief sie empört aus. Sie saß sehr aufrecht und hielt ihre große schwarze Tasche wie einen Schutzschild vor sich. “Er hat bei den Frauen dort sogar einen Spitznamen. Bert der Casanova nennen sie ihn.”
    “Richtig, so heißt er”, bekräftigte Lisa Ann. Ihre Handtasche war oval und hatte eine lange Goldkette, die sie zwischen ihren dicken Fingern knetete, während sie erregt auf und ab ging. “Offensichtlich hat er in Mutter sofort sein perfektes Opfer erkannt.” Zornig zerrte sie an der Goldkette.
    “Offensichtlich”, bestätigte Clara. “Bevor wir merkten, was sich da anbahnte, ist er bereits jeden Abend mit Mutter ausgegangen. Ins Kino, in Restaurants. Sogar in die Disco!”
    “Es war keine Disco, Liebes”, widersprach Helen schwach. “Wir sind in einen Country Western Club gegangen …”
    “Country Western, Disco, was macht das für einen Unterschied, Mutter? Der Mann hat dich ausgenutzt, er hat dein Bedürfnis nach Nähe für seine egoistischen Motive ausgebeutet!” Clara schlug mit Nachdruck auf ihre Tasche.
    “Und worin bestanden diese Motive?”, fragte Dev.
    “Heirat natürlich!” Clara setzte sich voll Empörung auf, während Lisa Ann aufgebracht mit der Kette ihrer Tasche rasselte und wiederholte: “Natürlich!”
    Dev lehnte sich zurück. “Eine Heirat ist ein ernster Schritt, das gebe ich zu. Aber einen Mann des Betrugs zu bezichtigen, nur weil er einer Frau einen Heiratsantrag macht, wird vor Gericht kaum gelten.”
    Clara schien in ihrem Sessel zu wachsen,

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