Hallo Engel!
Er sah auch nicht aus wie einer, der die meiste Zeit am Schreibtisch verbrachte. Von seinem weichen dunklen Haar bis zu den Schuhspitzen strahlte er eine verstörende Lebendigkeit aus. Eine kraftvolle Lebendigkeit. Das dunkle Haar trug er aus der breiten Stirn zurückgekämmt. Sein Mund war ebenfalls breit. Er hatte wohlgeformte, aber schmale Lippen, die dünne Linie wirkte fast hart. Da machte sich plötzlich ein sinnliches Lächeln auf seinen Lippen breit.
Abrupt sah Gabriella auf und begegnete seinem Blick. Winzige Funken in der Tiefe der nachtdunklen Augen lockten, warben. Hastig schaute sie wieder auf die Straße. Frauen mussten sehr aufpassen, damit sie nicht in diesen Augen versanken oder dem Zauber dieser dunklen verführerischen Stimme erlagen.
Gabriella umklammerte das Lenkrad fester. Gut, dass sie auf sexy Augen nicht hereinfiel. Oder auf einen muskulösen Körper. Oder eine dunkle, heisere Stimme. Sie hatte ja nicht achtundzwanzig Jahre auf Erden verbracht, ohne ein, zwei Dinge über Männer zu erfahren. Und aus schmerzlicher Erfahrung wusste sie, dass entschlossene Männer ihre Abwehr durchbrechen konnten, und dass solche, die ihre Nerven zum Vibrieren brachten, ihr Herzschmerz zufügen konnten. Devlin war genau der Typ Mann, um den sie stets einen großen Bogen gemacht hatte.
Sie legte die Stirn in Falten. Leider konnte sie keinen Bogen um Dev machen. Er war sozusagen ihr Sorgenkind. Sie spürte seinen unverblümten Blick auf ihren Brüsten. Gabriella verdrehte die Augen. Wenn sie schon jemandem helfen musste, warum hatte man ihr dann nicht ein liebes kleines Mädchen zugeteilt? Oder einen netten alten Herrn? Dev war zu gerissen, zu verwegen, zu sexy. Mit ihm würde keine Frau leicht fertig, geschweige denn sie. Dieser Mann hatte offenbar nur eins im Sinn, und das war mit Sicherheit nicht sein Seelenheil.
Hätte ich doch nur genauere Anweisungen bekommen, dachte sie. “Helfen” war ein reichlich vager Befehl. Und viel schwieriger, als sie gedacht hatte. Das Bild der Verwüstung, die sie durch ihr bloßes Erscheinen im
Klemm's
angerichtet hatte, stand ihr kurz vor Augen, und Gabriella zog eine Grimasse. Okay, sie hatte nicht gerade einen grandiosen Start hingelegt. Wenigstens war Dev nicht verletzt. Sie musste nur zusehen, dass sie ihn so lange aus Schwierigkeiten heraushielt, bis sie diesen Engeljob im Griff hatte. Aber eins war sicher: Wenn sie die Himmelsleiter erklimmen wollte, musste sie diesem Mann immer zwei Schritte voraus sein.
Ja, Abstand halten war die richtige Strategie. Sie würde ihre Aufgabe erledigen – ihm helfen, so gut sie konnte –, und husch, zurück in die Geborgenheit hinter den Goldenen Pforten. Sie würde sich alle Mühe geben, aber dabei neutral bleiben. Herzlich, aber sachlich distanziert. Abstand halten. Genau so hatte sie es im Leben gehandhabt. Jetzt als Engel würde sie ihre Hände-weg-Taktik fortsetzen.
Sie lächelte säuerlich. Falls sie es schaffte. Vom ersten Augenblick an hatte Devlin Hunt sie immer wieder berührt, ihr Haar, ihre Hände. Berührungen, die sich in ihr einzubrennen schienen. Da, schon wieder. Sie spürte, wie er mit den Fingern durch die Locken in ihrem Nacken strich. Ein erregendes Prickeln lief ihr über die Haut, und ihre Hände wurden feucht.
Sie warf ihm einen weiteren Blick zu. Er lächelte sie hintergründig an, während er seine kraftvollen Finger unter ihr Haar schob und ihren Nacken umfing. In ihrem Bauch zog sich etwas schmerzhaft zusammen. Sie richtete sich auf und entzog sich der besitzergreifenden Hand. “Wohin an der Kreuzung da vorn?”
“Nach links.”
Gabriella befolgte gehorsam seine Angaben und lenkte den Wagen in eine stille Straße, die den betulichen Charme einer alten Dame besaß. Dev wies auf ein gemütlich aussehendes Backsteingebäude. “Da wohne ich.”
Stirnrunzelnd musterte Gabriella das renovierte viktorianische Haus. Angesichts seines eleganten Anzugs, der teuren Armbanduhr und des schneidigen Sportwagens hätte sie erwartet, dass Dev in einer schickeren Gegend von Los Angeles wohnte. “Warum bist du ausgerechnet in dieses Viertel gezogen?”, fragte sie neugierig.
Er zuckte gleichmütig die Schultern. “Hier bin ich aufgewachsen. Vor ein paar Jahren stand dieses Haus hier zum Verkauf, und ich habe zugegriffen. Geldanlage, weißt du? Ich habe das Haus in drei Wohnungen aufgeteilt, auf jeder Etage eine. Zwei sind vermietet, in der obersten wohne ich.” Er senkte die Lider halb und fügte hinzu: “Ich
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