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Hallo Mister Alzheimer

Hallo Mister Alzheimer

Titel: Hallo Mister Alzheimer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Taylor
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Das ist ein Teufelskreis.
    An Charlotte: Wenn Brian ist wie ich, dann hat er ein gestörtes Gedächtnis, ein schwaches Konzentrationsvermögen und eine verwirrte Exekutivfunktion, die manchmal nicht zuverlässig ist. Machen Sie sich klar, dass es ihm nicht besser gehen wird. Es wird nur schlimmer, und Lügen macht es für Sie beide in keiner Weise leichter. Kurzfristig scheint Lügen zu funktionieren, aber mit der Zeit schafft es mehr Probleme, als es zu lösen scheint. Ich glaube, Sie befinden sich beide auf einem langen, gemeinsamen Weg.
    Danke.
    Richard

43. Ist Suizid eine Lösung?
    Lieber Richard,
    während die Demenz, die vor sechs Jahren bei mir diagnostiziert wurde, mich stetig mürbe macht, denke ich manchmal, Suizid ist eine vernünftige Reaktion auf Ängste, Schmerzen und Leiden, die meine Krankheit bei mir und meiner Familie auslöst. Haben Sie an Suizid gedacht? Ich schon, aber praktisch gesprochen fürchte ich, nicht imstande zu sein, mein Leben selbst zu beenden, wenn es soweit ist, und ich möchte meiner Familie keine rechtlichen Probleme bereiten, indem ich sie bitte, mir zu helfen.
    Ich weiß nicht, mit wem ich darüber sprechen soll. Meiner Familie möchte ich damit keine Angst machen. Ich möchte keine Vorlesung über die ethischen Aspekte des Suizids. Ich weiß vermutlich wirklich nicht genau, was ich außer Ihrer eigenen Erfahrung im Umgang mit dieser Reaktion auf Demenz von Ihnen möchte, die sicherlich viele uns verwandte Seelen von Zeit zu Zeit erwägen.
    Danke für Ihre Offenheit. Ich weiß, Sie sind kein Experte und können nur sich selbst die richtige Antwort geben. Dennoch läse ich gerne Ihre Gedanken zu diesem Thema.
    Ava S.

    Hallo!
    Ja, ich habe den Suizid als Instrument erwogen, mich selbst und meine Familie von der Erfahrung zu befreien, in und mit den Spätstadien von Demenz zu leben. Ich habe die Videos, die Bilder gesehen; ich habe in den Zimmern von Leuten in den letzten Stadien von Demenz gesessen. Ich habe ihre Hand gehalten und ihnenetwas vorgesungen. Ich habe mit Betreuungspersonen zusammengesessen, deren geliebte Personen in ein Hospiz gebracht wurden und jetzt Palliativpflege erhalten. Ich habe darüber nachgedacht, wie es ist, an den Folgen von Demenz zu sterben.
    Selbst dies zu schreiben macht mich traurig. Ich weiß, dass wir alle irgendwann an etwas sterben werden. Noch immer sind meine Chancen, an etwas anderem als Demenz zu sterben, genauso hoch wie vor meiner Diagnose. Wenn ich jedoch nicht an einem Herzinfarkt, einem Autounfall, Krebs oder einem Meteor sterbe, der mir auf den Kopf fällt, so weiß ich doch sicher, dass ich sterben werde. In diesem Wissen, in Kenntnis des Weges zu dieser Bestimmung, in Kenntnis der Auswirkungen, die dieser Prozess auf meine Familie haben wird, wäre es da nicht besser, all dies zu vermeiden und mein Leben zu beenden, wenn es für mich und andere schwer wird?
    Ganz eindeutig lautet die Antwort ja, nein und vielleicht. In jeden von mir gewählten Handlungsablauf sind Annahmen über mich, die Demenz und den Wert des Lebens eingebettet. Ich habe bemerkt, dass Sie in Ihrer Frage die Worte Ängste, Schmerz und Leiden als etwas verwenden, vor denen der Suizid Sie in jedem Fall bewahren würde. Ängste sind etwas, mit dem wir alle leben. Schmerz ist etwas, mit dem wir alle von Zeit zu Zeit leben.
    Leiden halte ich für eine Übertreibung unserer Ängste vor dem Unbekannten, vor Kontrollverlust und davor, jemand anderes zu sein, als wir jetzt sind. Es ist, als würden wir vorhersehen, was geschieht, und dann auf der Grundlage dieser Antizipation leiden. Ich leide jetzt nur so viel, wie ich zulasse. Ich habe sehr traurige, sehr ängstliche, aber auch sehr glückliche und sehr zuversichtliche Momente.
    In meinen düsteren Momenten erinnere ich mich daran, dass es in Ordnung ist, wo und wer ich bin. Ich bin noch immer eine ganze Person und werde es stets sein. Wären meine Betreuungspersonen in Bezug auf mich gleicher Ansicht, würde dies ihre eigenen Ängste sicher lindern. In meinen düsteren Momenten lese ich mein Dankbarkeitstagebuch. Dies ist ein täglicher Eintrag von fünf Dingen des heutigen Tages, die ich gerne erlebt habe – und Dinge aus vergangenen Tagen zu wiederholen gilt nicht. Dabei schummele ich und erlaube mir, ein paar Dinge einmal im Monat zu wiederholen. Es zwingt mich, die positiven Bedeutungen, heute am Leben zu sein, zu sehen und zu spüren.
    In meinen düsteren Momenten scheint es, als würde ich meine ganze Energie

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