Hallo Mister Alzheimer
für das Festhalten an mir und an den Wänden des Trichters aller Trichter aufwenden. Ich wehre mich dagegen, eingeengt zu werden, abzugleiten und unausweichlich in den Trichter zu stürzen. Immer weniger Zeit verbringe ich damit, einfach nur ich selbst zu sein, mehr Zeit wird damit verbracht, den dunklen Trichter da unten zu meiden. Ich klammere mich an die Wände des Trichters, in den ich von Dr. Alzheimer und seinen hartnäckigen Helfern gegen meinen Willen hineingezogen werde.
Es scheint, als geriete ich mit zunehmendem Alter immer tiefer in die Krankheit und als würde der Trichter immer enger und sein Sog immer stärker. All meine Aktivitäten und Interessen werden auf ein immer engeres Spektrum von Optionen und Verhaltensweisen eingeengt. Schließlich gelange ich ans Ende des Trichters. Dort ist es überfüllt. Jeder wird so ziemlich gleich behandelt und verhält sich gleich. Ich weiß wirklich nicht, was am Ende da unten geschieht. Es scheint kein Licht am Ende des Trichters zu geben. Jemand sagte mir, es gebe irgendwo da unten ein helles Licht, das mich willkommen hieße, aber bisher kann ich es nicht sehen.
Manchmal frage ich mich, warum ich so stark dagegen ankämpfe, eingeengt zu werden. Warum versuche ich überhaupt, nach den Wänden des Trichters zu greifen? Einfach loslassen!? Wozu kämpfen, um noch ein paar Tage oder Monate länger durchzuhalten, wenn ich doch weiß, dass ich sowieso sterben muss?
Halten Sie durch. Vielleicht sollte ich mein Leben nicht unter dem Aspekt sehen, nach den Wänden eines rutschigen Trichters zu greifen. Statt mich auf den Trichter und vor allem auf dessenAbgrund zu konzentrieren, habe ich beschlossen, mich weniger darauf zu konzentrieren, wo ich bin, als vielmehr darauf, wer ich bin. Ich kann die Situation, in der ich bin, nicht verändern, und diese Situation braucht mich nicht zu definieren. Zum Teufel mit dem Trichter! Mein Leben zu beschreiben, als hinge ich gefährlich an der Wand eines Trichters führt zur Verzweiflung. Da ist noch so vieles mehr dran an meinem Leben. Demenz muss nicht jeden Augenblick bestimmen. Ich habe eine Familie, ich habe Freunde und ich habe Musik. Ich habe eine Welt, aus der ich noch Freude ziehe. Nochmal: Zum Teufel mit dem Trichter!
Der weitaus größte Teil der mir noch verbleibenden Momente muss nicht von der Vorwegnahme meines Todes gezeichnet sein. Ich entscheide, ob dies der Fall ist, und Sie haben die Fähigkeit, für sich selbst zu entscheiden. Sie und ich können das Morgen weder ändern noch überhaupt wirklich kennen. Wir können aber im Heute leben und es heute verändern, wenn wir möchten.
Ich kann verstehen und würdigen, warum Leute in unserer Lage darüber nachdenken, ihrem Leben vorzeitig ein Ende zu setzen, um zu vermeiden, was eine sichere und schreckliche Zukunft zu sein scheint. Es ist eine vernünftige Reaktion, berücksichtigt aber nicht alle Fakten im Leben. Gefühle sind real, können sich aber mit der Zeit ändern. Manchmal ändern sie sich von allein, manchmal erfordert es Unterstützung durch eine Gesprächstherapie, ein Gespräch mit einem Freund, eine Umarmung durch jemanden, den wir lieben und, als letzte Rettung, ein oder zwei Pillen.
Für den Moment:
• Ja, ich fürchte mich vor dem Endstadium der Demenz.
• Ja, ich bin traurig darüber, wie ich sterben werde, wenn ich lange genug lebe, um an demenzbedingten Ursachen zu sterben.
• Nein, unter Berücksichtigung aller Aspekte denke ich nicht an Suizid.
• Ich vertraue darauf, einen Plan zu haben, um so gut es geht einige der Aspekte des Alterns mit Demenz und einige Aspekte desSterbens an demenzbedingten Ursachen auf ein Mindestmaß zu reduzieren.
Ich weiß, dass es ethische und religiöse Aspekte gibt, die ich in dieser Antwort nicht berücksichtigt habe. Dies sind Aspekte, die ich für so persönlich halte, dass es um etwas zwischen Ihnen und Ihren Überzeugungen hinsichtlich dessen geht, was eine höhere Macht darstellt.
Bitte bleiben Sie in Kontakt mit mir und ich werde mit Ihnen in Kontakt bleiben.
Richard
44. Was kann ich gegen die übermächtige Angst tun?
Lieber Richard,
oft fühle ich mich, als würde mich Angst überwältigen. Sie ist weder speziell auf etwas gerichtet noch hat sie irgendeine Ursache. Sie ist nur die ganze Zeit um mich. Ich habe einfach Angst. Vor fünf Jahren wurde bei mir Demenz vom Alzheimer-Typ diagnostiziert. Sie und ich scheinen einander ähnlich; haben Sie Angst? Was tun Sie
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