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Hallo Mister Alzheimer

Hallo Mister Alzheimer

Titel: Hallo Mister Alzheimer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Taylor
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Arbeitsplatz nicht verlieren. Ich mag, was ich tue, und bin immer noch gut darin.
    Wie sind Sie nach der Diagnose mit Ihrem Job umgegangen? Wissen Sie, wie ich weiterarbeiten kann? Sollte ich andere Menschen vor meiner Diagnose warnen oder sie darüber informieren? Ich weiß nicht, was für mich, für meinen Chef und für unsere Kunden das Richtige ist.
    Alex C.

    Hallo!
    Ganz ähnlich wie Sie lief ich nach Hause, nachdem ich die Diagnose gehört hatte, igelte mich innerlich ein und schwor mir, erst wieder hervorzukommen, bis jemand von selbst entdeckte, dass ich einige Symptome von Demenz habe. Meine Lösung für all meine Ängste war, sie zu ignorieren, vorzugeben, sie und meine Demenz gäbe es nicht. «Lasst uns diese Brücken überschreiten (als was immer sie sich herausstellen mögen), wenn wir sie erreichen», war mein Mantra.
    Mit dem enormen Nutzen nachträglicher Einsicht betrachtet war dies in meinem Umgang mit der Diagnose mein erster großer Fehler.
    Ich hörte auf, Individuen und Unternehmen zu beraten und ihnen dafür eine Rechnung zu stellen. Ich hielt es für unethisch, die Information zurückzuhalten, dass das, was sie mir sagten, mich verwirren könnte, und dass ich auf eine Weise geistig behindert war. Ich kam zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ich schlechte Entscheidungen treffen würde, zugenommen hatte und zwar nicht durch die Worte: «Sie haben Demenz, wahrscheinlich vom Alzheimer-Typ», sondern indem ich entdeckte, dass ich viel mehr vergaß als andere Leute meines Alters und dass mir einige meiner kognitiven Fähigkeiten in bestimmten Situationen zu entgleiten schienen.
    Zwei Universitäten in Houston und ein kommunales College vor Ort hatten mich gefragt, ob ich mich ihrem Lehrkörper anschließen wollte. Da ich noch Auto fuhr, noch gehen und sprechen konnte und mich an vieles über Psychologie, Sprechen und Business erinnerte, kam ich zu dem Schluss, noch unterrichten zu können. In einem meiner früheren Leben hatte ich viele gute Erfahrungen im Unterrichtsraum. Daher stellte ich mir vor, das Unterrichten würde es mir ermöglichen, noch viele Jahre weiterzuarbeiten, ohne dass jemand meine Diagnose entdeckte. Ich würde meinen Symptomen nicht gestatten, meine Tätigkeit für den Lebensunterhalt zu stören. Ich war sicher, die Symptome verbergen zu können.
    Obwohl ich während der ersten beiden Jahre meiner wieder aufgenommenen Lehrtätigkeit den Preis für hervorragende Lehrer gewann, muss ich – auch hier aus nachträglicher Einsicht heraus – gestehen, dass ich strategisch erneut eine schlechte Wahl traf.
    Indem ich mir nun über die Schulter schaue (manche bezeichnen es als Rückblick), hätte ich im Hinblick auf meine Diagnose offen, geradeheraus sein und jeden damit konfrontieren müssen. Auch wenn die Chance zu erreichen, was ich erreicht habe, geringer gewesen wäre, wäre es auch das Richtige gewesen.
    Nach drei Jahren des Unterrichtens hatte ich fünf Personen, die mir unterrichten halfen: eine zu Hause, die mit mir arbeitete und half, meine Kurse und Präsentationen vorzubereiten und zu organisieren. Ein Student kam vor dem Unterricht zur Kontrolle, um sicherzustellen, dass ich alle für den Tag benötigten Materialien hatte. In jedem Kurs sagte ich zwei Studenten, ich würde ein Experiment machen. Ich bat sie, mir jedes Mal, wenn ich vom Thema abkam, eine rote Karteikarte und wenn ich wieder beim Thema war, eine grüne Karteikarte zu zeigen. Außerdem hatte ich einen fünften Studenten, der neben mir saß, wenn ich benotete, die Berechnungen überprüfte und die Aufzeichnungen führte.
    Als ich eines Abends dasaß und den Abschlusspräsentationen von Studenten zuhörte, gab ich meinem Assistenten einen Bewertungsbogen, den ich für ausgefüllt hielt. Er klopfte mir auf die Schulter und sagte: «Der ist leer. Sie haben überhaupt nichts darauf geschrieben, nicht einmal den Namen.» Oh, oh! Ich war ertappt! Ich war in ein weiteres Symptom geraten.
    Ich befand mich in meiner eigenen Zeit und war mir der Einzelheiten des Augenblicks, in dem ich mich hätte befinden sollen, nicht bewusst. Ich weiß, dass jeder einmal abdriftet und plötzlich wieder zurückkehrt, aber ich driftete nicht ab. Ich wusste, dass ich dort war. Ich wusste, was sie sagten. Es war nicht so, dass ich mich innerlich ausgeschlossen hätte. Ich war im selben Raum wie die Studenten des Kurses, aber ich war auf andere Art dort. Mein Geist wanderte umher und geriet auf Abwege, und ich erkannte

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