Halo 01 - Die Schlacht um Reach
seiner Sportkleidung stand SAMUEL-034. In der Reihe hinter Samuel stand ein Mädchen. Sie war größer als John und ziemlich dünn, ihr langes Haar blau gefärbt. KELLY-087. Sie schien nicht froh darüber zu sein, ihn zu sehen.
»Das heutige Spiel«, erklärte Mendez, »Heißt ,Läute die Glocke’.« Er zeigte auf die höchste Stange des Spielplatzes. Sie überragte die anderen um rund zehn Meter. Unmittelbar neben ihr befand sich eine Metallstange. An der Spitze dieser Stange hing eine Kupferglocke.
»Es gibt verschiedene Wege, um zur Glocke zu gelangen. Ich überlasse es jedem Team, den besten Weg zu finden. Wenn jedes Teammitglied die Glocke geläutet hat, bewegt ihr euch so schnell es geht nach unten und lauft hier über diese Ziellinie.«
Mendez nahm seinen Stock und zog eine Linie in den Sand. John hob die Hand. Mendez starrte ihn einen Moment aus diesen schwarzen, niemals blinzelnden Augen an. »Fragen, Kadett?«
»Was gewinnen wir?«
Mendez hob eine Augenbraue und antwortete John: »Du gewinnst ein Abendessen, Nummer 117. Das heutige Abendessen besteht aus gebratenem Truthahn, Soße und Kartoffelbrei, Maiskolben, Schokoladenkuchen und Eis.«
Die Kinder murmelten zufrieden.
»Aber«, fügte Mendez hinzu, »Wenn es Gewinner gibt, muss es auch Verlierer geben. Das Team, das als letztes die Ziellinie überquert, bekommt kein Essen.«
Die Kinder wurden still und sahen einander misstrauisch an.
»Macht euch bereit«, sagte Mendez.
»Ich bin Sam«, flüsterte der andere Junge im Team John und dem Mädchen zu.
»Ich bin Kelly«, sagte das Mädchen.
John sah sie nur beide an und sagte nichts. Das Mädchen würde sie aufhalten. Das war schlecht. Er war hungrig und hatte nicht vor zu verlieren.
»Los!«, rief Mendez.
John lief durch die Gruppe der Kinder und kletterte über ein Netz auf eine Plattform. Er rannte über die Brücke – sprang gerade noch rechtzeitig auf die nächste Plattform, bevor sie zur Seite kippte und fünf andere ins Wasser fielen.
Er stoppte an dem Strick, der mit dem großen Korb verbunden war, über einen Flaschenzug lief und dann wieder nach unten. John vermutete, dass er nicht stark genug sein würde, um sich allein daran hochzuziehen. Stattdessen sprang er zu einem geknoteten Kletterstrick und zwang seinen Körper nach oben. Der Strick schwang wild um die mittlere Stange. John sah nach unten und hätte beinahe losgelassen. Von oben wirkte die Entfernung doppelt so groß wie von unten. Er sah all die anderen. Einige kletterten, andere traten Wasser, standen auf und begannen von vorne. Niemand war der Glocke so nah wie er.
Er schluckte seine Angst hinunter und kletterte weiter. Er dachte an Eis und Schokoladenkuchen und wie er gewinnen würde.
John erreichte die Spitze, griff nach der Glocke und läutete sie dreimal. Dann umschlang er die Stahlstange und rutschte bis zum Boden, wo er in einem Berg von Kissen landete.
Er stand auf und trottete lächelnd auf den Chief Petty Officer zu. John überquerte die Ziellinie und stieß einen Siegesschrei aus. »Ich bin der Erste«, sagte er zwischen Atemstößen. Mendez nickte und schrieb etwas in sein Notizbuch.
John sah zu, während die anderen nacheinander die Glocke läuteten und über die Ziellinie liefen. Kelly und Sam hatten Schwierigkeiten. Sie gerieten ans Ende einer Schlange, in der jeder versuchte nach vorne zu kommen.
Schließlich läuteten sie die Glocke und rutschten gemeinsam die Stange hinab, überquerten die Ziellinie jedoch als letzte. Sie warfen John düstere Blicke zu.
Er hob die Schultern.
»Gute Arbeit, Kadetten«, sagte Mendez und lächelte sie alle an. »Jetzt gehen wir zurück in die Kaserne und essen…«
Die Kinder, von Schlamm bedeckt und sich aufeinander stützend, jubelten. »… alle, bis auf Team drei«, sagte Mendez und sah Sam, Kelly und John an. »Aber ich habe gewonnen«, protestierte John. »Ich war Erster.«
»Ja, du warst Erster«, erklärte Mendez, »Aber dein Team war Letzter.«
Er wandte sich an alle Kinder. »Merkt euch das: Ihr gewinnt nur, wenn euer Team gewinnt. Wenn einer auf Kosten der Gruppe gewinnt, verliert er.« John kehrte verstört zur Kaserne zurück. Es war so unfair. Wie konnte man gewinnen und trotzdem verlieren?
Er sah zu, wie die anderen sich mit Truthahn voll stopften und dunkle Soße über weißes Fleisch tropfte. Sie aßen Berge von Vanilleeis und verließen die Messe mit Schokoladenspuren in den Mundwinkeln. John erhielt einen Liter Wasser. Er trank es, aber es
Weitere Kostenlose Bücher