Halo 02 - Die Invasion
Kampfkreaturen abnehmen konnte, überlebte der Spartaner. Schließlich stand er allein da mit dem Gewehr in der Hand, aber es gab nichts mehr, auf das er hätte schießen können. Ein Glücksgefühl durchströmte ihn. Er lebte!
Er hatte nicht die Zeit, um diesen Moment zu genießen, denn jetzt musste er zurück auf den Kreuzer, um Captain Keyes zu finden. Also ging er den Weg zurück, den die Flut ihn entlanggetrieben hatte, an dem Shade vorbei und um eine Kurve. In der Dunkelheit vor ihm materialisierten sich ein Dutzend Parasiten. Eine Plasmagranate erhellte die Nacht, pulverisierte ihre Körper und explodierte mit einem zufriedenstellend lauten Knall. Das Geräusch hallte von den Wänden wider, als er durch einen schmalen Tunnel schritt und an einem heiß umkämpften See herauskam. Ungefähr fünfzig Meter voraus tobte die Schlacht zwischen Allianz und Flut. Schüsse donnerten durch die Höhle, Hände und Tentakel zerrten aneinander. Zwei wohl platzierte Granaten reduzierten die Kämpfer um die Hälfte, das MA5B erledigte den Rest.
„Da ist der Gravitationslift!“, rief Cortana. „Er funktioniert noch. So kommen wir zurück auf das Schiff.“
Das klang einfach, doch als der Master-Chief zu dem Hügel blickte, auf dem sich der Lift befand, schlug ein gut gezielter Plasmastrahl in den Felsen neben seinem rechten Ellbogen. Der Stein begann zu glühen, und der Soldat musste sich zurückziehen. Er wartete, bis das Feuer nachließ und lief los. Vor sich entdeckte er in die Enge getriebene Allianz-Soldaten, die versuchten, die Flut daran zu hindern, den Lift zu erreichen. Es war Selbstmord, und die Allianz wusste das. Die Gestalten kämpften härter, als er Außerirdische je hatte kämpfen sehen. Für einen Moment empfand er eine Art von Seelenverwandtschaft mit den Allianz-Soldaten.
Er stand auf und schleuderte zwei Granaten zwischen die Kämpfer. Er wartete, bis beide explodiert waren, dann rückte er schießend vor. Ein Elitekrieger fiel nach hinten und feuerte einen Plasmastrahl in den nächtlichen Himmel. Eine Kampfkreatur schwang den Arm eines Jackals wie eine Keule, und zwei Parasiten schickten einen Grunt in den See voller Kühlflüssigkeit. Es war Irrsinn, ein Anblick, der geradewegs aus der Hölle zu kommen schien, und ihm blieb nichts anderes übrig, als auf alles zu schießen, das sich bewegte.
Als die letzten Körper zu Boden sanken, konnte der Spartaner endlich dem ansteigenden Pfad zu seiner Rechten folgen und den Lift betreten. Statische Elektrizität knisterte rund um seine Panzerung, und er bemerkte, dass ein weit entfernter Allianz-Soldat seine Plasmawaffe auf ihn abfeuerte. Doch dann war er auch schon verschwunden, wurde nach oben in den Bauch des Ungeheuers gezerrt.
Keyes? Keyes, Jacob. Ja, der war er. Oder?
Er konnte sich nicht erinnern. Ihm war nichts geblieben außer Navigationsprotokollen und Verteidigungsplänen – und der Pflicht, sie nicht preiszugeben.
Ein dröhnendes Summen erfüllte seinen Geist. Er konnte sich dunkel daran erinnern, es schon einmal gehört zu haben, aber er wusste nicht, worum es sich handelte.
Es drang hungrig in ihn ein.
Es schepperte metallisch unter McKays Stiefelsohlen, als sie von der letzten Plattform auf ein Metallgitter sprang, das dabei leicht wackelte. Für den Weg vom Plateau nach unten hatten sie mehr als fünfzehn Minuten benötigt. Zuerst waren sie in dem funktionstüchtigen Aufzug bis zu jener Ebene gefahren, auf der sie und ihre Leute gegen den Willen der Allianz in den Berg eingedrungen waren. Dann hatten sie eine Wendeltreppe benutzt, die sich wie eine Schraube durch den Berg bis zum Schachtboden grub. Jetzt gab es nur noch die Barriere unter ihren Füßen.
„Schön, Sie zu sehen, Ma’am“, sagte ein Private, als er neben ihr auftauchte. „Sergeant Lister möchte Sie sprechen.“
McKay nickte. „Danke.“ Sie ging auf die andere Seite des Gitters, wo das so genannte Einsatzteam eng zusammen stand. Bei ihnen lag die Ausrüstung, die man von oben herabgelassen hatte. Eine tragbare Arbeitslampe stand in der Mitte und warf gewaltige Schatten gegen die Wände. Soldaten traten zur Seite, als McKay auf sie zukam, und Lister, der sich hingesetzt hatte, sprang auf. „Achtung!“
Alle standen stramm. McKay bemerkte, dass die lange Arbeitszeit und der ständige Stress den Unteroffizier gezeichnet hatten. Sein Gesicht war hager und blass.
„Rühren Sie sich. Wie sieht’s aus? Gab es Kontakt?“
„Nein, Ma’am“, antwortete Lister,
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