Halo 02 - Die Invasion
stimmte jedoch auch, dass McKay eine bessere Anführerin als die meisten ihrer Vorgesetzten war. Den Beweis erbrachten die Helljumper, die ihr überall hin folgen würden. Sie folgten ihr ja sogar in ein Loch, das möglicherweise voller todbringender Monstrositäten war.
Aber jeder hatte seine Grenzen, selbst eine Offizierin wie McKay, und der Major wusste, dass sie kurz davor stand, sie zu erreichen. Er sah das an den harten Konturen ihres einst runden Gesichts, in ihrem leeren Blick und an dem verkniffenen Mund. Nicht ihre Stärke war das Problem, denn sie war einer der härtesten und überzeugtesten Marines, die er kannte, sondern ihre fehlende Hoffnung.
Silva war bereit, sie nach unten zu schicken, wusste aber, dass sie etwas Reales brauchte, für das sie kämpfte. Sie benötigte mehr als nur Patriotismus, etwas, das es ihr ermöglichen würde, zumindest einige Marines wieder sicher zurück zu bringen. Dieses Bedürfnis und die Möglichkeit, dass ihm vielleicht etwas zustieß, hatten zu diesem Gespräch geführt.
„So“, sagte Silva, „Sie gehen nach unten, sehen sich um und wenn möglich, schlagen Sie diesen Bastarden die Tür ins Gesicht. Achtundvierzig Stunden ohne Flut wären optimal, aber vierundzwanzig reichen auch, um von hier zu verschwinden.“
McKay hatte über Silvas Schulter geblickt, aber der letzte Satz ließ ihren Blick auf ihn fallen. Silva bemerkte die Bewegung und wusste, dass er ihre Aufmerksamkeit hatte.
„Verschwinden, Sir? Wohin sollen wir denn gehen?“
„Nach Hause“, sagte Silva überzeugt. „Dort erwarten uns Militärkapellen, Orden und Beförderungen. Mit den Lorbeeren, die wir uns hier verdient haben, können wir eine Armee von Helljumpern heranbilden. Und dann treiben wir die Allianz zurück in das Loch, aus dem sie gekrochen kam.“
„Und die Flut?“, fragte McKay. Ihr Blick glitt über Silvas Gesicht.
„Sie wird sterben“, antwortete der Major. „Die KIs haben vor ein paar Stunden Kontakt aufgenommen. Der Chief lebt. Cortana ist bei ihm, und sie versuchen Keyes zu retten. Wenn sie ihn haben, werden sie dafür sorgen, dass die Autumn explodiert. Die Wucht wird Halo und alles, was darauf lebt, vernichten. Wie Sie wissen, bin ich kein Anhänger des Spartaner-Programms, aber ich muss diesen Höllenhund loben: Er ist ein verdammt begnadeter Soldat.“
„Hört sich gut an“, sagte McKay vorsichtig. „Aber wie sollen wir den Ring verlassen, bevor er hochgeht?“
„Ah“, antwortete Silva. „Jetzt kommen wir zu meiner Idee. Während Sie die Kanalisation säubern, werde ich hier oben alle Vorbereitungen treffen, um der Allianz die Wahrheit und Versöhnung abzuknöpfen. Sie ist flugtüchtig, und Cortana kann sie steuern. Im schlimmsten Fall lassen wir Wellsley an die Instrumente. Leicht wird es nicht, aber vielleicht kann er sie fliegen. Stellen Sie sich das vor! Wir kommen in einem Allianz-Kreuzer voll mit Allianz-Technik und den Daten über Halo auf der Erde an. Die Reaktion wird unglaublich sein. Die menschliche Rasse braucht dringend einen Sieg, und wir werden ihr einen ganz, ganz großen schenken!“
McKay blickte in das halb von Schatten verhüllte Gesicht des Offiziers und begriff plötzlich, dass seine Aktionen von blindem Ehrgeiz geleitet wurden. Selbst wenn sich seine wildesten Träume erfüllten, wollte sie nicht den Ruhm, nach dem Silva strebte. Ihr reichte es, wenn sie zumindest einige Marines lebend nach Hause zurückbrachte.
Ein altes Soldatensprichwort fiel ihr plötzlich ein: Teile deinen Fuchsbau nie mit einem Helden. Ruhm und Beförderungen waren nicht schlecht, aber ihr genügte schlicht und ergreifend eines: zu überleben.
Etwas schepperte laut, dann erstrahlten sechs blauweiße Sonnen. Sie erhellten den Schacht auf ihrem Weg zum verdreckten Grund hinunter.
Ihnen folgten die Invasoren, nicht etwa einzeln, wie die Flut-Parasiten vielleicht angenommen hatten, sondern in Sechsergruppen und an Seilen hängend. Sie landeten innerhalb weniger Sekunden, knieten sich mit schussbereiten Waffen auf den Boden und bildeten einen Kreis. Jeder Helljumper trug einen Helm, der mit zwei Lampen und einer Kamera ausgestattet war. Mit einfachen Kopfbewegungen konnten sie so die Wände scannen und die Daten über das Gitter zum Plateau senden.
McKay stand dort und betrachtete die Bilder auf einem tragbaren Monitor. Es gab vier große Torbögen rund um den Schacht. Diese mussten versiegelt werden, um der Flut den Zugang zur Treppe zu verwehren. Keine einzige
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