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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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Vertrauen, aber davon scheinst du ja keine Ahnung zu haben», entgegnete ich scharf, um den moralischen Abgrund zu betonen, der sich zwischen uns auftat. Dann schob ich meinen Stuhl zurück und stand auf. Ein paar Schüler drehten sich um und starrten mich mit einer Mischung aus Neugier und Erwartung an. Sogar Miss Castle schaute von dem Papierstapel auf, den sie korrigierte.
    «Sei nicht sauer auf mich, Beth», sagte Jake plötzlich ganz kleinlaut. «Bitte, setz dich doch wieder hin.»
    Zögernd gehorchte ich, aber nur, weil ich nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehen und die Bryce-Hamilton-Gerüchteküche weiter anheizen wollte.
    «Ich will mit dir nicht weiter an dieser Aufgabe arbeiten», sagte ich. «Miss Castle wird das sicher verstehen.»
    «Sei doch nicht so. Es tut mir leid. Können wir nicht einfach vergessen, was ich gesagt habe?»
    Ich schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust, aber gegen Jakes Unschuldsblick war ich machtlos.
    «Ich brauche dich als Kumpel», sagte er. «Gibst du mir noch eine Chance?»
    «Nur wenn du versprichst, dass du nie wieder so etwas zu mir sagst.»
    «Okay, okay», sagte Jake und hob abwehrend die Hände. «Ich verspreche es. Kein Wort mehr darüber.»
    Als ich Xavier nach der Stunde traf, erwähnte ich das Gespräch mit Jake mit keinem Wort. Ich nahm an, dass es ihn nur verärgern würde, und ich wollte keinen Streit. Außerdem hatten Xavier und ich auch ohne Jake schon genug Dinge, über die wir nachdenken mussten. Trotzdem hatte ich irgendwie ein komisches Gefühl, weil ich ihm etwas verschwieg. Erst rückblickend verstand ich, dass Jake genau das beabsichtigt hatte.

***
    «Kann ich mit dir reden?», fragte ich Xavier, als wir nach der Schule nebeneinander im Sand lagen.
    Wir hatten eigentlich direkt nach Hause gehen wollen, um für die anstehenden Klausuren zu lernen, aber die Aussicht auf ein kühles Eis von der Eisdiele war einfach zu verlockend gewesen. Also hatten wir Hand in Hand den Umweg über den Strand genommen. Natürlich hatte ich barfuß am Wasser entlanggehen wollen. Und natürlich hatten wir angefangen, uns gegenseitig zu jagen, bis Xavier mich schließlich erwischte und wir uns erschöpft in den Sand fallen ließen.
    Ich hatte eigentlich das Thema ansprechen wollen, das mich die ganze Zeit schon beschäftigte. Bernies Bemerkung über Sex vor der Ehe hatte es ausgelöst, und Molly hatte meine Bedenken nur noch verstärkt.
    Xavier rollte sich auf die Seite, um mich anzusehen, und wischte mir Sandkörner von der Nase. «Du kannst mit mir über alles reden.»
    «Also», fing ich unbeholfen an, «ich weiß nicht, wie ich es sagen soll … und ich will nicht, dass es irgendwie komisch klingt …»
    Xavier setzte sich auf und strich sich das Haar aus der Stirn. Sein Gesicht war plötzlich ganz ernst. «Willst du mit mir Schluss machen?», fragte er.
    «Was?», schrie ich auf. «Nein, natürlich nicht – im Gegenteil.»
    «Oh.» Er ließ sich wieder in den Sand gleiten und lächelte entspannt. «Dann machst du mir vermutlich gerade einen Heiratsantrag. Also, wegen des Termins …»
    «Du machst es mir nicht gerade leicht», beschwerte ich mich.
    «Sorry.» Er sah mich ernsthaft an. «Worüber wolltest du mit mir reden?»
    «Ich will wissen, was du denkst … wie du es findest …» Ich zögerte und senkte dann meine Stimme, «… das S-Wort.»
    Xavier stützte sein Kinn auf die Hand.
    «Ich bin nicht gut im Rätselraten. Du musst schon ein bisschen deutlicher werden», sagte er.
    Ich konnte es einfach nicht laut aussprechen und druckste unbehaglich herum.
    «Wie ist denn der zweite Buchstabe?» Xavier musste lachen.
    «E», antwortete ich. «Gefolgt von einem X.»
    «Ach, du willst also über Sex reden?»
    «Nein, nicht darüber reden», sagte ich. «Ich wollte nur wissen, ob … also ob du schon daran gedacht hast?»
    «Wo kommt das denn jetzt her?», fragte Xavier vorsichtig. «Das klingt irgendwie gar nicht nach dir.»
    «Na ja, ich habe mit Molly gesprochen», druckste ich herum. «Und sie fand, dass es merkwürdig ist, dass wir noch nicht … du weißt … irgendwas getan haben.»
    Xavier machte ein finsteres Gesicht. «Muss Molly unsere Beziehung eigentlich bis ins kleinste Detail kennen?»
    «Findest du mich vielleicht gar nicht anziehend?», fragte ich, und meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Die Idee war mir noch gar nicht gekommen. «Stimmt etwas nicht mit mir?»
    «Hey, hey, natürlich nicht.» Xavier nahm meine Hand.

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