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Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)

Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)

Titel: Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Farndon
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da man jedoch auch mit nur einer Niere problemlos überleben kann, käme fast jeder Mensch für die Organspende infrage. In Großbritannien kommt bereits jede zehnte Niere von einem lebenden Spender, in den USA sogar jede vierte. Nieren von Lebendspendern sind in der Regel in besserem Zustand und für den Empfänger oft besser verträglich, vor allem wenn sie von nahen Verwandten stammen. Lebendspenden ersparen Kranken zudem das zermürbende Warten darauf, dass ein Mensch mit einer passenden, funktionstüchtigen Niere stirbt.
    Das Problem besteht natürlich darin, dass nicht jeder einen großherzigen Verwandten greifbar hat. Also suchen Patienten aus wohlhabenden Ländern zuweilen in der Dritten Welt nach Spendern. Preise von deutlich über 4000   Euro veranlassen manch mittellosen Einwohner von Pakistan oder Kolumbien, eine Niere zu verkaufen. Die meisten Regierungen versuchen, den Organhandel zu unterbinden. Da jedoch wohlhabende Patienten in reichen Ländern nach wie vor dringend Transplantate benötigen und es den Bewohnern von Entwicklungsländern an Geld mangelt, werden die Organe auf dem Schwarzmarkt verkauft. Schätzungen zufolge werden jedes Jahr weltweit etwa 6000 Nieren gegen Bezahlung abgegeben. In Pakistan gibt es etliche Dörfer, in denen vier von zehn Einwohnern nur noch eine Niere besitzen.
    Die Organhändler rechtfertigen sich so: Die Nierenpatienten sind sehr krank, und wenn ihnen ein Mensch durch eine Organspende helfen kann, warum sollte er das nicht tun? Und wenn der Nierenkranke über entsprechende Mittel verfügt, warum sollte er einen armen Spender nicht mit einer großzügigen Bezahlung entlohnen? So profitieren beide: Der Patient erhält eine neue Niere und seine Gesundheit zurück, der Spender bekommt Geld, mit dem er seine Familie ernähren kann. Der Medienforscher David Holcberg vom US-amerikanischen Ayn Rand Center for Individual Rights rechtfertigt diese Vorgehensweise durch das Recht auf Selbstbestimmung: »Das Recht, ein Organ zu kaufen, ist Teil des Rechts auf Leben. Recht auf Leben bedeutet, dass es einem vernunftbegabten Wesen zusteht, alle Maßnahmen zu ergreifen, die das eigene Leben aufrechterhalten. Dieses Recht wird außer Kraft gesetzt, wenn es per Gesetz verboten ist, eine lebensrettende Niere oder Leber zu erwerben. Holcberg argumentiert, dass selbstverständlich auch arme Leute »die Eigenschaft der Vernunftfähigkeit besitzen«.
    Aber natürlich liegt der Fall nicht so einfach. Das Spenden einer Niere ist kein alltäglicher, harmloser Vorgang wie der Verkauf eines Möbelstücks. Die Organentnahme stellt einen schwerwiegenden operativen Eingriff dar. Stümperhaft durchgeführte illegale Operationen schädigen die Gesundheit des Spenders oft fundamental. Und selbst wenn die Entnahme gut verläuft, kann der Spender zwar mit nur einer Niere wunderbar weiterleben, verfügt aber bei einer eigenen Erkrankung über keinerlei Sicherheit. Viele arme Fischer in Südindien, die nach dem Tsunami 2004 eine Niere verkauft haben, bereuen das heute zutiefst.
    Auch die Frage, ob jemand eine Niere kaufen sollte, verdient eine Antwort. Diese lautet meiner Ansicht nach: Nein. Es ist wunderbar, wenn jemand freiwillig und unentgeltlich eine Niere spendet. Eine Bezahlung beinhaltet jedoch immer die Gefahr, die verzweifelte Lage eines anderen auszunutzen und dessen Gesundheit zu gefährden. Es ist kein Zufall, dass in den reichen Industrieländern niemand seine Niere verkauft. In der Dritten Welt sehen sich Menschen aus existenzieller Not oft dazu gezwungen, ihre Gesundheit zum Wohle der Familie zu opfern. 2007 schrieb William Saletan in dem Online-Magazin Slate , die Spender seien typischerweise »Fischer oder Arbeitslose, die dringend Geld benötigen und keine andere Möglichkeit sehen, es zu bekommen. Die Zwischenhändler lassen sie aufschneiden und die Nieren entnehmen, bezahlen ihnen einen Bruchteil der Gewinnsumme und überlassen sie ihrem Schicksal, denn die Nachsorge würde nur weitere Kosten verursachen. Diejenigen, die sich danach so weit erholen, dass sie wieder arbeiten können, haben wirklich Glück.«
    Unsere Einstiegsfrage wurde aber interessanterweise aus der Sicht des Spenders gestellt. Dadurch wird die Sache knifflig. Als (vergleichsweise!) wohlhabendem Einwohner eines europäischen Landes steht es mir selbstverständlich nicht zu, einen Spender zu verurteilen, der sich trotz aller Gesundheitsrisiken zum Verkauf einer Niere entscheidet. Ich wünsche es niemandem, je in eine

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