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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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vermisste, mit Jaromir allein sein zu können. Auf das angenehme Kribbeln, das sich immer in ihr ausbreitete, wenn sie in seiner Nähe war, wollte sie einfach nicht mehr verzichten.
    Dienstag ging es noch, aber am Mittwoch in der Geometrievorlesung hätte sie ihn am liebsten aus dem Hörsaal gezerrt. Ihm so nah zu sein und doch so fern, das konnte sie kaum aushalten. Dann hatte er auch noch seine Gedanken abgeschirmt, so dass sie ihn nicht mal hören konnte.
    Es machte sie irre.
    Wenn Kerstin nicht schon seit Montag davon geredet hätte, dass sie heute gemeinsam ins Kino gehen würden, hätte sie mit irgendeiner lausigen Ausrede abgesagt.
    Jaromir schien es nicht anders zu gehen. Bei der ersten Gelegenheit spürte sie ein vorsichtiges Klopfen an eines ihrer Gedankenfenster. Sie öffnete den Vorhang ein kleines Stück und spürte ihn.
    „Hallo Kleines! Ich vermisse dich.“ Er klang gequält.
    „Und ich dich! Hoffentlich ist bald morgen.“
    Ihre Antwort ließ Hoffnung in ihm aufkeimen. „Ich hätte auch heute Zeit… Für dich habe ich immer Zeit.“
    Victorias Schmetterlinge waren kurz davor auszurasten. „Ich weiß, Jaro. Aber wenn wir unsere Beziehung wirklich geheim halten wollen, kann ich nicht schon in der ersten Woche die Verabredungen mit meinen Freunden absagen.“
    Jaromir seufzte in Gedanken. „Du bist so vernünftig – eigentlich sollte ich der Vernünftige von uns beiden sein…“
    Die Studenten wurden langsam wieder unruhig, und mit tiefem Bedauern wandte sich Professor Custos Portae wieder seiner Vorlesung zu.
    Als sie beide ihre Gedanken wieder abgeschirmt hatten, fühlte sich Victoria endlos allein. „Wie soll das denn bitte in der nächsten Woche werden? Oder in einem Monat? Wie soll ich das aushalten?!“
    Nachmittags konnte sie sich kaum auf ihre Übungsaufgaben konzentrieren. Eigentlich war sie hauptsächlich damit beschäftigt, Jaromir zu orten und festzustellen, was er gerade tat. Er war auf nie lange mit einer Sache beschäftigt und wirkte irgendwie rastlos auf sie.
    Victoria war froh, als es endlich Zeit war, mit dem Bus in die Stadt zu fahren, um Kerstin zu treffen. Sie hatten sich beim Asiaten zum Sushi Essen verabredet.
    Kerstin wollte unbedingt wissen, wie es ihr jetzt, anderthalb Monate nach der Trennung von Mark, ging und Victoria konnte glaubhaft versichern, dass sie kaum noch einen Gedanken an ihren Exfreund verschwendete.
    Es fiel ihr sehr schwer, nicht von Jaromir zu schwärmen und so war sie dankbar, als ihre Freundin das Thema wechselte und über das Buch sprach, das sie gerade las. Es handelte von einem Vampir, der sich unsterblich in eine Mitschülerin verliebte. Die Liebe war voller Hindernisse und alles andere als einfach, aber keiner der beiden konnte vom anderen lassen.
    „So etwas würde ich ja zu gern mal selbst erleben. Ich meine, die absolute Liebe, das wäre doch was…“, meinte Kerstin verträumt.
    Victoria lachte. „Pass auf, was du dir wünschst! Es könnte in Erfüllung gehen.“
    Der Film, den sie im Anschluss an ihr Essen guckten, war nicht ganz Victorias Fall, lenkte sie aber wenigstens ein bisschen ab. Sie waren in die Spätvorstellung gegangen und verließen das Kino erst gegen Mitternacht. Schließlich gingen sie zum Busbahnhof und nahmen die Linie vier Richtung Holtenau.
    Kerstin wohnte nur ein paar hundert Meter von Victoria entfernt und da der Abend mild war, beschloss sie mit Kerstin zusammen auszusteigen und den Rest der Strecke zu laufen.
    Kerstins Wohnung lag auf dem Weg, also verabschiedete die sich an der Haustür von ihrer Freundin: „Ach Victoria, das war mal wieder ein richtig netter Abend! Das sollten wir öfter machen.“
    „Ja, es tut echt gut, mal raus zukommen“, log Victoria. „Dann bis morgen.“
    „Bis morgen! Komm noch gut nach Hause.“
    Victoria winkte noch einmal lächelnd und ging dann los. Sie atmete tief durch. „Die Nachtluft wird mir gut tun“ , dachte sie.
    Ohne es zu wollen, träumte sie von ihrem nächsten Treffen mit Jaromir und bemerkte die Schritte hinter sich erst, als diese schon sehr nah waren. Im ersten Moment dachte sie, es sei Kerstin. Sie drehte sich um, und erkannte, dass wenige Meter hinter ihr drei Männer gingen, die auch mit Kerstin und ihr im Bus gewesen waren.
    Sie dachte an Jaromirs Warnung vom Montag und stellte amüsiert fest, dass er recht hatte. Die drei waren eindeutig auf amouröse Abenteuer aus.
    Dann lief es ihr eiskalt den Rücken runter. Sie selbst sollte die Hauptperson in diesen

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