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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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Stühlen. Das hell gebeizte Eichenholz passte perfekt zu den Farben des Raumes. Die Möbel wirkten leicht und elegant. Es sah so aus, als hätten sie schon immer dort gestanden. Auf dem Tisch stand ein großer Strauß weißer Rosen und es war für zwei Personen gedeckt. Der Pflaumenkuchen duftete verführerisch und der milchige Jogi-Tee verströmte auf dem Stövchen sein herrliches Gewürzaroma.
    Erst jetzt bemerkte Victoria, dass sie heute Mittag wirklich zu wenig gegessen hatte. Sie war vor Geometrie einfach zu aufgeregt gewesen, um richtig zu essen und danach ebenfalls. Sie musste grinsen. Anscheinend hatte Jaromir ihr Essverhalten heute beobachtet.
    Sie trat näher ans Fenster heran und spürte, dass er mit seinem Sportwagen gleich durch das schmiedeeiserne Tor kommen würde.
    Da klopfte es an der Tür. Sie drehte sich um, und sah Albert mit einem Teller Zimtschnecken hereinkommen.
    Er lächelte. „Ich habe sie noch einmal warm gemacht, dann sind sie fast so gut wie frisch gebacken.“
    Der verführerische Duft stieg ihr in die Nase und sie sah in seinen Gedanken, dass es ihm eine große Freude bereiten würde, wenn sie jetzt gleich eine davon essen würde. Grinsend meinte sie: „Da kann ich wirklich nicht widerstehen!“, nahm sich einen Teller und angelte sich eine Zimtschnecke. Genießerisch biss sie in das warme Gebäck. „Hmmmm.“
    Albert nickte ihr höflich zu und freute sich still.
    Nachdem sie den erstem Bissen der Köstlichkeit herunter geschluckt hatte, bemerkte Victoria: „Sie haben recht Albert, die sind so lecker wie die Frischen – wirklich ein Traum!“
    Albert verneigte sich bescheiden und verließ sehr zufrieden den Raum.
    Wenige Minuten später kam Jaromir durch die Tür. Er strahlte sie an und warmes Glück verteilte sich in ihr bis in die Zehenspitzen.
    „Wie ich sehe, hast du Albert heute endgültig als Freund gewonnen.“
    Sie lachte. „Das war wohl eher umgekehrt. Ich meine – er liest mir die Wünsche von den Augen ab! Oder kann er vielleicht doch Gedanken lesen?“
    Jaromir schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, das kann er nicht, aber alles, was mit Essen zu tun hat, liegt ihm im Blut. Er hat ein herausragendes Gespür dafür, wem was schmeckt.“
    Victoria grinste. „Auf alle Fälle hat er meine Zimtschneckenvorliebe gnadenlos entlarvt. Die sind aber auch lecker!“
    Er lachte. „Dann musst du unbedingt seinen Pflaumenkuchen probieren.“
    Er fasste sie an die Hand und zog sie zum Tisch. In ihrer Hand breitete sich ein wohliges Kribbeln aus und wanderte den Arm hoch. Seine Nähe wirkte berauschend.
    Plötzlich lief in ihrem Kopfkino wieder der Film «Leidenschaftliche Küsse zwischen Studentin und Professor». Sie grinste und zog ihre Gedankenvorhänge leicht auf. Die Luft zwischen ihnen begann zu knistern.
    Er schloss die Augen und warf den Kopf leise lachend in den Nacken. Dann sah er sie mit seinen leuchtenden, braunen Augen an. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch flatterten begeistert und wirbelten dabei jede Menge Glücksstaub auf.
    Sie biss sich auf die Lippe und dachte entschuldigend: „Ich bekomme dich einfach nicht aus meinem Kopf.“
    Er nahm sie in seine Arme und sagte mit rauer Stimme: „Und ich hoffe, dass sich das auch nicht ändern wird.“ Zärtlich zog er sie an sich und küsste sie. Erst ganz vorsichtig, dann etwas mutiger.
    Die Schmetterlinge flatterten Sturm und forderten mehr. Sie küsste ihn leidenschaftlich zurück. Er nahm sie fester in seine Arme und ihr wurde leicht schwindelig. So hatte er sie noch nie geküsst.
    Dann seufzte er und löste sich mit spürbarem Bedauern von ihr. Die Luft um ihn flirrte leicht. „Immerhin mache ich langsam Fortschritte“ , dachte er.
    „Was hast du verändert?“, fragte sie neugierig.
    Er grinste schief. „Ich habe gestern den ganzen Tag die Übungen gemacht, die mir mein Mentor schon vor etlichen Jahrzehnten zur Verbesserung meiner Selbstbeherrschung gegeben hatte. Es klappt heute schon besser, findest du nicht?“
    Sie lächelte zurück. „Eindeutig! Mir wurde schon wieder schwindelig.“
    „Na, dann sollten wir schleunigst etwas essen!“, antwortete er lachend und zog sie nun endgültig zum Tisch.
    Auch der Pflaumenkuchen war großartig. Die Früchte waren süß und die Zimtstreusel herrlich knusprig.
    Jaromir und Victoria unterhielten sich beim Essen ganz ungezwungen. Sie wollte natürlich wissen, wo er den Esstisch so schnell herbekommen hatte. Ratlos überlegte sie: „Immerhin war gestern Sonntag und

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