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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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Jaromir streng.
    Victoria hatte tatsächlich den Eindruck, als würde sie nun Magie aufnehmen, wie ein ausgetrockneter Schwamm, der Wasser aufsog. Es fühlte sich an, als würde ihr überhitzter, ausgedörrter Körper mit klarem, kaltem Wasser geflutet. „Ahhh … das tut gut…“
    „Dann trink noch einen Schluck.“
    Sie würgte noch einen Schluck von dem starken Gebräu hinunter. „Uaäh!!!!!!“
    „Und jetzt noch einen Schluck.“
    Sie kam allmählich wieder zu Kräften. „Jaromir, weißt du wie eklig dieses Zeug ist?!“
    „Ja, das weiß ich. Aber ich lasse erst locker, wenn der Becker leer ist.“
    Sie trank noch einen Schluck. „Das ist Nötigung!“
    „In der Tat ist das nötig!“, erwiderte Jaromir ungerührt.
    Sie fügte sich und trank weiter. Nach ein paar Minuten hatte sie den Eindruck, dass die Magie langsamer in sie zurückfloss. Sie fühlte sich etwas besser und traute sich, die Augen erneut zu öffnen. Sie sah Jaromirs Gesicht.
    Es war aschfahl.
    Er flüsterte: „Tu das nie wieder, Victoria.“
    „Was?“, fragte sie krächzend.
    „Dich beinahe umzubringen. Ich bin fast wahnsinnig geworden!“
    Ihr Hals brannte und so verlagerte sie sich vorerst doch wieder aufs Denken. „Was ist denn überhaupt passiert?“
    „Ich weiß nicht genau, was du gemacht hast, aber du hast schlagartig all deine astrale Energie heraus geschleudert. Es war kein einziger Funken mehr in dir. Victoria, das ist tödlich!“
    Sie war verwirrt. „Und ich dachte immer, wenn man tot ist, hat man keine Schmerzen mehr.“
    Sie spürte, dass er gegen seinen Willen grinsen musste. „Keine Angst, du bist nicht tot... Ich konnte dir in der letzten Sekunde genug Energie zurückgeben, so dass du gerade eben am Leben geblieben bist.“
    Sie war erstaunt und dachte unwillkürlich: „Wie macht man denn so was?“
    Jetzt musste er leise lachen. „Dein Wissensdurst ist wirklich unersättlich! Aber du bist sicherlich müde – ich erkläre es dir ein anderes Mal, versprochen…“
    „Dann hast du mir also das Leben gerettet… Danke...“
    Seine Stimme wurde rau: „Ich würde es jederzeit wieder tun. Aber jetzt ruh dich ein bisschen aus.“
    Dankbar schloss Victoria die Augen und war sofort eingeschlafen.
    Als sie wieder erwachte, stellte sie fest, dass sie in Jaromirs großem Bett lag. Er saß auf einem Sessel neben ihrem Bett und las in einem dicken Buch. Gegen die großen Fenster klatschte der Regen.
    Als sie sich bewegte, sah er auf und lächelte sie an. „Na, geht es dir besser?“
    Sie horchte in sich hinein und tatsächlich: die grauenhaften Schmerzen waren weg. Es fühlte sich zwar an, als hätte sie in jeder Faser ihres Körpers einen ordentlichen Muskelkater, aber das war zu ertragen.
    Er grinste. „Ja, genauso fühlt es sich an, wenn man zu viel gezaubert hat und du hast in der letzten Nacht ganz gewiss viel zu viel gezaubert!“
    Er seufzte und sie bemerkte, dass neben grenzenloser Erleichterung langsam Verärgerung in ihm hochstieg.
    Sie grinste ihn schief an. „Ich bin nicht gestorben und es geht mir schon wieder besser – dann ist jetzt wohl die Zeit für deine Moralpredigt, was?“
    Er musste fast lachen, nickte aber dann. „Ich will gar nicht darüber reden, dass es leichtsinnig war, um diese Uhrzeit allein durch die Straßen zu laufen. Nebenbei kann ich auch nur von Glück reden, dass ich zu dem Zeitpunkt, als ich deine Misere bemerkte, gerade im weißen Salon war und nicht in meinem Arbeitszimmer! Wäre das der Fall gewesen, hätte ich wohl die Mauern gesprengt… Aber was ich wirklich nicht verstehe ist, warum du mir befohlen hast, in diesem abgelegenen Hinterhof zu landen!! Ich wäre viel schneller bei dir gewesen und hätte die drei in Stücke gerissen, ohne dass auch nur einer von ihnen dich hätte berühren können! Dann hättest du nicht zaubern müssen und wärst nie in Gefahr gewesen!“
    Sie erinnerte sich an ihre Erleichterung, als er tatsächlich dort gelandet war und meinte nur: „Du warst wie von Sinnen. Ehrlich gesagt, hatte ich gar nicht damit gerechnet, dass du auf meinen Vorschlag eingehen würdest.“
    Er schnaubte verächtlich: „Vorschlag ist gut! Und ich wollte auch gar nicht darauf eingehen. Ich weiß selbst nicht warum – ich musste einfach tun, was du mir befohlen hast. Aber du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet.“
    Sie sah ihn ernst an. „Wenn ich dich nicht angebrüllt hätte, hättest du die drei getötet. Dafür wärst du von deinen Artgenossen bestraft worden.

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