Haltlos
lehnte sich dann schnaufend zurück und schwor, dass er in der nächsten Nacht von Pizzaträumen verfolgt werden würde.
Victoria zog fragend die Stirn kraus und J seufzte: „Ach Vici, nach diesem göttlichen Essen spannt mein Magen so sehr, dass jede einzelne Nudel mich in meinen Träumen aufsuchen wird – das passiert mir sonst nur bei Pizza! Aber mal ehrlich: Das war’s wert!“
Victoria grinste. „Es freut mich zu hören, dass es dir geschmeckt hat. Albert wird sich freuen, dass sein Rezept bei dir Anklang gefunden hat.“
J starrte glücklich ins Leere und reckte sich genüsslich. „Sag mal, Prinzessin, ist Albert eigentlich verheiratet? Ich glaube, ich werde gerade schwul und bin schwer verliebt.“
Sie lachte und holte eine Flasche Kümmel aus dem Eisfach. „Keine Ahnung, er wohnt allein im Haus Brookstedt. So, jetzt gibt es noch was für die Verdauung, damit die Nudeln heute Nacht Ruhe geben.“
Am Mittwoch war wieder Geometrie die erste Vorlesung. Victoria saß zwischen Kerstin und Felix und träume vor sich hin. Ihre Hand schrieb fast automatisch die Zeichen von der Tafel ab, so dass ihr Geist Zeit hatte, in Erinnerungen von Jaromirs Küssen zu schwelgen.
Seine Selbstbeherrschung machte stetig kleine Fortschritte. Allein bei diesen Gedanken nahm das Kribbeln in Victorias Bauch wieder zu. Wenn Jaromir sie wie jetzt mit seinen leuchtenden, braunen Augen ansah, durchströmte sie heißes Glück.
Sie achtete darauf, mit ihren Gedanken hinter einer verschlossenen Tür in einem privaten Geistesraum zu bleiben, damit der Professor sich auf die Vorlesung konzentrieren konnte, aber tatsächlich konnte sie ihr Treffen heute Abend kaum erwarten.
Auf Schach hatte sie gar keine Lust und die nächsten beiden Vorlesungen würde sie sich am liebsten auch gleich schenken. Sie seufzte innerlich: „Ich liebe ihn so! Wir sind jetzt fast sechs Wochen zusammen und ich bin bei unseren Treffen immer noch so aufgeregt wie bei unserem ersten Date. Ob das jemals anders wird? … Er ist einfach unglaublich… überhaupt ist das alles unglaublich!“
Wenn ihr bewusst wurde, was er wirklich war, hatte sie das Gefühl, sie würde träumen und gleich aufwachen. Das alles war so unrealistisch, dass sie es immer noch nicht richtig fassen konnte.
Irgendwann bemerkte sie, dass Kerstin sie von der Seite ansah. Victoria versuchte, ihren seligen Gesichtsausdruck wieder unter Kontrolle zu bringen und fragte sich besorgt, seit wann ihre Kommilitonin sie schon beobachtete.
Die Antwort sah sie prompt in Kerstins Gedanken: „Eigentlich kann das gar nicht sein, aber Victoria sieht ihn schon seit Wochen so verliebt an und der Professor ist da auch nicht besser. Manchmal habe ich fast den Eindruck, sie sprechen miteinander – ohne Worte... Oh Mann! Ich glaube, ich bilde mir da mal wieder etwas ein. Aber sie beteiligt sich überhaupt nicht mehr an seinen Veranstaltungen. Erst dachte ich, das hinge mit dem Überfall zusammen, aber als sie sich davon erholt hat, war sie in allen anderen Stunden normal – naja, soweit Vici eben normal sein kann. Nur in Geometrie träumt sie vor sich hin und schmachtet Professor Unheimlich an… und er fordert sie auch in keiner Weise auf, mitzumachen. Das ist doch alles sehr merkwürdig… Ob ich sie einfach mal darauf ansprechen soll?“
Victoria war schockiert und dachte verzweifelt: „Nein! Bitte sprich mich nicht darauf an!“
Kerstin hatte genau erkannt, was da zwischen Jaromir und ihr lief. Und sie hatte gedacht, dass ihre Tarnung sooo gut war. Pustekuchen!
Dann war die Vorlesung auch schon zu Ende. Jaromir lächelte sie wie immer strahlend an, bemerkte dann aber ihre Aufregung.
Er runzelte die Stirn: „Hey Kleines, was ist denn los? Du bist ja fast panisch!“
Victoria verzog automatisch ihr Gesicht: „Mist, das war nun genau falsch – jetzt weiß Kerstin endgültig, dass da was zwischen uns läuft… Ich muss hier ganz schnell raus – melde mich später wieder!“
Sie tat unbeteiligt und räumte ihre Sachen zusammen. Flüchtig blickte sie in Kerstins Gedanken und wusste, dass sie beschlossen hatte, bei diesem Thema nicht mehr locker zu lassen.
Sie fluchte innerlich: „Shit! Naja, wenn sie mich sowieso fragt, dann ist es wohl besser, wenn sonst keiner zuhört.“ Also trödelte sie absichtlich.
Auch Kerstin ließ sich mit dem Einpacken Zeit und als sie allein im Raum waren, druckste Kerstin herum: „Sag mal Vici, kann ich dich was fragen?“
Victoria tat ahnungslos und drehte sich
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