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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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lächelnd zu ihrer Freundin um. „Klar! Was willst du wissen?“
    Ihre Kommilitonin eierte herum: „Also, ich weiß gar nicht, wie ich das sagen soll, aber… in letzter Zeit, da bist du in Geometrie irgendwie so komisch. Der Professor und du – ihr seht euch an wie zwei Honigkuchenpferde – läuft da was zwischen euch?“
    Victoria wusste, dass Kerstin felsenfest von ihrer Theorie überzeugt war und egal, was sie sagte, ihre Freundin würde es ihr doch nicht glauben – nicht nach ihrer Zwiesprache mit Jaromir gerade eben.
    Victoria konnte nicht den geringsten Ansatz eines Zweifels in den Gedanken ihrer Freundin erkennen, den sie hätte aufgreifen können. Die Frage, die sie ihr gestellt hatte, war rein rhetorisch. Wenn sie jetzt log, würde Kerstin erst recht misstrauisch werden und das Ganze mit Sabine besprechen.
    Das ging gar nicht, also seufzte Victoria: „Ja, Kerstin, ich fürchte, ich habe mich in ihn verliebt.“
    „Du weiß aber schon, dass er dein Professor ist, oder?“, fragte Kerstin sarkastisch.
    Victoria verdrehte die Augen. „Du kannst mir glauben, dass ich mir das nicht ausgesucht habe! Ich wollte mich ja gar nicht in ihn verlieben. Das gibt doch nur Ärger, aber ich wurde nicht gefragt!“
    Kerstin schmunzelte: „Und was ist mit ihm? Ich meine, empfindet er auch etwas für dich?“
    Jetzt lächelte Victoria und meinte vorsichtig: „Doch, ich glaube schon… Er ist sehr aufmerksam und lässt mir so viel Freiraum, wie ich brauche. Wir wollen es langsam angehen lassen… und es soll auch keiner wissen. Du weißt schon, das Gerede…“
    Kerstin nickte verschwörerisch. „Das kann ich verstehen. Ich verspreche, dass ich kein Wort über euch verliere – auch wenn Sabine mich dafür umbringt.“
    Victoria sah in Kerstins Gedanken, dass diese tatsächlich noch mit niemandem über ihre Vermutung gesprochen hatte und es nun auch nicht mehr tun würde.
    Sie atmete erleichtert auf. „Danke Kerstin! Ich weiß ja selbst noch nicht, wie das Ganze weitergehen soll.“
    Kerstin sah sie neugierig an. „Eins musst du mir aber erzählen: Findest du Custos Portae denn gar nicht unheimlich?“
     

14.   Verschwörung
    Victoria fuhr nach der Uni zu Jaromir. Der war nicht gerade begeistert, dass nun auch noch Kerstin von ihrer Beziehung wusste, aber ihm war klar, dass es nicht anders ging. Victoria wollte sich ab jetzt wieder in Geometrie beteiligen, damit nicht noch andere Studenten misstrauisch wurden.
    Sie sagte: „Und wir sollten uns auch nicht mehr so ansehen.“
    Jaromir runzelte ratlos die Stirn. „Wieso soll ich dich nicht mehr ansehen?“
    „Doch, du sollst mich schon ansehen, aber nicht mehr so.“ Sie schickte ihm ein Bild aus der letzten Vorlesung.
    Seine Augen begannen zu leuchten. „Aber ich sehe dich gern an. Ich glaube, ich kann dich überhaupt nicht anders ansehen.“
    Tatsächlich fiel Victoria auf, dass er sie noch nie anders angesehen hatte – es sei denn, er war besorgt um sie. Nachdenklich zog sie die Stirn kraus. „Hmmm, du kannst mich also wirklich nicht anders ansehen… Ich glaube, dann ist es wohl doch besser, wenn du mich an der Uni so wenig wie möglich ansiehst. Und wenigstens ich muss so tun, als würde ich dich kaum kennen. Das wird schwer werden… gerade weil ich immer Schmetterlinge in meinem Bauch bekomme, wenn du auch nur in meiner Nähe bist! “
    Wie auf Kommando begannen die kleinen Tierchen, eine Runde zu drehen. Jaromir lächelte sie strahlend an und sie fuhr fort: „Du machst es mir aber auch nicht gerade leicht! Wenn du mich so ansiehst, kann ich nicht anders, dann muss ich immer daran denken:“ Sie schickte ihm sinnliche Bilder und augenblicklich verwandelten sich seine Augen in flüssige Bronze.
    Kurz flirrte die Luft um ihn herum, aber gleich darauf war alles wieder ruhig. Er sah ihr tief in die Augen und die Schmetterlinge frohlockten.
    Sie dachte nur schwach: „Aber… wir wollten… doch... heute Abend… Schach…“
    Er nahm ihr Gesicht zärtlich in seine Hände. „Das kann warten! Alles andere kann warten.“
    Dann küsste er sanft ihren Widerstand weg. Er hob sie auf seine starken Arme und trug sie zum brennenden Kamin, als wäre sie leicht wie eine Feder.
    Der nächste Tag war ein Donnerstag und sie hatte kein Geometrie. Sie saß in der Algebraübung und stellte sich vor, wie es morgen in der Geometrieübung werden würde, wenn sie wieder mitmachte. Allein der Gedanke daran beschleunigte ihren Puls und ließ ihre Hände feucht

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