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Hamburg Horror Noir - Halloween Special

Hamburg Horror Noir - Halloween Special

Titel: Hamburg Horror Noir - Halloween Special Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Sidjani
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flüsternden Hauses legte.
    Ich wusste nun, dass mein Besuch keinen anderen Grund besaß als den längst unaufhaltsamen Verfall meines Freundes und seines Gemäuers zu beschleunigen. Und ich schätze mich gar glücklich, dass es nicht mehr ist. Noch heute vernehme ich seinen Ruf, zurückzukehren zu den flüsternden Stimmen, und viele Nächte schrecke ich hoch bei der Vorstellung, das alte Warenhaus sei wieder aufgebaut.

PATRICK
    Eine finstere Erzählung

    „[Horror fiction] shows us that the control we believe we have is purely illusory, and that every moment we teeter on chaos and oblivion.“
    Clive Barker

I

    „Das Geld liegt auf der Kommode.“
    Der Satz klingt wie die Antwort auf eine Frage, die Patrizia gar nicht stellte. Minutenlang lagen sie schweigend da, im Dunst ihres Liebesspiels, befriedigt. Der Satz zerstört das Intime. Mit ihrer rechten Hand streichelt sie Michael über den Oberkörper, dreht sich dann zur anderen Seite des Bettes und erhebt sich langsam. Ihre Beine zittern.
    Patrizias bloße Fußsohlen berühren den Parkettboden. Sie zuckt zurück. Die Wärme des Liebesspiels ist nun der Kälte des Zimmers gewichen, auch wenn ihr Körper noch feucht ist vom Schweiß. Sie hüllt sich in seinen Bademantel, der vor ihr auf dem Boden liegt, zieht seine Socken über die Füße und schlendert zur Kommode, beinah schlaftrunken. Kurz nur schaut sie in den Spiegel, der neben einem grässlichen Portrait hängt.
    Ihren Blick kennt sie und er entlockt ihr ein kurzes Lächeln. Kurz denkt sie daran, Michael vorzuschlagen mit ihr wegzufahren. Dann blickt sie auf die Geldscheine, die er vor dem Sex schon auf die Kommode legte.
    „Das sind Fünfhundert“, stellt sie fest und dreht sich zu ihm um.
    „Ja“, antwortet er, greift sich eine Zigarette aus der Schachtel vom Nachttisch und zündet sie an. Im kurz währenden, unsteten Licht der Flamme sieht Patrizia seinen schlanken Körper, nackt ausgebreitet auf dem Bett, sein Glied halb erigiert.
    „Michael, kannst du dir das überhaupt leisten?“
    Er setzt sich auf, das Kopfkissen im Rücken, bläst Rauch ins Zimmer, bis eine dünne Nebelwand zwischen ihnen wabert. Es dämmert durch die Vorhänge. Er kratzt sich mit der freien Hand am Hinterkopf. Sie mag diese Geste. Sie wirkt bescheiden. Als ob er nicht wüsste, wie gut er eigentlich ist.
    „Ich dachte, ich bezahle dich diesmal auch im Voraus. Ich weiß nicht, ob ich beim nächsten Mal das Geld haben werde.“ Seine Stimme ein Flüstern. Patrizia versteht nur, was er meint, weil sie ihn kennt. Seinen chronischen Geldmangel. Sie zieht zwei Zwanziger und einen Zehner aus dem Geldscheinbündel und legt sie zurück auf die Kommode.
    „Ich mache dir einen Sonderpreis, Michael“, sagt sie, „Dann hast du ein bisschen Geld, um dir die nächsten Tage was zu essen zu holen. Okay?“ Michael stöhnt leise und antwortet nicht. Das braucht dir nicht peinlich sein, denkt sie. Ich mag dich, weil du kein Geld hast. Was glaubst du, mit welchen Idioten ich es schon zu tun hatte?
    „Wenn du willst, kriegst du es das nächste Mal umsonst. Mengenrabatt, weißt du.“ Sie versucht ein Lachen, krampfhaft verhallt es im Dunst. Jetzt ist es ihr peinlich.
    „Ich mach’ mal das Fenster auf“, sagt sie dann, lässt die Vorhänge geschlossen und tastet dahinter nach dem Hebel.
    „Warum machst du das?“ fragt er.
    „Weil es ziemlich stickig ist hier drin.“ Sie dreht den Hebel und kippt das Fenster.
    „Nein, das meine ich nicht. Warum bist du so nett zu mir? Du könntest einfach das Geld nehmen und verschwinden. Stattdessen redest du mit mir, öffnest mein Fenster, machst mir Angebote.“
    Sie setzt sich neben ihn auf die Matratze und streichelt über seinen Oberschenkel. Seine Haut ist weich und wenig behaart.
    „Ich mag dich“, sagt sie. Michael drückt die Zigarette in den grünen Aschenbecher auf dem Nachttisch. „Möchtest du nochmal?“ Ihre rechte Hand streichelt zwischen seinen Lenden, umfasst ihn. Er bleibt schlaff.
    Michael kratzt sich wieder am Hinterkopf, lächelt verlegen.
    „Ich will ja“, sagt er, „aber er nicht.“
    Sie lächelt zurück, aber dann fällt es ihr ein. Hier, in der Wohnung mit Michael, das ist nur ein kurzer Augenblick in ihrem Leben. Nicht das Ernsthafte, das sie sich vortäuscht. Die Nähe zu ihm ist eine Illusion, der sie sich gerne jedes Mal aufs Neue hingibt. Und irgendwann ist Schluss. Jetzt!
    „Ich muss gehen“, sagt sie und richtet sich auf. Patrizia schält sich aus dem

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