Han Solos Abenteuer 02 - Han Solos Rache
Düsenstrahls niederzuschmettern oder die Insassen aus dem Sattel zu reißen. Auf Beinahe-Zusammenstöße und Erschrecken gerichtet, war dergleichen früher ein Spiel gewesen, das Han in seiner Jugend gut gekannt hatte; im Ernst betrieben, war es eine wirksame Form von Mord.
Er wußte, daß es mindestens einen Ersatzmann geben würde; der Feind würde nicht mehr als die Hälfte seines Einsatztrupps ganz oben in Deckung lassen. Han erreichte eine Gabelung, orientierte sich im Bruchteil einer Sekunde am Stand der Sonne und tauchte in die Schlucht hinab, die er sich ausgesucht hatte. Die Frau hämmerte auf seinen Rücken und verlangte zu wissen, weshalb er den engeren Weg genommen habe.
Auf einer Seite des Canyons verlief ein langer Überhang, aber Han hielt sich eng an die andere Seite, seine Aufmerksamkeit zwischen den herzzerreißend schnellen Entscheidungen im Flug und geraubten, mikrosekundenlangen Blicken auf den Boden der Schlucht teilend. Er kämpfte gegen den Drang hochzuziehen, um von diesem irrsinnigen Hinderniskurs freizukommen; mit seiner doppelten Last würde sein Sauser fast mit Gewißheit überholt und eingeklemmt werden, und jemand, der hoch oben flog, brauchte ihn nur noch vom Himmel zu blasen.
Ein Warnblitz war alles, was er bekam. Die schrägen Sonnenstrahlen zeigten ihm einen anderen Schatten, nicht weit hinter seinem eigenen auf dem Canyonboden. Seine augenblickliche Brems-Beschleunigungs-Folge beruhte mehr auf Eingebung als auf der Berechnung von Winkeln und Geschwindigkeit. Aber sie erfüllte ihren Zweck; der andere Sauser schoß zu weit nach vorn, seine Zielgenauigkeit war durch Solos Manöver beeinträchtigt.
Der andere Pilot zog seine Maschine aus dem Sturzflug hoch, doch inzwischen war Han in eine Position gelangt, die es ihm ermöglichte, dem anderen zu begegnen, als er seinen Sauser hochriß. Während er hochstieg, ertappte der Gegner sich dabei, daß er auf das Heck von Solos Motorkapsel starrte.
Er konnte Solos Nachbrennstrahl nicht ausweichen. Sein Sauser prallte vom Canyonboden ab, taumelte einen Augenblick durch die Luft und grub sich in den Boden. Han hielt sich nicht auf, um festzustellen, ob der Lenker den Absturz überlebt hatte oder nicht; er gab Gas, soviel er konnte.
Steigend, stürzend, kippend hatte er alle Hände voll zu tun, um nicht selbst ganz abzustürzen oder irgendwo aufzuprallen. Es war ein Schock, als Han und sein Fahrgast, aus einer wilden Schieflage kommend, bei der sie mit dem Bauch des Sausers bis auf Zentimeter an eine vertikale Schluchtwand herankamen, ins offene Land hinausfetzten und die Berge hinter sich ließen.
Unerwartet kamen die drei anderen Verfolger, die im Labyrinth Solos Spur verloren hatten, mit fast gemächlicher Geschwindigkeit quer zu seinem Kurs herangeflogen.
Er sah einen Augenblick lang die fassungslosen Gesichter eines Menschen und zweier Humanoiden, deren goldglänzende Haut im dunstigen Sonnenlicht des langen bonadanischen Nachmittags schimmerte. Sie rissen ihre Flugmobile herum und nahmen die Verfolgung wieder auf, als Han beschleunigte.
Noch während er das tat, wußte er, daß eine Flucht geradeaus erfolglos sein würde. Mit der Frau an Bord würde er eingeholt werden, bevor er die Sicherheit der überwachten Stadtverkehr-Schleifen erreichte. Was er brauchte, war etwas, das der Verfolgung Einhalt gebot.
Auf seiner linken Seite erregte etwas seine Aufmerksamkeit. Der riesige Zylinder der automatischen Wettersteuerungs-Anlage begann sich auf seinem Zielapparat soeben langsam zu drehen, um eine neue Aufgabe zu lösen.
Han riß den Lenker herum und steuerte darauf zu.
Sein Fahrgast kreischte: »Was machen Sie denn? Die holen uns ein!«
Er konnte sich nicht die Zeit nehmen, ihr zu sagen, daß sie ohnehin eingeholt werden würden. Schnell auf das Gerüst der Station zurasend, mußte er die Geschwindigkeit herabsetzen. Er sah, daß sein Fluggerät oben und auf beiden Seiten von den verbliebenen Verfolgern umzingelt wurde. Er verringerte die Geschwindigkeit noch stärker, als das Traggerüst unmittelbar vor ihm emporragte.
Für den Augenblick stockten seine Verfolger, nicht sicher, weshalb er direkt auf das riesige Hindernis zufegte. Sie hatten keine Lust, in einen tödlichen Unfall verwickelt zu werden.
In letzter Sekunde ließ Han die Geschwindigkeit fast ganz abfallen und schlängelte sich durch das Gerüst aus Stahlträgern. Es war kein besonders schwieriges Manöver; die dicken Stahlträger standen weit auseinander, und seine
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