Han Solos Abenteuer 02 - Han Solos Rache
Geschwindigkeit war inzwischen vergleichsweise gering. Die Verfolger hinter ihm in einer engen Gruppe entschieden sich, ihm zu folgen, statt um das Traggerüst herumzufliegen. Sie waren willens, ihn nicht entkommen zu lassen, wenn er auf der anderen Seite herausjagte. Das war jedoch nicht sein Plan.
Er zerrte am Lenker und stieg senkrecht empor, direkt im Mittelschacht des Stützturmes, in der Hoffnung, daß diese Station der üblichen Konstruktion entsprach.
Das war der Fall; er schoß zwischen zwei Laufgängen hindurch und direkt hinaus in den höhlenartigen Emissionszylinder, der ein Stahlgeflecht mit offenen, etwa eineinhalb Meter großen Quadraten auf einer Seite war. Der Emissionszylinder war hundertfünfzig Meter lang; sein Durchmesser war knapp fünfzig Meter. Han flog hinab zu einem Ende des langsam rotierenden Zylinders, orientierte sich und rechnete sich aus, in welche Richtung genau die Station gedreht wurde.
Er drehte den Kopf und sah auch die drei Verfolger in den Zylinder hineinschwirren. Sie flogen jedoch erheblich langsamer als er; sie hatten dieses Spiel noch nie betrieben.
»Festhalten!« schrie er über die Schulter und wendete, um zu den anderen zurückzufliegen. Der Zylinder war so geräumig, daß sie sich zerstreuen und ihm ausweichen konnten, in der Meinung, er wolle sie rammen. Dann setzten sie sich wieder auf seine Fersen und folgten ihm hinab zum anderen Ende des Zylinders, wo sie, wie für sie feststand, ihn in die Enge treiben und stoppen konnten.
Bis er wieder beschleunigte. Die Motorkapsel plärrte ihre Kraft hinaus. Das andere Ende des Emissionszylinders befand sich noch immer in Drehung, und Han mußte die Bewegung sorgfältig ausgleichen. Er duckte sich tief, zielte scharf durch die Verkleidung und richtete den Sauser genau aus. Die Öffnungen im Stahlgeflecht waren erschreckend klein.
Die Frau sah, was er vorhatte, und grub den Kopf in seinen Rücken. Die Öffnung, die er sich ausgesucht hatte, weitete sich vor ihm. Es gab einen grauenhaften Augenblick des Zweifelns, viel zu spät, um es sich noch anders überlegen zu können.
Das Gitterwerk streifte an ihm vorbei wie ein Schatten. Und er war im Freien, mehr oder weniger auf die Stadt zielend. Er warf einen schnellen Blick nach hinten. Wrackteile regneten auf den Boden hinab, und ein paar Gitterstäbe ragten zerfetzt hinaus; einer seiner Verfolger hatte versucht, es ihm nachzumachen, und war gescheitert.
Das Gesicht der Frau war aschfahl.
»Alles in Ordnung?« fragte er.
»Fliegen Sie lieber das Ding, Sie Psychopath!« schrie sie ihn an.
Er blickte mit arrogantem Feixen wieder nach vorn. »Geschickte Hände und ein reines Herz triumphieren erneut. Sie waren nie in irgendeiner…« Er schluckte, als er sah, daß die Oberkante der Verkleidung säuberlich abgeschert worden war. Er war nur um Millimeter davongekommen.
»…Gefahr«, schloß Han Solo mit wesentlich gedämpfterer Stimme.
5
Chewbacca, noch immer ein ganzes Stück von der Millennium-Falcon entfernt, erschnupperte einen seltsamen Geruch und wußte, daß etwas nicht in Ordnung war. Die schwarzen Nüstern in einem nutzlosen Versuch gebläht, den Duft zu erkennen, näherte er sich dem Sternenschiff, so leise er konnte. Trotz seiner gewaltigen Größe und Statur bewegte sich der Wookie, ein erfahrener Jäger, völlig lautlos.
Nach dem Verlassen der Halle hatte Chewbacca die Falcon nur oberflächlich in Augenschein genommen, um sich zu vergewissern, daß niemand von den Bodenmannschaften versucht hatte, den Frachter fortzubewegen oder ihn einzumauern. Dann hatte er eine Runde von Rückfragen in der Zentrale des Hafenmeisters und bei den Einstellungshallen der Gilden begonnen, ohne jedoch etwas Brauchbares zu ermitteln.
Sein Auftrag hatte dazu geführt, daß ihm sowohl der gescheiterte Versuch, in das Schiff einzubrechen, als auch Solos nachfolgendes Auftauchen und erneutes Verschwinden entgangen waren. Aber nun hatte er eine weitere Drohung für das Sternenschiff entdeckt. Er schob sich leise die Rampe hinauf und sah eine unbekannte Gestalt gebückt am Schloß der Hauptluke herumfummeln. Neben der Gestalt stand ein offener Werkzeugkasten mit Fusionsbrenner, einigen Sonden, einem Bohrer und anderen Instrumenten. Die Ohren des Eindringlings waren von einer Art Kopfhörer bedeckt.
Chewbacca glitt die Rampe hinauf wie ein Gespenst, griff hin und packte mit seiner großen Hand den Nacken des Eindringlings. Der Kopfhörer wurde herabgeschüttelt, und um den
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