Hanan 2 - Weltenjäger
verbundenen Iduve zusammenkamen, verständigten sie sich auf andere Weise als mit Worten. Das Takkhenes ballte sich im Raum, eine dichte Atmosphäre, eine Besessenheit, eine Wucht, die jeden Atemzug, geschweige denn erst das Sprechen mühsam machte. Worte schienen hier nicht am Platz; Geräusche drangen wie über eine riesige Kluft aus weiter Ferne ans Ohr.
Und für eine Handvoll M'metanei, die man ins Herz der Nasul gerufen hatte, war die Stille überwältigend. Hunderte, Tausende von Iduvegesichtern bildeten die Wände des Paredre; und Chimele und Khasif waren im Zentrum. Noch ein Paar erschien zwischen den anderen, die den Saal säumten, Ashakhs schlanke, dunkle Gestalt und die kleinere, stämmigere Rakhis – beide waren körperlich gegenwärtig und schlossen sich schweigend der Gruppe im Zentrum an. Ashakhs Anwesenheit überraschte Aiela. Das Basisschiff hatte kaum auf dem Hangardeck festgemacht, und der Nasith war schon hier, noch steif von seinen Verletzungen, aber makellos sauber; er zeigte wenig Ähnlichkeit mit dem staubigen, blutenden Wesen, das dem eingestürzten Keller entstiegen war. Er ging zu Chimele und empfing, ebenso wie Rakhi, ein große Achtung verratendes Nicken.
Dann blickte Chimele zu den Kamethi und winkte. Sie bewegten sich vorsichtig in dem Gedränge der Iduve, und Daniel hielt Arles Schulter fest gepackt. Chimele begrüßte sie höflich, aber nur Aiela und Isande erwiderten den Gruß: Daniel starrte sie weiterhin mit kaum verhehltem Zorn an. Der Zorn steigerte sich zu einer Welle von Panik, als er sah, wie sie ein schwarzes Kästchen nahm und es öffnete. Das Platinband eines Idoikkhe schimmerte darin.
›Nein!‹
schrie es in Daniels Bewußtsein und erschreckte seine Asuthi. Aber sie waren bei ihm, und auch Arle war da; Daniel war ein Gefangener, nicht nur der Iduve. Er ließ sich das Armband mit derselben hilflosen Panik anlegen, die einst auch Aiela empfunden hatte und schämte sich bitterlich.
›Ist es das, was das Takkhenes den M'metanei antut?‹
fragte sich Aiela. Daniel haßte Ashanome; er hatte tatsächlich Tejef nicht halb so sehr gefürchtet wie Chimele. Aber er gab nach, und selbst Aiela konnte sich nicht vorstellen, wieviel Mut ein M'metane hätte haben müssen, um der Nasul die Stirn zu bieten.
›Ihr
seid
beide
Außenseiter‹
, bemerkte Isande traurig.
›Oh,
was
bin
ich
froh,
daß
ich
nie
mit
euren
Zweifeln
zu kämpfen
hatte.
Ihr habt einfach Angst vor den Iduve. Könnt ihr das nicht endlich akzeptieren? Wir sind schwächer als sie. Was wollt ihr noch, bis ihr endlich zufrieden seid?‹
Chimele interessierte sich nun für Arle und sah das Kind mit dem Blick an, den Aiela kannte und Daniel am meisten haßte, mit dieser Konzentration eines Raubvogels, die das Opfer in Bann schlug. Arle wurde in das Schweigen hineingezogen und schien eher hypnotisiert als ängstlich zu sein.
»Das ist also das Kind, das so wichtig für dich war, Daniel-Kameth, so wichtig, daß deine Asuthi dich nicht bändigen konnten?«
Daniels Herz pochte dumpf und schien stehenzubleiben, als er erkannte, daß Vaikka nicht unbedingt den wirklichen Missetäter einbeziehen mußte, daß Belohnung und Strafe bei den Sternenherrn nicht dasselbe wie bei den Menschen bedeuteten. Er hätte gerne gesprochen, wenn er die Worte gefunden hätte; so aber begegnete er Chimeles Augen und stürzte in diesen amethystfarbenen Blick, diese kühle Ruhe ohne Mitleid, wie die M'metanei es kannten. Vielleicht lachte Chimele. Keiner der Kamethi konnte es erkennen. Vielleicht war das Ganze selbst eine Vaikka, eine Machtdemonstration.
»Sie hat eine gewisse Chanokhia«, sagte Chimele. »Man wird sich darum kümmern, daß sie angemessen versorgt wird.«
»Das mache ich schon«, sagte Daniel. Es waren die zurückhaltendsten Worte, die er finden konnte.
Und plötzlich wich das Zentrum des Paredre einer Projektion in Rot und Violett, Tashavodh und Mijanothe, Kharxanen und Thiane.
»Heil Ashanome«, sagte Thiane »Seid ihr zufriedengestellt?« Chimele erhob sich und neigte in Ehrfurcht vor der ältesten aller Iduve den Kopf. »Du bist pünktlich, Thiane, Langlebige.«
»Die Stunde ist da, o Ashanome, Weltenjäger, und Priamos existiert noch immer. Wir sahen Schiffe zu euch zurückkommen. Ich frage nochmals: seid ihr zufriedengestellt?«
»Du hast also bemerkt, o Thiane, daß all unser Eingreifen auf Priamos vor der festgesetzten Zeit beendet war, und daß Ausrüstung und Personal vollständig abgezogen
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