Hanan 2 - Weltenjäger
jede Hilfe brauchen. Haltet seine Aufmerksamkeit von mir fern.‹
Daniel suchte nach seiner Waffe, riß einen Stuhl aus der Transithalterung, schmetterte ihn gegen den Monitorschirm, die Tür, die Wände, schrie dabei wie ein Wahnsinniger und versuchte, soviel Schaden wie möglich anzurichten.
›Wenn nur einer von der menschlichen Besatzung nachsehen kommt‹
, hoffte Daniel immer wieder. Er war entschlossen zu töten. Er schlüpfte mit solcher Leichtigkeit in diese Stimmung, daß Aiela und Isande von einem gewissen Unbehagen befallen wurden und fühlten, wie sich in ihnen etwas Primitives, Schändliches regte.
Isande begann die Schalttafel zu untersuchen, um irgendeine schwache Stelle zu finden, die den kleinsten Alarm auslösen könnte, aber Aiela konnte ihr keinen Rat geben. Er konnte an nichts anderes mehr denken als an den Amaut, der sich nun bemühte, mit seiner schweren Last zu rennen.
Dann bestätigte sein Blick, was Ashakhs Takkhenois ihm schon aus viel größerer Entfernung verraten hatte.
Dieses grüne Bündel, das der Amaut aus dem Schiff schleppte, war eine Frau, mit indigoblauer Haut, im Gewand einer Katasathe.
Aiela hielt seine Pistole in der Hand: obwohl sie keine tödliche Wirkung hatte, ließ ihn der Gedanke, auf eine schwangere Frau zu schießen, stocken – der Schreck zusammen mit dem Sturz mochten sie töten.
Der Amaut wirbelte plötzlich mitten im Schritt herum, und seine Hand unter Chaikhes Körper hielt eine Waffe, die wirklich tödlich war.
Aiela feuerte, er reagierte instinktiv schneller als sein Verstand entscheiden konnte, der Amaut und die Iduvefrau stürzten bewußtlos übereinander.
Er konnte nicht stehenbleiben, um Chaikhe zu helfen. Sich die Seite haltend, rannte er weiter und taumelte auf das Rollband der ausgefahrenen Rampe, wagte aber nicht, es in Gang zu setzen aus Angst, Tejef auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen. Er raste das Band hinauf, über ihm zeichnete sich die Luke ab. Es fiel ihm ein, daß sie ihn leicht mittendurch schneiden konnte, wenn sie sich jetzt schloß.
Sie blieb offen. Er stürzte beinahe auf dem ebenen Boden der Luftschleuse, rannte in den Korridor, wo seine Schritte in die Leere hallten.
Dann begann der Schmerz des Idoikkhe, langsam pulsierend, entnervend in seiner allmählichen Steigerung. Seine Bewegungen wurden unkontrolliert, er stürzte, griff nach seiner Pistole, versuchte, die Finger anzuspannen, um die lebenswichtige Waffe festzuhalten, wartete, hoffte auf Tejefs Erscheinen; wenn nur, wenn nur der Iduve ein einziges Mal den Fehler machen würde, zu sicher zu sein.
›Verlaßt mich, geht!‹
schrie er seinen Asuthi zu, die sich zwischen ihn und den Schmerz drängen wollten.
Irgend etwas brach. Seit einiger Zeit hatte das Licht nicht mehr geflackert, aber nun hatte unten im Flur ein regelmäßiger Lärm begonnen, ein donnerndes Dröhnen, das sogar durch Margarets Betäubungsschlaf zu ihr drang. Sie wurde immer unruhiger, und Arles beschwichtigende Hand konnte sie nicht mehr besänftigen.
Jemand schrie auf, dünn und weit entfernt, und als Arle die Tür des Krankenzimmers öffnete, konnte sie es deutlicher hören.
Es war Daniels Stimme, so hatte sie Daniel schon einmal schreien gehört, in den Händen der Amaut, und das Krachen klang so, wie damals Margarets Körper, als Tejef sie niedergeschlagen hatte. Das blitzte durch ihr Gehirn, Margaret, zerschmettert durch einen einzigen, unbeabsichtigten Schlag.
Sie schrie auf und rannte los, hastete den Flur hinunter zu dem Eckzimmer, aus dem die Schläge und die Schreie kamen. Ihre Knie waren weich, als sie es erreichte; fast fehlte ihr der Mut, den Schalter zu berühren und die Tür zu öffnen, aber sie tat es doch und fiel kreischend rückwärts, als ein Stuhl auf sie niedersauste.
Die Trümmer krachten neben ihr auf den Boden; und dann kniete Daniel neben ihr, hob sie auf und streichelte besorgt ihren angeschlagenen Kopf, beschwichtigte ihr Schluchzen, indem er sie an sich preßte. Im nächsten Atemzug zog er sie mit sich hoch, rannte los und schlug gegen einen anderen Schalter, um eine Tür zu öffnen.
Eine Frau kam ihnen entgegen, von einer Rasse, die Arle nie zuvor gesehen hatte, eine Frau, deren Haut die Farbe eines Sommerhimmels hatte und deren Haar hell wie Distelwolle war; nicht weniger überraschend war die besitzergreifende Liebkosung, mit der sie Arle wie eine unerwartete Verwandte liebevoll aufnahm, ihren Arm ergriff und ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
»Khasif«,
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