Hand in Hand in Virgin River
Hotel abgestiegen sind oder ob sie vielleicht ganz woanders hingeflogen sind. Courtney geht nicht ans Telefon. Er kann sie nicht finden.“
„Jesus“, presste Preacher hervor. „Das ist furchtbar. Was für ein Mistkerl macht denn so etwas?“
„Nun, in diesem Fall der Mistkerl, der das offizielle Sorgerecht für das Kind hat und es nicht duldet, dass sich jemand in seine Angelegenheiten einmischt. Lief hat Courtney gesimst und sofort gefragt, wo sie ist, allerdings keine Antwort erhalten. Mehrfach hat er Stu auf dem Handy angerufen, es sogar mit unterdrückter Nummer versucht – aber er reagiert nicht. Entweder geht es ihr großartig, oder er lässt sie ihr Telefon nicht benutzen.“
„Lief muss vor Sorge halb verrückt sein“, entgegnete Jack. „Ist er immer noch in L.A. oder ist er nach Orlando geflogen?“
„Er fliegt nicht eher, bis er weiß, wohin.“
„Aber er kommt nicht zurück?“
„Machst du Scherze?“, fragte sie ihn wenig amüsiert. „Doch nicht ohne Courtney. Ich glaube, er wohnt gerade zwischen Mietwagen und Flughafen. Er hat mit ihren Nachbarn gesprochen, die Polizei eingeschaltet, einen Detektiv um Hilfe gebeten, versucht das Personal der Fluggesellschaft zu bestechen … Beinahe wäre er verhaftet worden. Und in einer Woche ist Weihnachten – niemand will sich jetzt damit befassen. Es handelt sich nicht um Entführung. Es wäre sogar schwierig, mit Differenzen in einem Sorgerechtsstreit zu argumentieren, weil er Stu erlaubt hat, seine Tochter mit in den Urlaub zu nehmen. Jeder, mit dem er redet, rät ihm, sich zu beruhigen, von wegen Stu sei ihr Vater und sie ja bald wieder da. Und so weiter.“ Kelly stellte den Schwenker ab und rieb sich die Schläfen. „Es tut mir so leid für ihn. Für beide. Allerdings wächst mir die Sache definitiv über den Kopf.“
„Kenn ich“, sagte Preacher und hob das Glas.
„Du auch?“, stieß Kelly hervor.
„Als ich Paige kennenlernte, war sie verheiratet, und Chris war schon auf der Welt. Eines Nachts ist sie vor ihrem schrecklichen Ehemann davongelaufen und hierhergekommen. Es war ganz schön viel Arbeit, bis alles so geregelt war, dass sie die Vergangenheit hinter sich lassen und wir ein neues Leben anfangen konnten.“
„ Jede Menge Arbeit“, bestätigte Jack.
„Ich dachte, die Kinder wären beide deine“, entgegnete sie.
„Nein, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals heiraten und Kinder haben würde. Das ist ein reines Wunder.“
„Dann lass mich dich mal etwas fragen“, bat Kelly. „Wie alt war Chris? Hattest du Schwierigkeiten, ihn auf deine Seite zu ziehen?“
„Er war erst vier. Wir sind von Anfang an gut miteinander ausgekommen, der Junge und ich. Es war Paige, die ich gewinnen musste. Sie steckte tief in einer richtig schlimmen, gewalttätigen Beziehung und sie hatte ziemlich viel Angst, denselben Fehler noch einmal zu machen. Man braucht viel Geduld, Kelly. Geduld und Gottvertrauen.“
„Während du diese Geduld aufbrachtest, hattest du dich da nie mal sehr einsam gefühlt?“, hakte sie nach.
Jack und Preacher schwiegen einen Augenblick.
„Feiere Weihnachten mit uns, Kelly“, sagte Preacher. „Ich lasse dich sogar in der Küche helfen, wenn es dir dann besser geht.“
Sie lachte. „Nee, das ist es nicht. Ich bin es gewöhnt, alleine zu sein. Es ist nur, dass ich, selbst wenn wir alles geregelt kriegen, nicht den blassesten Schimmer habe, wie ich Courtney davon überzeugen kann, dass ich ihr nicht ihren Vater wegnehmen möchte. Dieses arme Mädchen hat schon so viel mitgemacht. Wer weiß, wo sie jetzt steckt? Und ich möchte mich nicht in die Reihe der schrecklichen Stiefmütter einreihen.“
„Sie ist ein bisschen kratzbürstig“, meinte Jack. „So sind Teenager eben. Selbst diejenigen, die nicht viel durchgestanden haben.“
„Im Moment wäre ich glücklich, wenn ich mit ihren kleinen Kratzbürstigkeiten zu kämpfen hätte, wenn ich nur wüsste, dass sie in Sicherheit ist und in Liefs Obhut.“ Sie trank einen Schluck Brandy. „Sie brauchen sich gegenseitig.“
Und ich brauche ihn ein bisschen zu sehr, dachte sie.
Lief gingen so allmählich die Ideen aus; hinter ihm lagen ein paar sehr stressige Tage. Es schien, als ob ein betrogener Stiefvater nirgendwo Hilfe fand. Er mochte sich gar nicht vorstellen, was Courtney alles erleiden musste, wenn man sie so von ihm fernhielt. Glaubte sie, dass er sein Versprechen, in ihrer Nähe zu bleiben, gebrochen hatte? Er brach in Panik aus, wenn er
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