Hand in Hand in Virgin River
nicht im Stich, und dann lasse ich dich auch nicht im Stich.“
Zwei Stunden später wurde Pizza ins Ferienhaus geliefert, wo Courtney die beiden Kleinen hütete, die, weil sie im Flugzeug geschlafen hatten, kein bisschen müde waren.
Diesmal, dachte sie, wird Lief ihn umbringen. Sie freute sich darauf. Wenn sie das hier überleben würde.
Liefs Termin mit dem Anwalt verlief sehr ermutigend. Courtneys dringender Wunsch, bei Lief in Virgin River wohnen zu wollen, und Begleiterscheinungen wie Bisse, Stiche, dass sie auf dem Boden schlafen musste, während alle anderen Familienmitglieder nicht nur ein eigenes Bett, sondern sogar eigene Schlafzimmer hatten, würden das Verfahren zu einem Heimspiel werden lassen. Ganz zu schweigen davon, dass Stu sie rausgeworfen und Lief überlassen hatte. Schließlich und endlich war sie vierzehneinhalb Jahre alt und nicht erst viereinhalb. Sie hatte sich schließlich nicht entschlossen, bei Lief zu leben, um mit einem Mord davonzukommen – seit sie bei ihm war, hatten sich ihr äußerliches Erscheinungsbild zum Positiven gewandelt und ihre Noten sich erheblich verbessert. Sie hatte nicht nur neue Freunde, sondern auch neue Hobbys.
„Solange Stu das nicht bestreitet, sehe ich da kein Problem“, erklärte der Anwalt. „Aber sie hätte nicht wieder zu ihm zurückkehren sollen.“
Also schickte ihr Lief eine SMS. Gute Nachrichten, der Anwalt sagt, dass alles gut wird. Bring diesen Besuch mit Anstand hinter dich, und dann kriegen wir das Sorgerecht .
Ein paar Stunden später simste sie zurück. Danke. Du bist der Hammer. Haben Spaß. LG
Das fühlte sich irgendwie nicht richtig an. Zuerst einmal, weil sie sonst sofort auf seine Nachrichten reagierte. Selbst eine halbe Stunde erschien da schon zu lange, aber vier Stunden? Und Courtney schrieb keine Sätze wie „Du bist der Hammer“, was schon längst wieder out war. Und LG für Liebe Grüße war eher eine Abkürzung für Erwachsene.
Sobald er ihre Antwort erhalten hatte, simste er zurück: Alles in Ordnung?
Großartig. Melde mich später , kam gleich darauf zurück.
Also fuhr er am nächsten Tag zum Flughafen und erwartete, der gesamten Familie Lord in der Abfertigungshalle zu begegnen. Nachdem er sie nirgends entdecken konnte, nahm er an, dass sie einfach spät dran waren. Doch sowie die Zeit bis zum Boarding immer näherrückte, ging er zu einer Mitarbeiterin der Fluggesellschaft und fragte, ob sie bereits eingestiegen waren.
„Es tut mir leid, Sir, aber ich darf Ihnen diese Information nicht geben“, meinte sie.
„Können Sie überprüfen, ob meine Tochter, Courtney Lord, im Flugzeug ist?“
„Hören Sie, ich darf Ihnen keine …“
Er holte seine Brieftasche raus und klappte sie auf. Im Portemonnaie steckte ein kürzlich gemachtes Foto von Courtney. „Ich bin ihr Stiefvater, allerdings wohnt sie bei mir. Ihre Mutter ist gestorben, und sie sollte diese Reise mit ihrem leiblichen Vater und dessen Familie antreten – obwohl sie nicht wollte. Bitte helfen Sie mir. Ich habe ihr versprochen, in ihrer Nähe zu bleiben, falls sie mich braucht. Ich werde keinen Fuß in diese Maschine setzen, solange ich nicht weiß, ob sie da ist.“
„Sir, das könnte auch einfach eine große …“
„Was?“, stieß er hervor. „Lüge? Um an Bord eines Flugzeugs zu gelangen, in dem lauter Menschen mit einem erschrockenen vierzehnjährigen Mädchen sitzen?“
Die Angestellte überlegte kurz und versuchte offensichtlich abzuschätzen, wie schwer ein Regelverstoß für die Unterstützung einer Person, die sehr glaubhaft war, wog.
„Geben Sie mir bitte das Bild“, bat sie ihn ruhig.
Das tat er. Sie tippte ein wenig auf der Tastatur herum und entfernte sich dann mit dem Foto in der Hand vom Schalter. Sie zeigte es einer anderen Angestellten, die die einsteigenden Passagiere überprüfte. Anschließend eilte sie den Flugsteig entlang. Fünf wirklich schreckliche Minuten vergingen, bevor sie wiederkehrte und sagte: „Ich habe sie nicht gesehen. Niemand erinnert sich an sie. Den Namen Lord habe ich nicht auf der Liste gefunden.“
Er schloss die Augen, sein Mund öffnete sich zu einem unausgesprochenen Lieber Gott . Er legte den Kopf in den Nacken, bevor er der Angestellten das Foto abnahm, sich bedankte und erklärte. „Mein Gepäck ist schon an Bord. Ich muss es wiederhaben.“
„Gehen Sie nicht an Bord, Mr Holbrook?“, fragte sie.
„Nein. Ich muss mein Gepäck wiederhaben“, wiederholte er, „und meine Tochter
Weitere Kostenlose Bücher