Hand von Thrawn 02 - Blick in die Zukunft
nachdenklich. »Man sollte niemals unterschätzen, was Menschen aus Stolz zu tun bereit sind.«
»Nein«, sagte Disra tiefgründig. »Oder aus Überheblichkeit.«
Tierce’ Augen verengten sich ein wenig. »Was soll das heißen?«
»Das heißt, dass Sie zu weit gegangen sind«, antwortete Disra kategorisch. »Gefährlich weit. Für den Fall, dass Sie es vergessen haben: Flims Job war es, das imperiale Militär zu beflügeln und auf unsere Seite zu bringen. Es war niemals Teil des Plans, die Neue Republik auf diese Weise offen zu brüskieren.«
»Ich habe Ihnen bereits auseinander gesetzt, dass Coruscant keinerlei legale Handlungsbasis besitzt…«
»Und Sie denken, das wird sie aufhalten?«, schoss Disra zurück. »Meinen Sie denn wirklich, dass eingeschüchterte Nichtmenschen, die glauben, dass Großadmiral Thrawn ihnen seinen Atem ins Genick haucht, sich durch irgendwelche Feinheiten des Gesetzes beeindrucken lassen? Schlimm genug, dass Sie mich dazu überredet haben, Flim dem Senator der Diamala vorzuführen. Und jetzt dies !« Er deutete mit einer Hand in die Richtung des Planeten.
»Mit der Diamala-Angelegenheit haben wir exakt das erreicht, was beabsichtigt war«, gab Tierce kühl zurück. »Wir haben damit Zweifel und Bestürzung geweckt, ein paar alte Animositäten geschürt und einige der letzten besänftigenden Stimmen zum Schweigen gebracht, über die die Neue Republik noch verfügte.«
»Wunderbar, wenn man davon absieht, dass dieser neue kleine Trick die Wirkung jenes anderen vollkommen zunichte macht«, konterte Disra. »Wie kann irgendwer sich noch fragen, ob die Diamala lügen, nachdem ein ganzer Planet Thrawn zu sehen bekommen hat?«
Tierce lächelte. »Oh, aber das ist der entscheidende Punkt: Der ganze Planet hat ihn ja gar nicht gesehen. Lediglich die handverlesene Delegation des Lord Superior wird ihn zu sehen bekommen – alle anderen haben bloß deren Wort, dass Thrawn zurückgekehrt ist. Und da ein Teil seiner Botschaft an die benachbarten Systeme besagen wird, dass Kroctar unter dem Schutz Thrawns steht, wird die Begegnung mit ihm ebenso beargwöhnt werden wie jene mit dem Diamala.«
»Aus Ihrem Mund hört sich immer alles so vernünftig an«, sagte Disra scharf. »Aber an dieser Sache ist mehr, als Sie vorgeben. Ich frage mich, was das sein mag.«
Tierce wölbte die Brauen. »Das klang gerade wie eine Drohung.«
»Es war nur eine halbe Drohung«, verbesserte Disra ihn kalt. »Hier ist die andere Hälfte.« Er langte unter seine Hemdbluse und zog den winzigen dort verborgenen Blaster.
Er hatte keine Chance, damit zu zielen. Noch ehe er die Waffe ganz gezogen hatte, warf sich Tierce bereits über den Konferenztisch; der Schwung seines Satzes ließ ihn auf Ellbogen und Bauch mit dem Kopf voran auf dem polierten Verbundglas in Disras Richtung schlittern. Disra sprang intuitiv nach rechts und versuchte sich außer Reichweite der ausgestreckten Hände zu bringen, doch noch während er den Blaster hob, rollte sich Tierce teilweise herum und griff nach dem Komdisplay in der Tischmitte, um seine Richtung zu ändern und sich gleichzeitig ganz auf den Rücken zu rollen; dann brachte er die Füße nach vorne und stieß sich von dem Display ab, um an Tempo zu gewinnen.
Das Manöver erwischte Disra nahezu erstarrt. Ehe er sich wieder bewegen konnte, um sein Ziel zu finden, traf Tierce’ Fuß den Blaster genau in der Mitte des Laufs und ließ die Waffe quer durch den Raum wirbeln.
Disra tat einen unsicheren Schritt nach hinten; der bittere Geschmack der Niederlage schnürte ihm die Kehle zu; die Hände hatte er in einer vergeblichen Geste der Verteidigung erhoben, als Tierce behände vom Tisch sprang. Er hatte nur diese einzige Chance gehabt, dem Ehrengardisten die Kontrolle über seinen großen Plan zu entreißen, und er hatte sie vermasselt.
Und jetzt würde Tierce ihn töten.
Doch einmal mehr überraschte dieser ihn. »Das war ausgesprochen dumm, Euer Exzellenz«, sagte der andere gelassen, durchquerte den Raum und hob den Blaster auf. »Das Krachen eines Schusses hätte ihnen in kürzester Zeit eine Einheit Sturmtruppen auf den Hals gehetzt.«
Disra holte vorsichtig Luft und ließ die Hände sinken. »Das gilt für beide Seiten«, brachte er heraus und wusste im gleichen Augenblick, dass der Gardist nicht zu derart lautstarken Methoden greifen musste, falls er ihn töten wollte.
Doch Tierce schüttelte bloß den Kopf. »Sie bestehen auf einem Missverständnis«, sagte er.
»Und Sie
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