Handyman Jack 01 - Die Gruft
hinunter und wandte sich an seine Männer.
»Wir werden in Zweierreihe in vollem Galopp mit gezückten Lanzen vorrücken. Tooke führt die eine Reihe und wendet sich nach links, sobald ihr den Innenhof erreicht habt. Russell führt die andere Reihe nach rechts. Wenn es keinen unmittelbaren Widerstand gibt, sitzt ihr ab und bringt die Gewehre in Anschlag. Wir werden dann das Gebäude nach verborgenen Rebellen durchsuchen. Noch Fragen?«
Die Männer schüttelten den Kopf. Sie waren mehr als nur bereit – sie fieberten dem Kampf entgegen. Es musste sie nur noch jemand von der Leine lassen.
»Aufsitzen!«, befahl Westphalen.
Der Vormarsch begann noch in ordentlicher Formation. Westphalen überließ den sechs Lanzenreitern bereitwillig die Führung, während er die Nachhut bildete. Die Gruppe trabte den Pfad entlang, bis der Tempel in Sicht kam, dann gaben sie ihren Pferden die Sporen und galoppierten los wie geplant.
Aber irgendetwas passierte auf dem Weg, der zu der Mauer führte. Die Männer begannen zu schreien und sich gegenseitig anzufeuern. Die Lanzen wurden in Kampfstellung gesenkt und unter den Arm geklemmt, während sie den Pferden die Sporen gaben, bis ihnen das Blut von den Flanken troff.
Man hatte ihnen gesagt, hinter der Mauer befinde sich eine Gruppe aufständischer Sepoys. Die Lanzenreiter mussten bereit sein, unmittelbar nach Erreichen des Tores zu töten. Nur Westphalen wusste, dass der einzige Widerstand von einer Gruppe harm- und ahnungsloser Mönche kommen konnte.
Nur dieses Wissen ermöglichte es ihm, mit ihnen Schritt zu halten. Es kann nichts passieren, sagte er sich, als die Mauer immer näher kam. Da sind nur ein paar unbewaffnete Mönche. Es kann nichts passieren.
Er sah die Steinreliefs an der Mauer, als er dem Tor entgegenraste, aber seine Gedanken waren zu sehr mit dem beschäftigt, was sie im Innern erwarten mochte, als dass er ihnen irgendeine Beachtung geschenkt hätte. Er zog den Säbel und stürmte hinter seinen johlenden Lanzenreitern in den Innenhof.
Westphalen sah drei Mönche vor dem Tempel stehen, alle unbewaffnet. Sie rannten ihnen entgegen und wedelten mit den Händen in der Luft. Es sah aus, als wollten sie die Angreifer so verscheuchen.
Die Lanzenreiter zögerten nicht eine Sekunde. Drei von ihnen fächerten aus und durchbohrten die drei Mönche in vollem Galopp mit ihren Lanzen. Dann umkreisten sie den Tempel und kamen vor dem Eingang zum Stehen, wo sie absaßen, die Lanzen fallen ließen und die Enfields aus den Sattelhalftern zogen.
Westphalen blieb im Sattel. Es war riskant, ein so gutes Ziel abzugeben, aber er fühlte sich sicherer mit dem Pferd unter sich. So konnte er augenblicklich die Zügel herumreißen und davongaloppieren, sollte etwas schiefgehen.
Es gab eine kurze Pause, in der Westphalen die Männer zum Eingang des Tempels dirigierte. Sie waren fast an der Treppe angekommen, als die Svamin von zwei Seiten angriffen. Mit schrillen Wutschreien stürmte vielleicht ein halbes Dutzend aus dem Tempel, mehr als die doppelte Anzahl stürmte aus dem anderen Gebäude. Die Ersteren waren mit Peitschen und Pieken bewaffnet, die Letzteren mit Krummschwertern, die den Talwars der Sepoys ähnelten.
Es war kein Kampf – es war ein Massaker. Westphalen taten die Mönche beinahe leid. Die Soldaten zielten zuerst auf die nähere Gruppe, die aus dem Tempel kam. Nach der ersten Salve war nur noch einer der Mönche auf den Beinen. Er rannte an ihrer Flanke entlang, um sich der anderen Gruppe anzuschließen, deren Attacke deutlich stockte, nachdem sie das Resultat der vernichtenden Salve gesehen hatten. Aus dem Sattel befahl Westphalen seinen Männern auf die Stufen des Tempels zurückzuweichen, von wo aus das geringe Gewicht und die Schnellladefähigkeit der Enfields ihnen eine zweite und dritte Salve ermöglichten. Danach waren nur noch zwei der Priester auf den Beinen. Hunter und Malleson nahmen ihre Lanzen, stiegen auf ihre Pferde und ritten sie nieder.
Und dann war es vorbei.
Westphalen saß benommen und schweigend im Sattel und ließ seinen Blick über den Innenhof gleiten. So einfach. So endgültig. Sie waren alle so schnell gestorben. Mehr als ein Dutzend Leichen lagen dahingestreckt in der Morgensonne, während ihr Blut in den Sand sickerte und Indiens allgegenwärtige Opportunisten, die Fliegen, sich auf ihnen sammelten. Einige der Körper waren zusammengekrümmt wie ungelenke Parodien von Schlafenden, während andere, aus denen noch die Lanzen ragten, wie
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