Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
Plätze eingenommen: Jack lehnte auf der Kundenseite an der stark ramponierten Holztheke, während Abe auf seinem Hocker dahinter thronte. Umgeben waren sie von einem Durcheinander von Sportgeräten, die achtlos auf durchhängenden Regalbrettern deponiert worden waren, die die schmalen Gänge säumten oder von der Decke herabhingen. Überall herrschte eine beständige, staubbedeckte Unordnung. Es war ein Sports-Authority-Ramschladen, entworfen und betrieben von Oscar Madison, dem Urvater und Verfechter des häuslichen Chaos. Einer der Gründe, weshalb Jack gerne hierher kam, war der, dass daneben seine Wohnung geradezu gepflegt und geräumig aussah.
»Weißt du, wo das Wort Konspiration herkommt?«, fragte Abe. »Von
conspirare.
Das bedeutet so viel wie zusammen atmen. Die Welt ist voll von allen möglichen Leuten und Einrichtungen, die eine gemeinsame Luft atmen. Sieh dich nur mal um – « Er brach ab und legte den Kopf schief, um den hellblauen Papagei ansehen zu können, der auf seiner fleckigen linken Schulter hockte. »Was soll das, Parabellum? Nein, das können wir nicht tun. Jack ist ein Freund.«
Parabellum senkte den Kopf zu Abes Ohr und erweckte den Eindruck, als flüstere er hinein.
»Na ja, die meiste Zeit ist er unser Freund«, sagte Abe, dann sah er Jack an. »Siehst du? Verschwörungen, wohin du blickst. Jetzt gerade, direkt vor deiner Nase, hat Parabellum versucht, sich mit mir gegen dich zu verschwören, weil du ihm keinen Imbiss mitgebracht hast. An deiner Stelle würde ich anfangen, mir Sorgen wegen meiner Zukunft zu machen.«
Gewöhnlich brachte Jack etwas Essbares mit, hatte es aber diesmal vergessen.
»Du meinst, ich kann nicht vorbeikommen, ohne ein essbares Geschenk bei mir zu haben?«, fragte Jack. »Mein Besuch war ein spontaner Entschluss.«
Abe verzog beleidigt das Gesicht. »Für mich doch nicht – mir ist das egal. Es geht um Parabellum. Um diese Tageszeit meldet sich bei ihm immer der Hunger.«
Jack deutete auf die grellbunten Flecken, die die Schultern von Abes kurzärmeligem weißem Hemd übersäten. »Es sieht so aus, als hätte Parabellum schon eine Menge verputzt. Bist du ganz sicher, dass er nichts am Magen hat?«
»Er ist ein starker, gesunder Vogel. Es ist nur so, dass er sich schon mal über Fremde aufregt – und über so genannte Freunde, die ihm keinen Nachmittagshappen mitbringen.«
Jack blickte viel sagend auf Abes gewölbte Vorderfront unter seinem Hemd. »Ich weiß sehr wohl, wo die Happen für den Vogel gewöhnlich landen.«
»Falls du mir wieder mal eine Standpauke wegen meiner Linie halten willst, vergiss es und spar dir deinen Atem.«
»Ich hatte nicht vor, etwas zu sagen.«
Aber er wollte es. Jack machte sich zunehmend Sorgen wegen Abe. Bei seinem Übergewicht und dem Mangel an Bewegung war er jemand, für den ein Herzinfarkt nur eine Frage der Zeit war. Jack konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Abe irgendetwas zustoßen könnte. Er liebte diesen Mann. Die Jahrzehnte, die ihre Geburtsdaten auseinander lagen, hatten sie nicht davon abhalten können, die engsten Freunde zu werden. Abe war außer Gia der einzige Mensch, mit dem Jack reden konnte – richtig und offen reden. Gemeinsam hatten sie schon so manches weltbewegende Problem gelöst. Er konnte sich sein Leben ohne Abe Grossman nicht vorstellen.
Daher hatte Jack angefangen, bei den Knabbereien, die er mitbrachte, wann immer er bei Abe vorbeischaute, zu sparen. Und falls er etwas mitbrachte, so hatte er sich geschworen, dann musste es etwas Fettfreies und Kalorienarmes sein – am besten sogar beides zugleich.
»Überhaupt, weshalb sollte ich mir den Kopf wegen meiner Linie zerbrechen? Wenn ich abnehmen will, schaffe ich das jederzeit. Ich reise dann einfach nach Ägypten und ernähre mich vierzehn Tage lang von dem, was man dort an den Imbisskarren kriegt. Du wirst staunen. Durchfall ist das reinste Wundermittel für die Figur. Die Diät, die genauso wirksam ist, muss erst noch erfunden werden.«
»Imhoteps Rache, was?«, sagte Jack und schlug einen scherzenden Ton an. Er wollte seinem Freund nicht auf die Nerven gehen. »Wann fliegst du?«
»Ich habe schon meine Reiseagentin angerufen; ich weiß nicht, wie schnell sie arbeitet und sich wieder bei mir meldet. Vielleicht nächstes Jahr. Aber was ist mit dir los? Wie kommt es, dass jemand in deinem Gewerbe sich Sorgen wegen seines Cholesterinspiegels macht? Damit hat man doch erst zu tun, wenn man steinalt ist.«
»Ich bin nun mal ein
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