Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
Optimist.«
»Du bist viel zu gesund, da stimmt was nicht mit dir. Wenn du von einem der vielen Leute, denen du in deinem Leben ziemlich heftig an den Karren gefahren bist, nicht erschossen oder erstochen oder totgeschlagen wirst, wovon solltest du jemals sterben?«
»Ich werde mal einige Nachforschungen anstellen. Ich hoffe, ich finde etwas Interessantes.«
»Du wirst an nichts sterben! Und wie wird das auf deiner Sterbeurkunde aussehen? ›Todesursache:
Nichts.
‹ Kämst du dir da nicht blöde vor? Wie peinlich. Die Totenfeier müsste mit geschlossenem Sarg stattfinden, damit niemand sieht, wie rot und gesund dein Gesicht erscheint. Und außerdem, wie könnte ich zu deiner Beerdigung gehen und dabei ständig daran denken, dass du an nichts gestorben bist?«
»Vielleicht schäme ich mich zu Tode.«
»Das wäre wenigstens etwas. Aber ehe du den Löffel abgibst, lass mich dir noch ein wenig von Verschwörungen erzählen.«
»Ich dachte mir schon, dass du zu diesem Thema etwas beisteuern kannst.«
»Das kann ich auch. Erinnerst du dich noch an den globalen wirtschaftlichen Holocaust, vor dem ich dich immer gewarnt habe?«
Seit Jahren erzählte Abe von dem unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch der Weltwirtschaft. Er unterhielt noch immer in den Bergen einen Zufluchtsort, der reichlich mit Goldmünzen und gefriergetrockneten Lebensmitteln ausgestattet war.
»Du meinst den, der bisher noch nicht stattgefunden hat?«
»Der Grund, dass es noch nicht dazu gekommen ist, ist der, dass sie es noch nicht zugelassen haben.«
»Wer ist ›sie‹?«
»Die Clique der internationalen Bankiers natürlich, die weltweit die Währungsmärkte manipuliert.«
»Natürlich.«
Es geht schon wieder los, dachte Jack. Das wird sicherlich spaßig.
»›Natürlich‹, sagt er«, meinte Abe zu Parabellum gewandt. »Jack, der Skeptiker, glaubt, dass sein alter Freund total meschugge ist.« Er drehte sich wieder zu Jack um. »Weißt du noch, wie die Märkte in Asien und Russland vor einer Weile in den freien Fall übergingen?«
»Vage.«
»›Vage‹, sagt er.«
»Du weißt, dass ich die internationalen Märkte nicht beobachte.« Da er keine Aktien besaß, ignorierte Jack die Wall Street weitgehend.
»Dann will ich deine Erinnerung mal ein wenig auffrischen. Denk an den Herbst 1997: Sämtliche asiatischen Märkte sackten ins Bodenlose. Weniger als ein Jahr später geschah das Gleiche in Russland, wo der Rubel schließlich nur noch als Toilettenpapier zu gebrauchen war. Die Leute verloren Hemd und Hose, Banken und Maklerfirmen brachen zusammen, und asiatische Aktienhändler erhängten sich oder sprangen aus dem Fenster. Glaubst du, das wäre rein zufällig passiert? Nein. Es war geplant, es war inszeniert, und ein paar Leute scheffelten dabei Geld in Mengen, die sich kaum in Zahlen ausdrücken lassen.«
»Welche Leute?«
»Die Mitglieder der Clique. Sie kommen aus den alten Adelsfamilien und Bankierdynastien in Europa, und dazu gehören die Nachkommen unserer eigenen Erzkapitalisten. Ihr Einfluss konzentriert sich vorwiegend auf den Westen, und sie waren vermutlich sauer, dass sie vom Wirtschaftsboom in Asien nicht profitierten. Da man sie nicht freiwillig hineinließ, verschafften sie sich auf ihre Art und Weise Zugang dazu. Sie manipulierten die asiatischen Währungen, blähten die Märkte auf und zogen dann den Stöpsel heraus.«
Jack wusste, welche Frage von ihm erwartet wurde. »Welchen Nutzen hat das für sie?«
»Ganz einfach: Sie verkaufen kurz vor dem Zusammenbruch. Wenn die Preise auf dem Tiefpunkt stehen – und sie wissen genau, wann das der Fall ist, weil sie und ihre Spießgesellen die Fäden ziehen–, decken sie ihre kurzen Positionen ab. Aber das ist nur die halbe Strategie. Sie machen an diesem Punkt nicht halt. Sie verwenden ihre enormen Gewinne, um marode Immobilien und Firmen zu Schleuderpreisen aufzukaufen.«
»Und schon haben sie sich ein Stück von dem Kuchen gesichert.«
»Und kein kleines dazu. Nach dem Zusammenbruch wurden massenweise thailändische und indonesische Immobilien und Aktienpakete für fünf Cent pro Dollar von Scheinfirmen aufgekauft. Und da der Löwenanteil der Profite aus diesen aufstrebenden Ländern jetzt in die Schatullen der Finanzclique fließt, dürfte die Wirtschaft dieser Länder einen bedeutenden Aufschwung erleben.«
»Okay«, sagte Jack. »Aber wer sind sie? Wie heißen sie? Wo wohnen sie?«
»Namen? Du willst, dass ich dir Namen nenne? Warum nicht auch gleich die
Weitere Kostenlose Bücher